Malware für Android: echte Gefahr oder Übertreibung?

Wenn man nach den theoretischen Betrachtungen einen Blick in die Praxis wirft, kann man ohne Untertreibung behaupten: Bis heute gibt es keine einzige Malware-App für Android. Dieses Statement mag zunächst falsch klingen, da etwa das Magazin Wired im Januar unter dem Titel „Malware schleicht sich in den Android Market ein“ berichtete, dass zwei US-Banken vor Android-Phishing-Applikationen warnen, die an die Finanzdaten des Nutzers kommen wollen. Die Meldung stellte sich später allerdings als eine sogenannte „Ente“ heraus.

Die BayPort Credit Union warnte im Dezember, dass sie über eine möglicherweise unsichere Anwendung im Android Market informiert worden waren. Es werde angenommen, dass „Betrüger eine betrügerische mobile Banksoftware über den Android Market verteilt hätten“. Google habe die Anwendung wieder entfernt. Anwender sollten

  • zur Sicherheit ihr Passwort ändern
  • die Applikation sofort deinstallieren
  • das Telefon umgehend zum Mobilfunkbetreiber bringen, um es vom dortigen technischen Team untersuchen zu lassen, um sicherzustellen, dass die Applikation vollständig entfernt ist und nicht von anderen Apps oder Aufzeichnungen innerhalb des Smartphones kompromittiert ist
  • sich darüber im Klaren sein, dass die bedrohlichen Applikationen möglicherweise noch auf der Android-Lib-Website gehostet werden.

Der letzte Punkt ist grundsätzlich falsch, da auf der Android-Lib-Website kein Apps gehostet werden, sondern ausschließlich Links auf den Market mittels QR-Codes angezeigt werden. Eine App, die es im Market nicht gibt, kann auch über die Android-Lib-Website nicht heruntergeladen werden, was ohnehin nur bei gerooteten Telefonen funktionieren würde. Die anderen Punkte sind deswegen nicht zutreffend, weil es sich bei den fraglichen Apps nicht um Malware handelt.

Was die Apps wirklich tun, erklärt Mikko Hypponen, Chief Research Officer beim finnischen Sicherheitshersteller F-Secure. Er ist bekannt dafür, sich der allgemeinen Panikmache mit oft bewusst gestreutem FUD (Fear, Uncertainty and Doubt; deutsch: Angst, Unsicherheit und Zweifel) vieler Antiviren-Unternehmen zum Zwecke der Umsatzsteigerung nicht anzuschließen.

Im Interview mit der Computer World erläutert Hypponen, dass es sich um über 50 Apps handele, die alle von einem Entwickler stammten, der sich 09Droid nenne. Die Apps trügen den Namen von Banken wie „Deutsche Bank“ oder „Bank of America“ und versprächen Homebanking von einem Android-Handy aus, siehe Bild 7.

Das einzige was diese Applikationen täten, sei ein Browserfenster mit der Login-Seite der normalen Desktop-PC-Homebanking-Anwendung zu öffnen. Die Leistung der App bestehe also in der Bereitstellung eines Browser-Shortcuts. Dafür habe 09Droid allerdings 99 britische Pence (etwa 1,20 Euro) verlangt. Die Apps seien zwar überteuert, aber völlig harmlos.

Im F-Secure-Blog schreibt Hypponen allerdings, dass nicht klar sei, was diese Apps genau täten. Man hätte sich keine Kopien mehr sichern können, um das Verhalten zu analysieren. So schränkt er im Computer-World-Interview ein, dass es möglich, aber unwahrscheinlich sei, dass die Anwendungen bösartigen Code beinhalteten. In diesem Fall hätte 09Droid es in kurzer Zeit geschafft, einen Angriff auf Android-Basis zu entwickeln, der die Homebanking-Anwendungen von 50 Banken austricksen könne, was nahezu unmöglich ist.

Einen derartigen Hack hätte man besser für Windows entwickelt. Android wird laut Net Applications nur auf 0,14 Prozent (Stand: Juni 2010) aller Hardware eingesetzt, die Zugang zum Internet ermöglicht.

Themenseiten: Android, Betriebssystem, Google, Handy, Kommunikation, Mobile, Privacy, Security-Analysen

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2 Kommentare zu Malware für Android: echte Gefahr oder Übertreibung?

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  • Am 18. Juli 2010 um 13:31 von firehorse

    Sicherheiten (inkl. Umfrage)
    Kein System was von Menschen erdacht oder entwickelt wurde, wird irgendwann einmal oder überhaupt Sicher sein. Das klappt nicht. Mit der Art und Weise der Warnungen tut sich die Anti-Viren-Branche allerdings auch selbst keinen gefallen.

    Bei der Umfrage hier habe ich lange überlegen müssen. Real wäre eine Entscheidung zwischen Antwort 1 und 4 gewesen. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit. Allerdings muss man sich ja für eine Antwort entscheiden und daher wählte ich mit Bezug auf „aktuell“ Antwort 1. Aufgrund der Fragestellungen würde ich dieser Umfrage allerdings keiner Wertachtung zukommen lassen.

    Das Problem mit relativ neuen Produkten, welche auch nur einen gewissen Hype unterliegen, ist viel zu Umfangreich als einfach mal kurz abgehandelt zu werden. Die meisten Nutzer interessieren mögliche Gefahren ohnehin nicht und ein anderer Teil will sich – meist aus Selbstzweckgebunden – nicht dafür interessieren. Alles nichts neues.

    Ich denke aber dass in den nächsten Monaten/Jahren das Bild wieder völlig anders ausschauen wird. Was bleibt ist abwarten und immer ein Auge offen haben.

  • Am 20. November 2010 um 6:43 von Frank

    Sicherheit …
    im Netz wird es NIE geben. Erst recht nicht, wenn mit den Endgeräten sensible bzw. wertvolle Daten übertragen werden. Ich habe schon mehrere Apps mit Karte bzw. Google checkout bezahlt. Es ist schlicht eine Frage der Zeit, wann Smartphones für Hacker so interessant werden, dass sie sich die Mühe machen auf diesem Feld tätig zu werden.
    Ich habe ein kostenloses Antivirenprogramm auf meinen Androiden installiert, weiß leider nicht, wie aktuell, sicher, gründlich und somit wirkungsvoll es ist. Aber es gibt mir schon mal das Gefühl, zukünftigen Angriffen nicht VÖLLIG schutzlos ausgeliefert zu sein.
    Dass einschlägige Softwre-Hersteller sich dieses Themas auf ihre Weise annehmen, finde ich nicht verwerflich. Jeder weiß das, jeder muss sich seinen Teil dazu denken. Was soll zum Beispiel ein Bill Gates zur Wahl des Betriebssystems sagen??

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