Reaktion auf Censilia: Google verlässt Europa

Wie in China und Australien will sich Google auch in Europa nicht mehr zensieren lassen. Möglicherweise bleibt mit google.ch eine deutschsprachige Suchmaschine erhalten. Die Abschaltung von google.de erfolgt noch diese Woche.

Nur wenige Stunden nach der Ankündigung, Australien zu verlassen, hat der Suchmaschinenbetreiber Google bekannt gegeben, er werde sich auch aus den EU-Staaten zurückziehen. Dies geschehe in Reaktion auf die Einführung europaweiter Zensur, die von EU-Innenkommissarin „Censilia“ Malmström am Montag angekündigt wurde.

Die Google-Domains in Europa wie google.de, google.fr und google.co.uk werden noch im Laufe dieser Woche abgeschaltet. Unbestätigten Gerüchten zufolge steht Google in abschließenden Verhandlungen mit Microsoft, die Domains auf Bing umzuleiten.

Noch nicht entschieden ist, ob Google weiter eine deutschsprachige Suchmaschine in der Schweiz unter google.ch betreiben wird. Die Schweiz ist zwar kein EU-Mitglied, jedoch werden auch dort Internetfilter eingesetzt.

Ein hochrangiger Google-Manager erklärte am heutigen 1. April, man habe aus Kreisen konservativer EU-Parlamentarier der EVP-Fraktion erfahren, dass die Bekämpfung von Kinderpornografie nur als Vorwand für die Errichtung einer einheitlichen Zensurinfrastruktur in ganz Europa dienen soll. Kinderpornografie habe für Errichtung eines „sauberen“ Internets einen „Kollateralnutzen“.

Das Projekt trägt in der EU-Kommission den Codenamen „große Firewall der Europäischen Union“. Der Ausbau soll zügig in mehreren Stufen geschehen. Als Nächstes ist eine Jugendschutzfunktion geplant, die alle Inhalte, die für Kinder bis sechs Jahre potenziell ungeeignet sind, nur noch von 20 bis 6 Uhr sendet. Überseeterritorien wie Réunion oder die Falkland-Inseln müssten wegen der Zeitverschiebung leider ganz vom Internet getrennt werden.

Die Reaktion auf Googles Ankündigung ist gemischt: Vertreter der FDP, der SPD, der Grünen und der Linkspartei haben Google heute in einem gemeinsamen Appell gebeten, die Entscheidung zu überdenken und zunächst für ein weiteres Jahr in Europa zu bleiben. Man werde alles unternehmen, um die europäische Zensur zu verhindern.

Unionspolitiker bedauerten Googles Entscheidung ebenfalls, stellten jedoch klar, dass man von Google erwarte, sich an die europäischen Gesetze zu halten. Inhalte wie Kinderpornografie, Killerspiele, Bombenbauanleitungen, Linksextremismus, Opposition und Kritik müssten mittelfristig aus dem Netz verschwinden. Da eine freiwillige Selbstverpflichtung von kleinen Blogbetreibern nicht zu erreichen sei, müsse man andere Mittel einsetzen.

HIGHLIGHT

Vorwand Kinderpornografie: EU-weites Zensurgesetz droht

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström hat am Montag eine Richtlinie vorgestellt, die den Aufbau einer Zensurinfrastruktur vorschreibt. Was in Deutschland mittlerweile als unsinnig anerkannt ist, soll jetzt in ganz Europa eingeführt werden.

Themenseiten: Google, Internet, Privacy, Telekommunikation, Zensur

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Neueste Kommentare 

7 Kommentare zu Reaktion auf Censilia: Google verlässt Europa

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  • Am 1. April 2010 um 12:28 von breezer81

    April – April
    das hat aber gedauert, der Aprilscherz ließ auf sich warten…

    • Am 1. April 2010 um 13:41 von Heinz

      AW: April – April
      Was soll der Kommentar? Lassen Sie doch den anderen Nutzern die Freude, und schreiben sie da nicht gleich „April! April!“… Sie sind bestimmt nicht der enzige, der das herausgefunden hat, müssen das also nicht so raustrompeten…

      • Am 1. April 2010 um 15:23 von breezer81

        AW: AW: April – April
        hey Meister,

        die Kommentare stehen nicht ohne Grund ganz am Ende des Artikels, also hat doch jeder Zeit sich alles durchzulesen.
        Und wer a bissl Hirn hat, merkts eh schon in der Überschrift, alles klar?

  • Am 1. April 2010 um 13:22 von name

    Sehr gelungen aber aus heutiger Sicht wohl nicht weit der Realität :-(
    Zitat: „Inhalte wie […], Opposition und Kritik müssten mittelfristig aus dem Netz verschwinden.“

    • Am 1. April 2010 um 13:26 von Christoph H. Hochstätter

      AW: Sehr gelungen aber aus heutiger Sicht wohl nicht weit der Realität :-(
      Nein, nicht weit von der Realität entfernt. Kollege Alvar Freude musste „echte“ aber ähnlichlautende Meldungen ( siehe http://blog.odem.org/2010/04/gluecksspiel-sperren.html ) sogar mit „Und das ist kein Aprilscherz“ kennzeichnen.

  • Am 1. April 2010 um 13:27 von Alex

    April April
    Sehr lustig. Vor allem „große Firewall der Europäischen Union“ – China wir kommen. Am besten noch mit FW von Cisco :)

  • Am 9. April 2010 um 16:13 von Cymaphore

    Unwahrheiten so lange wiederholen bis sie irgendwann wahr werden…
    „Unwissenheit, Unsicherheit und alte Propaganda: EMMA-Unterstützung für Cecilia Malmström“ – http://bit.ly/d41NrM

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