Apple in Firmen: Vorteile, Möglichkeiten und Stolperfallen

Betrachtet man Apple einmal ganz unvoreingenommen aus Sicht eines potenziellen Anwenderunternehmens, dann muss auch ein freundlich gesinnter Beobachter feststellen, dass es der Konzern Firmenkunden nicht besonders leicht macht. Das fängt schon mit der Produktpolitik an: Dass das neustes Betriebssystem immer nur mit der neuesten Hardware läuft ist zum Beispiel ein Punkt, mit dem sich viele Unternehmen schwer anfreunden können.

In seinem Vortrag auf der i-Meeting-10-Konferenz sprach Christian Wolf von der BHI Systemberatung diesen Punkt an. Firmen, die bisher von ihrem PC-Lieferanten hunderte oder sogar tausende Systeme über einen gewissen Zeitraum in identischer Konfiguration erhalten haben, kämen in Bezug auf ihr Change Management bei Apple in Teufels Küche. Für Apple werde sich die im Consumer-Umfeld bewährte Produktstrategie im Firmenumfeld noch als Problem erweisen.

Was fast automatisch auf den zweiten Schwachpunkt hinweist. Die im Consumer-Markt bislang ebenfalls sehr erfolgreiche Geheimniskrämerei und Mystifizierung von kommenden Produkten kommt in Unternehmen überhaupt nicht gut an. Hier werden Investitionssicherheit und eine verlässliche Produktroadmap verlangt. Die vage Hoffnung „Apple wird´s schon richten“ reicht manchem Entscheider nicht als Rechtfertigungsgrundlage aus.

Ebenfalls kritisch zu sehen ist die – je nach Standpunkt – anspruchsvolle oder arrogante Haltung von Apple gegenüber gängigen Zusatzprodukten. Prominentestes Beispiel dafür ist derzeit noch der Streit um Flash. Kurz wurde befürchtet, es könnte der um die Unterstützung von Java dazukommen. Das ließen zumindest Andeutungen für das Ende Oktober bereitgestellte Java-Update 3 für Mac OS X 10.6 vermuten.

Streit um Flash und Java

Beobachter werteten die als Rat von Apple von der Verwendung von Java offenbar abzusehen und Hinweis darauf, dass es den Support auf lange Sicht vollständig einstellt. Wenig Java-freundlich schien auch der angekündigte Mac App Store zu werden. In den Ebenfalls Ende Oktober bekannt gewordenen Richtlinien für Entwickler heißt es: „Apps, die veraltete oder optional installierte Technologien (zum Beispiel Java, Rosetta) nutzen, werden abgelehnt.“

Während die Streitigkeiten mit Adobe um die Verwendung von Flash unter iOS die meisten Nutzer in Unternehmen kaum stören werden, sähe es mit der Entscheidung gegen Java anders aus. Jetzt haben sich Apple und Oracle darauf geeinigt, Oracles offene Java-Implementierung OpenJDK auf Mac OS zu portieren. Damit ist die größte Gefahr gebannt, der Vorfall zeigt aber wieder einmal, wie unzuverlässig und wenig berechenbar Apple für Firmen ist.

Schwache Leistung von Apple bei der Xserve-Abkündigung

Nicht gerade glücklich gelöst hat Apple auch die Abkündigung der Xserve-Serverbaureihe. Zwar waren die verkauften Stückzahlen überschaubar und es kommt auch bei anderen Firmen vor, dass Produktlinien abgekündigt werden, aber der Ton macht die Musik. Gerade große Firmenkunden sind nicht gewohnt, dass sie in einer Nacht- und Nebelaktion vor vollendete Tatsachen gestellt werden, dass von ihnen vielleicht strategisch eingesetzte Produkt in lediglich drei Monaten nicht mehr lieferbar sein wird und wichtige Ersatzteile lediglich zwölf Monate „oder so lange der Vorrat reicht“ nachgeliefert werden. Das funktioniert vielleicht bei iPod-Kunden, wer seine Serverlandschaft darauf aufgebaut hat, erwartet etwas anderes.

Letzter, aber nicht zu vernachlässigender Punkt: Die fehlende Flexibilität beim Preis. So stur, wie Apple in seinen Ansichten zur verwandten Hardware und über die zu verwendende Software ist, so wenig kulant zeigt sich der Hersteller auch beim Preis. Während bei anderen Herstellern von Arbeitsplatzrechnern oder Servern der Listenpreis zumindest für Großkunden lediglich als Verhandlungsbasis zu sehen ist, lässt sich bei Apple diesbezüglich für die meisten kaum etwas ausrichten. Einkäufer werden Apple hassen lernen.

Wenn Firmen sich über die Integration von Mac-Rechnern Gedanken machen, sorgen sie sich hauptsächlich um die Einbindung in bestehende Windows-Infrastrukturen sowie Sicherheit und Verwaltung. Der blau markierte Anteil hält den jeweiligen Punkt für extrem wichtig, der Rot markierte für sehr wichtig (Grafik: Enterprise Desktop Alliance).
Wenn Firmen sich über die Integration von Mac-Rechnern Gedanken machen, sorgen sie sich hauptsächlich um die Einbindung in bestehende Windows-Infrastrukturen sowie Sicherheit und Verwaltung. Der blau markierte Anteil hält den jeweiligen Punkt für extrem wichtig, der Rot markierte für sehr wichtig (Grafik: Enterprise Desktop Alliance).

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Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu Apple in Firmen: Vorteile, Möglichkeiten und Stolperfallen

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  • Am 22. November 2010 um 20:09 von Role

    Fragwürdige Potsdamer Studie
    Warum vergleicht man in der Potsdamer Studie die PC-Produktivität auf Basis des 9 Jahre alten Windows XP? Ein fairer Vergleich wäre allenfalls mit einer PC-Basis Windows 7 mit Office 2010 und Sharepoint möglich. So muss von einer stark tendenziösen Studie mit ungleichen Vergleichsparametern ausgegangen werden.

    Warum werden essentielle Fragen wie Active-Directory-Einbindung (inkl. Gruppenrichtlinien), automatisierte Software-Verteilung usw. nicht beantwortet!?

    • Am 25. November 2010 um 13:45 von Rosi

      AW: Fragwürdige Potsdamer Studie
      Ein Teil der geforderten Objektivität steht doch schon im Artikel:

      „Ein zweiter Testlauf, in dem der Unterschied zum moderneren Office 2007 ermittelt wurde, ergab immerhin noch einen Produktivitätsgewinn von 36 Stunden pro Jahr für die Mac-Plattform.“

      Und: „Zusätzlich zu der Zeitersparnis bei den Nutzern wurde auch die veränderte Arbeitsbelastung der IT-Abteilung ermittelt. Hier wurde eine Reduzierung von rund 100 Stunden pro Jahr festgestellt, vor allem bei der Personalisierung von Geräten und der Nutzung von Management-Software“ Und dann kommt es doch: „Dass das Einsparpotenzial vergleichsweise klein ausfiel, führt Gronau auch darauf zurück, dass Teile der IT-Administration bereits an einen Dienstleister ausgelagert und dadurch in dem Szenario nicht messbar sind.“

      Ich finde die Untersuchung damit vergleichsweise fair – immerhin wird ziemlich genau angegeben, was sie gemessen und bewertet haben. Und wahrscheinlich gibt es beim Professor in Postdam auf Anfrage noch Details. Wenn es einen echt interessiert, sollte der eine Anruf drin sein …

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