SSD-Upgrade statt neuem PC: eine Option für Firmen?

Zum allerbilligsten Angebot zu greifen, sollten sich vor allem Firmen zweimal überlegen, denn es gibt erhebliche Qualitätsunterschiede. Die sind zum einen durch die Bauart bedingt. Bei SSDs gibt es SLC (Single Level Cell) und MLC (Multi Level Cell). SLC weist eine geringere Speicherdichte auf, da jede Speicherzelle nur ein Bit aufnimmt. MLCs legen dagegen in jeder Speicherzelle mehrere Bit ab.

SLC ist deutlich teurer als MLC, dafür erlaubt SLC aber auch zehnmal mehr Schreibvorgänge. Das ist nicht zu vernachlässigen. Die SSD-Anbieter werben berechtigterweise damit, dass ihre Produkte, da sie ohne mechanische Teile auskommen, wesentlich seltener ausfallen als magnetische Festplatten. Sie verschweigen aber in der Regel, dass sich auch SSDs abnutzen: Durch Wear-leveling und write combining lässt die Leistungsfähigkeit von SSDs durch Gebrauch im Laufe der Zeit nach.

Der Controller trennt die Spreu vom Weizen

Die einzelnen Speicherzellen einer SSD lassen sich beliebig oft auslesen, aber nicht beliebig oft beschreiben. Je nach Qualität kann mit zwischen 100.000 und bis zu fünf Millionen Schreibvorgängen gerechnet werden. Das klingt viel, wird aber bei Schreib- und Lesevorgängen, die nicht durch Menschen, sondern durch Software angestoßen werden, schneller erreicht, als man denkt. Bei guten Flash-Laufwerken verteilt der Controller Schreibvorgänge daher möglichst gleichmäßig auf die Speicherzellen.

Es lohnt sich bei der Anschaffung also auch auf den Controller-Hersteller zu achten. In Tests am leistungsfähigsten erwiesen haben sich die Controller von Indilinx, Intel und Samsung. Diese beherrschen Native Command Queuing, verfügen meist über einen Cache von 64 bis 128 MByte und unterstützen das TRIM-Kommando von Windows 7, was eine gleichbleibend hohe Performance der SSDs begünstigt. Aktuelle Modelle von Sandforce und Toshiba unterstützen dieses Feature genauso wie neuere Jmicron-Controller.

Trotzdem können viele kleine Schreibvorgänge SSDs in die Knie zwingen. Der Grund dafür ist ihre Block-Organisation. Jedes Mal, wenn sich in einem Block ein Byte ändert, wird der gesamte Block neu geschrieben. Die von den Herstellern angegebene Schreibgeschwindigkeit wird vor allem dann erreicht, wenn ganze Blöcke neu zu schreiben sind. Faustregel ist: Die Leistungsfähigkeit wird vom Anwender als umso schlechter empfunden, je weniger Daten die einzelnen Schreibvorgänge umfassen.

Aber nicht nur für die Performance und Langlebigkeit, auch für die Datensicherheit auf der SSD ist ein guter Controller wichtig. „Die Hauptursache für vermeintlichen Datenverlust sind unserer Erfahrung nach zumeist korrupte Controller“, sagt Kroll-Ontrack-Manager Böhret. „Die Controller organisieren und überwachen die Speicherung auf den Speicherbausteinen. Kommt es zu Datenverlust durch einen korrupten Controller, müssen in der Regel die einzelnen Speicherbausteine direkt ausgelesen werden: Das heißt die Nutzdaten werden ohne Fehlerkorrektur mitsamt Steuerdaten sowie Datenduplikate ausgelesen.“

Da auf einem SSD-Speicher zumeist mehrere Speicherbausteine verbaut sind, seien die Daten sehr komplex verteilt. „Aus Performancegründen werden die Daten nicht der Reihe nach auf die Speicherbausteine geschrieben, sondern frei und dynamisch verteilt. Diese Umstände machen eine Datenrettung im Ernstfall sehr aufwändig. Das gilt aber auch schon bei einem USB-Stick.“

Preise ausgewählter Multi-Level-Cell-SSDs (Stand: August 2010)

Hersteller Modell ungefährer Preis in Euro Kapazität
A-Data AS592S-128G-C zwischen 285 und 299 128 GByte
Buffalo SHD-NSUM128G-EU 310 128 GByte
Corsair Performance Series P128 CMFSSD-128GBG2D zwischen 280 und 320 128 GByte
Corsair Extreme Series CMFSSD-128D1 zwischen 370 und 380 128 GByte
G.Skill Falcon FM-25S2S-128GBF1 zwischen 300 und 315 128 GByte
G.Skill FALCON II FM-25S2I-128GBF2 zwischen 300 und 315 128 GByte
Intel X25-M G2 Postville SSDSA2MH160G2C1 zwischen 395 und 405 160 GByte
Kingston SSDNow V SNV125-S2BD zwischen 230 und 240 128 GByte
OCZ Agility OCZSSD2-1AGT120G 295 120 GByte
OCZ Solid OCZSSD2-2SLD120G zwischen 304 und 330 120 GByte
OCZ Vertex OCZSSD2-1VTX120G zwischen 295 und 330 120 GByte
Patriot Memory PS128GS25SSDR 260 128 GByte
Patriot Memory Extreme Performance Koi KA128GS25SSDR 370 128 GByte
Samsung MMCRE28G5MXP zwischen 270 und 320 128 GByte
Samsung MMCRE28G8MXP zwischen 325 und 340 128 GByte
Super Talent Master Drive SX SAM28GM25S zwischen 285 und 315 128 GByte
Super Talent UltraDrive DX FTM28DX25T zwischen 340 und 360 128 GByte
Super Talent Ultradrive GX FTM28GX25H zwischen 290 und 300 128 GByte

Obwohl die Preise für SSDs (hier am Beispiel von gängigen Modellen mit 120 bis 160 GByte) im ersten Halbjahr 2010 teilweise zwischen einem Drittel und einem Viertel gesunken sind, kosten sie immer noch fast das Acht- bis Zehnfache von herkömmlichen, magnetischen 2,5-Zoll-Festplatten.

Themenseiten: Atos Origin, IT-Business, Intel, Kingston, Mittelstand, SSD, Samsung, Technologien, Toshiba, Windows 7

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2 Kommentare zu SSD-Upgrade statt neuem PC: eine Option für Firmen?

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  • Am 10. August 2010 um 10:02 von M@tze

    2,5″ Festplatten mit 1TB
    >> Während magnetische 2,5-Zoll-Festplatten mit einem Terabyte schon für unter 100 Euro erhältlich sind …

    • Am 10. August 2010 um 10:40 von Peter Marwan

      AW: 2,5
      Danke für den Hinweis, es muss 3,5 Zoll heißen. Der Tippfehler wurde korrigiert.

      Peter Marwan
      ZDNet-Redaktion

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