Wirtschaftsinformatiker: „Es gibt kein schlechtes ERP“

ZDNet: Was sind Ihre Empfehlungen für IT-Entscheider, die aktuell ein ERP-System für Ihr Unternehmen auswählen müssen? Sollten diese eine stringente Return-on-Investment-Analyse durchführen?

Gronau: Die ROI-Analyse bringt eine zweite Meinung in die häufig vorzufindende krampfhafte Sammlung von Funktionswünschen. Anstatt einen Wunschzettel anzukreuzen, dessen Konsequenzen während der Auswahl niemand bewusst werden, gibt die ROI-Analyse eine deutliche Gewichtung vor: Die Empfehlung lautet, sich auf wettbewerbsrelevante Funktionen und solche mit starken, positiven ROI-Effekten zu konzentrieren. Das entschlackt die Auswahlverfahren erheblich.

ZDNet: Zu ERP im Allgemeinen: Sehen Sie einen Trend zur Konvergenz, also zum stärkeren Ineinandergreifen von ERP mit Kundenmanagement, Business Process Management (BPM) und Business Intelligence?

Gronau: Die verschiedenen Entwicklungen sind separat zu betrachten. Je nach Bedeutung der Kundenrelationen werden diese je nach Branche und Unternehmensorganisation im ERP oder in einem separaten CRM abgebildet. SaaS lockt natürlich gerade bei funktionalen Defiziten des klassischen ERP-Systems. BPM setzt sich bei den Anbietern allmählich als Klammer zwischen Prozess und Systemfunktion durch, auch wenn es hier noch viele Lücken gibt. BI kann zwar inzwischen technisch integriert werden, das kommt aber im Mittelstand noch nicht so häufig vor.

ZDNet: Wie flexibel sollten Unternehmensarchitekturen ausgerichtet sein?

Gronau: Die Flexibilität ist kein Selbstzweck, sondern sollte sich an den Wettbewerbskräften ausrichten. Nur wenige Monopolisten können es sich jedoch leisten, auf jede Flexibilität zu verzichten. Die Deutsche Bahn zum Beispiel verzichtet vollständig auf Flexibilität und scheitert daher bei jeder veränderten Anforderung, sei es durch das Wetter oder die Fahrgastnachfrage. Wir raten dazu, in der Auswahlphase eines ERP-Systems die Zukunftsfähigkeit unbedingt in die Auswahlentscheidung aufzunehmen. Die Projektkosten sind irgendwann abgeschrieben, die Kosten mangelnder Flexibilität schmerzen über die gesamte Lebensdauer des Systems.

Im ZDNet-Interview erklärt Agresso-Geschäftsführer Dieter Große-Kreul, was sein Unternehmen bei ERP unter der Kennzahl Total Cost of Change (TCC) versteht.

Themenseiten: Abacus, ERP, Godesys, IT-Business, Mittelstand, Sage, Scopevisio, Strategien

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2 Kommentare zu Wirtschaftsinformatiker: „Es gibt kein schlechtes ERP“

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  • Am 9. Dezember 2010 um 23:19 von Falk G.

    Guter Bericht
    Guter Bericht würd ich sagen, aber der Kameramann und der Reporter sind echt die Härte ^^
    Gerade wenn man die Präsentation des Beraters in den Vergleich mit dem Journalisten stellt, merkt man wer von beiden proffessionell arbeitet ;)

  • Am 27. Oktober 2014 um 11:12 von Michael

    Naja, ich finde die Zeiten haben sich hier auch nachhaltig geändert.
    Ein effizientes und maßgeschneidertes ERP-System kann ein entscheidender Vorteilsfaktor sein. Kürzere und effizientere Prozesse kombiniert mit Innovationen wie mobile Anbindungen. Hier unterscheiden sich sehr viele erp-systeme noch immens in ihrem Funktionsumfang! Ähnliches habe ich auch erpexpert.de gelesen.
    ERP ist nicht gleich ERP, hier sollte Vorsicht geboten werden.
    Meine Meinung :)

    Michi

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