TomorrowNow-Prozess: Oracle fordert eine Milliarde Dollar Schadenersatz von SAP

Laut CEO Larry Ellison hat Oracle wegen TomorrowNow 358 Kunden an SAP verloren. Auf Nachfrage von SAP-Anwälten kann er jedoch keinen der abgewanderten Kunden nennen. Die entgangenen Lizenzgebühren schätzt er auf 4 Milliarden Dollar.

Oracle-CEO Larry Ellison (Bild: News.com)
Oracle-CEO Larry Ellison (Bild: News.com)

Oracle fordert im Rechtsstreit mit SAP um die inzwischen aufgelöste SAP-Tochter TomorrowNow Schadenersatz in Höhe von einer Milliarde Dollar (720 Millionen Euro). Bei seiner gestrigen Aussage vor Gericht sollte Oracle-CEO Larry Ellison Angaben zur Zahl der Kunden machen, die sein Unternehmen angeblich durch die Rechtsverletzungen von TomorrowNow an SAP verloren hat.

Im Lauf der rund einstündigen Befragung sagte Ellison, sein Unternehmen gehe davon aus, wegen der Rechtsverletzungen durch TomorrowNow 20 bis 30 Prozent seiner Kunden an SAP verloren zu haben. Konkret seien dies 358 Kunden.

Auf Drängen der SAP-Anwälte erklärte Ellison, er könne keine Belege wie E-Mails oder andere Dokumente vorlegen, aus denen seine Bedenken hinsichtlich der Abwanderung von Kunden hervorgingen. „Ich würde so etwas nie schriftlich festhalten.“ Die Bedenken seien aber begründet. Namen von abgewanderten Kunden konnte er auf Nachfrage jedoch nicht nennen.

Ellison wurde auch mit einem internen Bericht seines Unternehmens konfrontiert, wonach kein massiver Rückgang der Kundenzahlen zu erwarten sei. Zudem habe Oracle schon durch den Kauf von PeopleSoft mit einem Kundenschwund gerechnet. Oracle habe aber mehr Kunden von PeopleSoft behalten als erwartet.

Das Gericht muss nun herausfinden, wie viele Kunden Oracle tatsächlich wegen TomorrowNow verloren hat. Die Jury muss auch entscheiden, ob TomorrowNow direkt für den Verlust von 358 der mehreren tausend Oracle-Kunden verantwortlich gemacht werden kann, oder ob es sich um eine normale Entwicklung im Wettbewerb mit SAP handelt.

Ellison schätzte die Lizenzgebühren für die von TomorrowNow unrechtmäßig benutzte Oracle-Software auf 4 Milliarden Dollar (2,9 Milliarden Euro). Das wäre voraussichtlich das Ergebnis von Verhandlungen gewesen, so Ellison.

Den Kauf von TomorrowNow durch SAP bezeichnete er vor Gericht als „brillante Idee, um uns Kunden wegzunehmen.“ Andernfalls hätte SAP Hunderte oder gar Tausende Mitarbeiter einstellen müssen, um Support für Oracle-Anwendungen anzubieten. Die Bedenken gegenüber TomorrowNow hätten sich durch den Diebstahl von Oracles geistigem Eigentum noch verstärkt. Das Unternehmen sei danach in der Lage gewesen, dieselben Leistungen zu erbringen wie Oracle, beispielsweise Updates und Fehlerkorrekturen.

Oracle hatte im März 2007 Klage gegen SAP und TomorrowNow eingereicht. Der Datenbankspezialist beschuldigte sie, seine Software illegal kopiert und gespeichert zu haben. Im Juni 2007 weitete der Konzern seine Klage aus und warf SAP zusätzlich Vertragsbruch und Copyright-Verletzungen vor. Im Mai 2009 wurde die Eröffnung des Verfahrens auf Antrag beider Parteien auf Juni 2010 verschoben.

Anfang August übernahm SAP öffentlich die Verantwortung für die mutmaßlich von TomorrowNow begangenen Urheberrechtsverletzungen. Gleichzeitig wies es die von Oracle erhobenen Schadenersatzansprüche von mehreren Milliarden Dollar als überhöht zurück. Zwei Wochen später zog das Gericht nach und setzte die Schadenersatzansprüche herab.

Themenseiten: Business, Oracle, PeopleSoft, SAP, Tomorrow Now, Urheberrecht

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