Spionagesoftware auf Millionen Handys vorinstalliert

Das Rootkit protokolliert Passwörter und SMS. Es wird vom Gerätehersteller auf Wunsch des Netzbetreibers installiert. Es existieren Versionen für Android, Blackberry, iOS und Symbian.

Der Systemadministrator und Blogger Trevor Eckhart hat auf seinem HTC Sensation eine gleichnamige Spionagesoftware von Carrier IQ entdeckt. Hardwarehersteller integrieren sie nach seiner Darstellung auf Wunsch des Netzbetreibers in die Firmware des Handys. Sie kann ohne Rooten des Handys nicht entfernt werden.

Carrier IQ protokolliert unter anderem Standortinformationen, SMS und sogar Eingaben auf SSL-verschlüsselten Webseiten, etwa Passwörter, PINs und TANs. Es erfüllt damit die Kriterien für ein Rootkit und einen Keylogger. Die Software ist nicht nur für Android-Geräte verfügbar, sondern auch für Blackberrys, Symbian und iOS. Auf Apple-Geräten kann der Benutzer die Carrier-IQ-Software allerdings unter „Ortungsdienste“ – „Systemdienste“ – „Diagnose und Nutzung“ abschalten. Mit anderen Versionen ist das nicht möglich.

Die Software wird unter anderem in den USA von den marktführenden Netzbetreibern AT&T und Verizon auf Smartphones vorinstalliert. Sie dient angeblich dazu, die Performance in Mobilfunknetzen zu optimieren und Fehler zu beseitigen. Eckhart fand jedoch heraus, dass Software Carrier IQ nahezu alle persönlichen Daten des Nutzers empfängt.

Als Eckart seine Untersuchungsergebnisse veröffentlichte, drohte Carrier IQ mit Klage. Der Systemadministrator schaltete daraufhin die Electronic Frontier Foundation (EFF) ein, worauf Carrier IQ die Klagedrohung zurückzog und sich entschuldigte. Das Unternehmen behauptet (PDF) aber weiterhin, keine persönlichen Informationen wie Passwörter oder SMS der Nutzer zu übermitteln oder gar zu verkaufen.

Eckart gesteht ein, dass er anhand der Logcat-Funktion von Android bisher nur nachweisen kann, in welche Informationen sich die Carrier-IQ-Software einklinkt. Was sie davon weitergibt, ist derzeit nicht genau bekannt. Seine Entdeckungen stellt Eckart in einem Blogeintrag und dem folgenden Video genau dar.

Nokia hat inzwischen erklärt, dass auf in Deutschland vertriebenen Geräten die Carrier-IQ-Software nicht installiert ist. T-Mobile und Vodafone bekräftigen, dass sie Carrier IQ in ihren Netzen nicht einsetzen.

Die Entdeckung und Entfernung der Carrier-IQ-Software ist nicht ganz einfach. Unter iOS 3 befindet sich die Software in der Datei /usr/bin/IQAgent. Ab iOS 4 findet man Carrier IQ in /usr/bin/awd_ice2 oder /usr/bin/awd_ice3.

Auf HTC-Geräten liegen die beiden Dämonen iqd und iqfd im Verzeichnis /system/bin. Ferner findet man die Anwendung com.htc.android.iqagent.apk im Verzeichnis /system/app.

Die einfachste Methode, die Software unter Android zu entfernen ist, sein Telefon zu rooten und die ungebrandete Firmware des Herstellers ohne Modifikationen des Netzbetreibers einzuspielen. Das bedeutet aber einen Garantieverlust und birgt das Risiko, das Telefon zu zerstören, wenn man dabei etwas falsch macht. Neuere HTC-Geräte erlauben das Rooten allerdings offiziell.

Ob es auf einem gerooteten Telefon ausreicht, die Dateien von Carrier IQ zu entfernen, ist nicht bekannt. Möglicherweise führt dies dazu, dass das Telefon nicht mehr bootet.

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