Google setzt zum Großangriff auf den Office-Markt an

Außer Neugründungen gibt es eigentlich keine Firmen, die nicht irgendeine Art von Office-Software im Einsatz haben. Daher ist es nur folgerichtig, dass Google auch sein Angebot für die Migrationsunterstützung verbessert hat. In diese Richtung zielt unter anderem das im Februar eingeführte Google Cloud Connect für Microsoft Office. Damit trägt der Konzern der Tatsache Rechnung, dass viele Anwender trotz einem Wechsel zu Google Text & Tabellen nach wie vor auch Microsoft Office verwenden – und wenn nicht sie selbst, dann doch Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten.

Google hatte 2010 das Unternehmen DocVerse übernommen. Dessen Produkte wurden inzwischen in die Google-Infrastruktur integriert. Sie stecken hinter dem jetzt als „Google Cloud Connect für Microsoft Office“ vermarkteten Angebot. Mit dessen Hilfe können Nutzer von Office 2003, 2007 und 2010 ihre Dokumente mit der Google-Cloud synchronisieren, ohne ihre gewohnte Office-Softwareumgebung verlassen zu müssen. Nach der Synchronisierung werden die Dokumente gesichert, erhalten eine separate URL und lassen sich dann über Google Text & Tabellen aufrufen.

Video von Google zur Einführung von Cloud Connect for Microsoft Office

Für wichtig hält Google-Manager Glotzbach außerdem eine bereits im September eingeführte, seiner Ansicht nach aber nicht genügend beachtete Funktion: die zweistufige Nutzerauthentifizierung. Bei Google heißt sie „Two Step Verification“. Nach der ersten Aktivierung durch den Administrator müssen Nutzer sich dafür mit zwei Identifikationsverfahren bei ihrem Google-Apps-Konto anmelden.

Dazu benötigen sie ein Passwort und ein Mobiltelefon. Nach Eingabe des Passworts sendet Google einen Verifizierungscode per SMS oder Sprachanruf an das Mobiltelefon. Alternativ wird der Code mit einer auf Android-Phones, BlackBerry oder iPhone laufenden Anwendung generiert. Der Vorteil gegenüber bisherigen Lösungen für die sogenannte „starke Authentifizierung“ ist, dass Google ohne besondere, meist nicht ganz billige Token oder Geräte auskommt, und die Verwaltung wesentlich einfacher ist.

Neue Vertriebswege

Während Privatnutzer sich bei Google einfach anmelden und loslegen, haben Firmen oft eine ganze Menge an Fragen. Google selbst kümmert sich aber nur um die ganz großen Kunden, andere werden durch Vertriebspartner betreut. Google-Apps-Partner im deutschsprachigen Raum sind etwa die Firmen Edag, Insight, Parx, Revevol, Sotec und Wabion. Aber auch Vodafone vertreibt laut Glotzbach die Google-Lösung an Unternehmen. Insgesamt gibt es laut Google in 70 Ländern über 2500 Partner.

Diese sind für Google vor allem in der Umstellungsphase wichtig. Zwar seien die Google-Lösungen aufgrund ihrer schon immer bestehenden Ausrichtung auf eine große Zahl an Anwendern weitgehend intuitiv nutzbar. Ansonsten ließe sich der Support für die Millionen Nutzer der Gratis-Angebot gar nicht aufrechterhalten, beziehungsweise wären die erst gar nicht gewonnen worden. „Dennoch ist in Firmen das Change Management wichtig“, räumt Glotzbach ein. Es sei zwar nicht mit dem herkömmlichen Schulungsaufwand bei Releasewechseln zu vergleichen, je nach Mitarbeiterstruktur und Computeraffinität bestehe aber dennoch Erklärungsbedarf.

Insgesamt sieht Glotzbach Google gut für den Wettbewerb mit den lokal installierten Microsoft-Produkten gerüstet. Und aufgrund der längeren Erfahrung im Cloud-Bereich ist ihm auch vor den kommenden Cloud-Angeboten aus Redmond nicht Angst. Derzeit habe Google zwar laut Beobachtern nur einen Marktanteil von vier bis fünf Prozent. Allerdings stehe man kurz davor, die „Power der Cloud wirklich zu nutzen“. Anders gesagt: Bisher musste Google die Funktionen abbilden, die andere einfach schon lange haben, jetzt kann man daran gehen, diese zu übertrumpfen.

Als ein Beispiel für die „Power der Cloud“ sieht Glotzbach die „Live“-Tabellen, eine bereits 2007 vorgestellte und seitdem in rudimentärer Form verfügbare, aber erst im Herbst vergangenen Jahres erweiterte Möglichkeit, mit Tabellen und Grafiken zu arbeiten. Wer veränderliche Daten nutzt, kann diese von den Quellen automatisch in Tabellen importieren. Googles Beispiel dafür ist seit langem die Integration von Wechselkursen aus Google Finance – allerdings irritiert dabei der Hinweis, dass diese nicht ganz aktuell und außerdem ohne Gewähr geliefert werden.

Video von Google zur Einführung von neuen Funktionen für Tabellenkalkulation

Es sind ja aber auch andere Quellen möglich. Wer mit großen Tabellen und Datensätzen mit angepassten Formeln arbeitet, wird sich auch in den nächsten Monaten nach wie vor auf lokal installierte Lösungen verlassen – zu deutsch: Excel. Für eine große Anzahl der sogenannten Wissensarbeiter hat Google jedoch schon attraktive Angebot – und verspricht viel. Es wird spannend zu beobachten sein, was Microsoft dem mit Office 365 demnächst entgegensetzt und wie sich die Konkurrenzangebote – hoffentlich zum Nutzen des Anwenders – in den kommenden Monaten weiterentwickeln.

Themenseiten: Cloud-Computing, Google, IBM, IT-Business, Microsoft, SaaS, Strategien

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