Mobilfunknetzbetreiber: Das große Versagen droht

Allein in Deutschland sind inzwischen 108 Unternehmen mit einer oder mehreren Mobilfunkmarken aktiv. „Die meisten Anbieter haben jedoch bei weitem noch nicht das volle Potenzial des MVNO-Geschäftsmodells erkannt“, sagt Yvonne Hufenbach von der Forschungsgruppe wi-mobile.

Angefangen hat die Entwicklung bereits 2004 mit dem Angebot von Tchibo mobil, einem Joint Venture von Tchibo und O2. Heute vertreiben T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 ihre Mobilfunkleistung auch über virtuelle Mobilfunknetzbetreiber.

Die zunehmende Bedeutung dieses Vertriebswegs belegt der stetig wachsende Marktanteil. Bereits Anfang 2009 hatten über 27 Prozent der Mobilfunkkunden einen MVNO als Vertragspartner. Zwar stellten einige virtuelle Mobilfunkbetreiber, zum Beispiel debitel-light und Brand mobile, ihr Geschäft inzwischen wieder ein, die Entwicklung bremste das aber nicht.

Laut den Experten existieren derzeit über 150 Mobilfunkmarken. Dazu zählen reine Mobilfunkanbieter wie Blau, Klarmobil und Simyo ebenso wie Tochterfirmen der Mobilfunknetzbetreiber, etwa Congstar und Fonic, Angebote von Einzelhandelsketten wie Aldi, Edeka und Penny mobil sowie von Fernsehsendern, etwa RTL und VIVA.

Durch die Aufsplitterung des Marktes verlieren die Mobilfunknetzbetreiber aber zunehmend die Kontrolle über ihre Kundenbasis. Bereits heute sind zwischen einem Viertel und einem Drittel der Verbraucher Kunden eines MVNO, der anders als Congstar und Fonic, keine direkte Tochtergesellschaft eines der vier Mobilfunknetzbetreiber ist.

Nachdem nahezu alle großen Retail-Brands bereits Mobilfunkprodukte anbieten und sich auch die Preise kaum noch unterbieten lassen, werden Zusatzfaktoren zum Mobilfunkangebot als Differenzierungsmerkmal interessanter. Ein Weg, den viele virtuelle Mobilfunknetzbetreiber derzeit ausprobieren, ist die Schaffung von Communities, denen über ein mobiles Portals eine Kommunikationsplattform geboten wird. Beispiele dafür sind Spreefone und Kulturkirche sowie in gewissem Maße auch Lokalistenfon.

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1 Kommentar zu Mobilfunknetzbetreiber: Das große Versagen droht

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  • Am 12. Februar 2010 um 17:55 von Sepp

    Trennung von Infrastruktur und Services
    Hier muss ich schon ein bisschen schmunzeln. Seit Jahren schon predige ich, die Trennung von Infrastrukturunternehmen und reinen Service Providern ? genau aus dem gleichen Grund: Es macht einfach keinen Sinn, dass in jedem Land mehrere Netze stehen. Aufbau und Unterhalt sind sehr teurer und werden nicht billiger. Nur schon aus politischen Gründen. Der Widerstand gegen neue Antennen wächst (Strahlung, Ortsbild, usw).

    Wenn es nur noch ein Anbieter für die Netz-Hardware gäbe, steigt allerdings das Missbrauchsrisiko (Monopol) ? dieser Situation müsste man sicherlich gebührend begegnen. Technologie-Fonds statt eigenständiges/staatlicher Unternehmen?

    Interessant sind aber auch die Bemerkungen zum Landphone-Geschäft. Ich würde mal aus dem Bauch raus sagen, dass diese Sparte langfristig wohl nur noch im Business-Bereich interessant ist. Für Privathaushalte ? auch Familien(!) ? sind noch 4 Handys bald preiswerter (und auch sinnvoller) als ein fixer Anschluss für alle.

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