Aurora: Angriff mit IE-Exploit aus China auf Google und den Rest der Welt

Neben Google sind etwa 30 weitere Unternehmen angegriffen worden, darunter Yahoo, Symantec, Juniper Networks, Northrop Grumman und Dow Chemical. Dass der Angriff überhaupt entdeckt wurde, ist Googles Wachsamkeit zu verdanken. Die anderen Unternehmen hätten sich möglicherweise wochen- oder monatelang unbemerkt ausspionieren lassen.

Dass hinter dem Angriff die chinesische Regierung steckt, bezweifelt inzwischen niemand mehr. Sowohl Google als auch iDefense, eine Tochter von Verisign, haben die Ausgangs-IP-Adressen rückverfolgen können. Hinzu kommt, dass bei ausschließlichem Interesse an Wirtschaftsspionage nicht davon auszugehen ist, dass sich der Angreifer ausgerechnet für die Googlemail-Konten zweier Menschenrechtler in China näher interessiert.

Die Ausnutzung der Lücke im Internet-Explorer beweist die Professionalität der Angreifer. Typische Programmierfehler in einer Sprache wie C, die Speicherarithmetik zulässt, werden nahezu täglich entdeckt. Dazu gehören beispielsweise Pufferüberläufe, Dereferenzierungen von Null-Pointern und Pointer auf nicht mehr existierende Objekte.

Sicherheitsforscher, die solche Lücken entdecken, veröffentlichen meist Proof-of-Concept-Code, der das angegriffene Programm oder im Fall einer Kernel-Mode-Lücke den Rechner zum Absturz bringt. Einen Absturz zu erzeugen, ist nicht schwer. Man modifiziert einfach die Rücksprungadresse auf dem Stack, so dass beim nächsten RET-Befehl auf eine vom Angreifer bestimmte Adresse gesprungen wird.

Die Schwierigkeit liegt allerdings darin, herauszufinden, auf welche Adresse man springen muss, um zu Code zu gelangen, den der Angreifer in ein präpariertes Dokument oder eine präparierte Website eingeschmuggelt hat. Da alle modernen Betriebssysteme Flat-Memory-Modelle verwenden, ist die Adresse, an der ein Dokument geladen wird, grundsätzlich dynamisch und nicht vorhersagbar. Die Rücksprungadresse auf dem Stack ist jedoch eine absolute Adresse.

Eingeschleuster Code lässt sich nur mit einer Angabe wie „Dokumentanfang plus X Byte“ lokalisieren. Die Adresse des Dokumentenanfangs auf dem angegriffenen Rechner kann der Angreifer aber nicht kennen, wenn er sein präpariertes Dokument erstellt. Aus diesem Grund lassen sich die meisten Sicherheitslücken, die durch fehlerhafte Verwendung von Speicherarithmetik entstehen, nicht praktisch ausnutzen, außer um ein Programm oder einen Rechner abstürzen zu lassen.

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9 Kommentare zu Aurora: Angriff mit IE-Exploit aus China auf Google und den Rest der Welt

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  • Am 19. Januar 2010 um 18:22 von Mogelix

    Unerfahrenheit vieler Anwender
    >> … "In der Regel reicht es aus, die Unerfahrenheit vieler Anwender auszunutzen."

    Firmen, die mit sensiblen Daten arbeiten, haben ‚in der Regel‘ keine unerfahrenen Anwender.

    Ansonsten ein guter Artikel, vieln Dank!

    • Am 19. Januar 2010 um 21:54 von WP

      AW: Unerfahrenheit vieler Anwender
      DA wäre ich mir nicht so sicher. Jede Wirtschaftsprüfungsgesellschaft verarbeitet extrem vertrauliche Daten … das heißt aber noch lange nicht, daß dort nur IT-Profis rumlaufen, die nicht auch ein Plugin installieren würden. :-(

    • Am 27. Januar 2010 um 12:31 von schulte

      AW: Unerfahrenheit vieler Anwender
      Da muss ich WP leider beipflichten.
      Nach meiner Erfahrung (30 Jahre IT) wird IT-Sicherheit in nur sehr wenigen Firmen konsequent durchgezogen.
      Ich habe es immer wieder erlebt, dass Mitarbeiter ihre eigenen Notebooks mitgebracht haben oder dass der Admin zugab, dass es einige Geräte im Netzwerk gibt, die zwar per DHCP eine IP haben, die er aber nicht kennt oder weiß, wo die stehen.

      IMHO gehen zu viele Admins den einfachen Weg. Je weniger die Mitarbeiter Helpdesk anrufen, desto bequemer.
      Dass mancher Sicherheitsbeauftragter als persönlich haftend mit einem Bein im Gefängnis steht ist den wenigsten klar.

      Dies wird auch dadurch unterstützt, dass diesbezügliche Sicherheitsrichtlinien nicht kommuniziert werden oder mit Kunden Teilvereinbarungen getroffen werden, die weder von der IT-Compliance noch von den technischen Möglichkeiten des Unternehmens gedeckt werden.

      Beste Grüße

      schulte

  • Am 19. Januar 2010 um 19:03 von Knud Hanssen

    Vielen Dank
    Als technischer Laie ist es schwer die vielen Fachbegriffe zu verarbeiten. Vielen Dank für die aiufklärende und einfach Sprache dieses sehr komplex und erscheinenenden und garantiert bedrohlichen Sachverhaltes.

  • Am 19. Januar 2010 um 21:33 von Jojoman

    Exzellenter Artikel
    Ein exzellenter Artikel, der auch die leeren Sicherheitsversprechen vieler Hersteller von Anti-Malware-Tools offenlegt.

    Weiter so!

  • Am 19. Januar 2010 um 22:19 von M

    Klasse Artikel!
    Vielen Dank für diesen extrem Interessanten Artikel! Wenn man über das alles mal genauer nachdenkt, bekomme ich richtig Bauchschmerzen. Die Chinesen erhaken sich quasi Know-How und Staatsgeheimnisse und alle sind dagegen vollkommen machtlos! Vor allem ist das für einen Security Hersteller wie Symantec ein Armutszeugnis. Die fangen sich Chinesische Malware ein, ohne es zu bemerken ;(

  • Am 20. Januar 2010 um 16:19 von derdiedas

    Wirklich gut gemacht
    werde doch noch zum zdnet leser – hier scheint die qualität zu stimmen :-)

  • Am 15. April 2010 um 0:11 von Daniel

    Interessant zu lesen
    und vorallem öffnet es einem Teil die Augen. Doch die wirklichen Entscheidungsträger erreichen solche Meldungen nicht bzw. zu spät.
    Klar kann ich verstehen, das es in großen Unternehmen schwierig ist, Sicherheitsrichtlinien und Schutzmechanismen bis in die kleinste Provinzniederlassung zu tragen. Ich bin mir aber ziemlich sicher. Wenn nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen würde und es gewisse Standards geben würde, dann hätten wir einige Probleme weniger. Und wenn Microsoft sich zu verschiedenen Themen etwas öffnen würde, dann erst recht.
    Den Usern ist es nicht zu verübeln. Woher sollen Sie wissen, welche Bits und Bytes gut und böse sind? Kennen doch die wenigsten die Tiefen Ihres Betriebssystems, welches oftmals mit „W“ beginnt und mit „s“ endet. Assistenten übernehmen doch viele Konfigurationen und denken nicht an Ecken, an die findige Programmierer denken.

    In diesem Sinne. Jeder ist seines Glückes Schmied. Der beste Schutz ist offline bleiben und mit niemanden reden. ;)

  • Am 5. Juli 2010 um 14:04 von Quark

    Quark
    „Dass hinter dem Angriff die chinesische Regierung steckt, bezweifelt inzwischen niemand mehr. Sowohl Google als auch iDefense, eine Tochter von Verisign, haben die Ausgangs-IP-Adressen rückverfolgen können. Hinzu kommt, dass bei ausschließlichem Interesse an Wirtschaftsspionage nicht davon auszugehen ist, dass sich der Angreifer ausgerechnet für die Googlemail-Konten zweier Menschenrechtler in China näher interessiert. “

    Klar, nach einer George W. Bush – Logik ist es damit bewiesen… So exzellent die Entwickler auch sein mögen, dass man ihre IP’s rückverfolgen würde, sind sie natürlich nicht gekommen. Ich frage mich auch, woher Google weiß, welche Googlemail-Konten welchen Menschenrechtlern gehören.

    Ich sage nicht, dass es nicht die chinesische Regierung sein könnte… aber an Beweisen dafür findet sich hier nur jede Menge Quark.

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