Facebook kritisiert W3C: „Wir brauchen HTML 5 schon heute“

Der W3C-Vertreter Philippe Le Hégaret hatte vor dem HTML-5-Einsatz gewarnt. Facebook veröffentlicht eine Liste von bereits implementierten HTML-5-Funktionen. Le Hégaret kontert: "Hacks sind der falsche Ansatz."

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Der kommende Standard für das World Wide Web HTML 5 ist für den praktischen Einsatz schon heute bereit, sagen die Entwickler von Facebook. David Recordon, Senior Open Programs Manager, hat als Untermauerung der These einen Beitrag über den praktischen Einsatz von HTML 5 in seinem Unternehmen veröffentlicht. Darin widersprach er indirekt Philippe Le Hégaret, einem Vertreter des World Wide Web Consortium (W3C), der vor einigen Tagen vor einem praktischen Einsatz der HTML-5-Techniken gewarnt hatte.

„Unsere Entwicklermannschaft hat in den vergangenen Monaten begonnen, HTML-5-Funktionen einzusetzen, und es ist sehr erfreulich, was bereits möglich ist“, schrieb Recordon. Er benutzte dabei eine sehr breite Definition des Begriffs „HTML 5“, in der neben dem strikten HTML 5, das sich noch in Entwicklung befindet, auch andere Webstandards enthalten sind.

Ein Beispiel ist die Schnittstelle (API) für Geolokalisierung. Über sie kann ein Browser seinen geografischen Standort an eine Website übermitteln, falls der Anwender das erlaubt. Eine weitere Anwendung ist die History-API, mit der die Web-Entwickler besser steuern können, was ein Benutzer auf einer Site zu sehen bekommt.

Außerdem ist ein HTML-5-Videoplayer bei Facebook im Einsatz, mit dem Benutzer von Apples iPad und iPhone Videos im H.264-Format ansehen können. In diesem Punkt hat Facebook dem W3C vorgegriffen, das sich noch auf keinen Standard-Codec für die Video-Wiedergabe geeinigt hat.

In Zukunft will Facebook laut Recordon auch Web-Storage-Funktionen nutzen, um Daten über den Browser lokal zwischen zu speichern – eine Funktion, die den Seitenaufbau beschleunigen kann. In Planung sei auch der Einsatz von Web Sockets für Chat-Anwendungen.

Philippe Le Hégaret vom W3C hatte in einem Interview vor Problemen beim Einsatz von HTML 5 gewarnt. Er steht weiter zu dieser Ansicht: „Es gibt nichts gegen HTML-5-Experimente und existierende Anwendungen einzuwenden“, sagte er zu Mike Schroepfer, Facebooks Vice President Engineering, über Twitter, „aber erwarten Sie nicht, dass sie stabil laufen.“ Einem anderen Entwickler antwortete er: „Es gibt Probleme mit der Interoperabilität bei HTML 5. In dieser Situation den Einsatz von Hacks zu empfehlen, ist nicht der richtige Ansatz.“

Kritik an der vorsichtigen Haltung Le Hégarets, der alle Entwickler zur Mitarbeit bei der HTML-5-Standardisierung aufrief, kam nicht nur von Facebook. Buchautor Remy Sharp kritisierte, dass nach Le Hégarets Maßstäben selbst Web-Standards wie CSS 2.1 noch nicht „einsatzfähig“ seien, weil kein Browser sie voll unterstütze. Dion Almaer von Palm fügte hinzu: „Ich widerspreche Philippe ganz entschieden. Ich flehe Sie an – denken Sie immer daran, was Ihre Site oder Applikation schon 2010 mit den neuen technischen Möglichkeiten leisten kann.“

Themenseiten: Browser, Facebook, HTML 5, Internet, Mobile, iPad, iPhone

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