Bitkom-Umfrage: Bürger zweifeln an Internetkompetenz der Parteien

Jeder sechste Wahlberechtigte spricht den größeren Parteien jegliche Sachkenntnis bei Internetthemen und Netzpolitik ab. Am besten schneiden dem Branchenverband zufolge noch die Grünen ab. Das Schlusslicht bilden die Linken.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Bitkom haben die Bundesbürger weiterhin wenig Vertrauen in die Politik, wenn es um Internetthemen geht. Jeder sechste Wahlberechtigte spricht den größeren Parteien jegliches Verständnis für Internetthemen und Netzpolitik ab. Jeder zweite kann Parteien keine besondere Sachkenntnis zuschreiben. Nur jeder dritte erkennt bei ihnen Internetkompetenz.

„Das Ergebnis muss die Politik aufrütteln“, sagt Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. „Netzpolitik ist eines der bestimmenden Themen, und es kann in Zukunft mit wahlentscheidend sein.“ Dass das Thema Internet eine größere Rolle in der Politik spielen müsse, sagen 60 Prozent der Deutschen, wie eine ältere Bitkom-Umfrage ergeben hatte.

Am besten schneiden im aktuellen Bitkom-Webmonitor Bündnis 90/ Die Grünen ab. Zehn Prozent der Wahlberechtigten sind der Meinung, dass die Grünen am ehesten etwas von Internetthemen verstehen. Es folgt die CDU/CSU mit acht Prozent vor der Piratenpartei mit sieben Prozent. SPD und FDP liegen mit jeweils vier Prozent Zustimmung gleichauf dahinter. Auf dem letzten Platz landen die Linken mit zwei Prozent. „Die Parteien haben das Thema Internet über Jahre stiefmütterlich behandelt. Jetzt muss die Politik verlorenes Vertrauen zurückgewinnen“, so Scheer.

In der Einschätzung der Parteien zeigen sich zum Teil deutliche Unter-schiede hinsichtlich Alter und Geschlecht. So haben die Netzpolitiker der Grünen verglichen mit anderen Parteien bei den über 65-Jährigen mit 11 Prozent die mit Abstand meisten Anhänger. Die Internetexperten von Union und SPD schneiden mit 5 beziehungsweise 3 Prozent in der Gruppe der Senioren besonders schlecht ab.

Die Piratenpartei polarisiert am stärksten: Die Internetpolitik der Piraten wird zwar nur von 2 Prozent der Frauen bevorzugt, gleichzeitig schreiben ihnen aber 32 Prozent der Männer unter 30 Jahren die höchste Internetkompetenz zu. Die Grünen erzielen in dieser Altersgruppe ihren schlechtesten Wert und kommen nur auf sechs Prozent.

Unter Akademikern schneiden Grüne (15 Prozent) und Piraten (13 Prozent) überdurchschnittlich gut ab, CDU/CSU (sechs Prozent) und SPD (drei Prozent) unterdurchschnittlich. Unter den Befragten mit einem niedrigeren formalen Bildungsabschluss liegen die Grünen (9 Prozent) und die Union (8 Prozent) vorne.

Ostdeutsche gehen mit den Parteien noch härter ins Gericht als Westdeutsche. 23 Prozent der Wahlberechtigten der neuen Bundesländer trauen keiner Partei Internetkompetenz zu, gegenüber 15 Prozent in den alten Bundesländern.

Bei der von Forsa durchgeführten Untersuchung im Auftrag des Bitkom wurden 953 deutschsprachige Personen ab 18 Jahren befragt. Dabei waren auch Mehrfachnennungen möglich.

Themenseiten: Bitkom, Internet, Marktforschung, Politik

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Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu Bitkom-Umfrage: Bürger zweifeln an Internetkompetenz der Parteien

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  • Am 24. November 2010 um 8:23 von BlogLeser

    … von Internetkompetenz…
    … kann wohl bei den großen Parteien nicht wirklich die Rede sein.
    Daher wundert es mich doch sehr, wie das bitkom Umfrageergebnis ausgefallen ist.
    Die Umfrage scheint mir genau so realistisch zu sein, wie das Wahlergebnis der letzten Bundestagswahl.
    Die einzige Partei, die bei dem Thema „Internet“ IMHO ein releveantes Mitspracherecht hat, ist die Piratenpartei. Leider ist das aber fast auch schon das einzige Thema, bei dem die Partei wirklich mitreden kann.

  • Am 24. November 2010 um 9:44 von Andi

    aua
    Wenn man schon einen Artikel von Bitkom als Vorlage nimmt und in einen eigenen Artikel umformuliert, sollte man doch inhaltlich näher beim Original bleiben.

    Bitkom: „Jeder zweite sieht sich nicht in der Lage, einer Partei besondere Sachkenntnis zuzuschreiben.“

    ZDNet:“Nur jeder zweite kann Parteien besondere Sachkenntnis zuschreiben…“

    Nur weil die Hälfte nicht dazu in der Lage ist, muss die übrige Hälfte nicht das Gegenteil machen. Dieser eine Satz würde schließlich bedeuten, dass 50% aller Wahlberechtigten hinter der Internetkompetenz einzelner Parteien stehen. Das ist mehr Unterstützung, als irgendeine Volkspartei überhaupt hat. Wenn das dann Zweifel an der Internetkompetenz wäre, grenzen andere Themen in den Augen der Wähler schon an Verzweifelung.

    Danke für den Hinweis. Artikel ist korrigiert.
    Die ZDNet-Redaktion

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