Gescheiterte Technologien der vergangenen zehn Jahre

Der Tablet-PC

Erstmals 2001 auf den Markt gekommen, blieben Tablet-PCs mit Touchscreen das ganze Jahrzehnt über Nischenprodukte – obwohl die zunächst etwas klobigen und unhandlichen Produkte schlanker, schöner und bedienfreundlicher wurden. Aber vielleicht kommt ihre große Zeit ja noch: Experten spekulieren immer wieder darüber, dass Anfang 2010 ein Tablet-PC von Apple auf den Markt kommen und diesem Segment einen vergleichbaren Erfolg bescheren soll, wie ihn das iPhone dem Smartphone-Markt gebracht hat.

Der Senioren-PC

Eigentlich war alles gut vorbereitet: Der damals durch das Ende der Dot-com-Blase schon angeschlagene Computerbauer Lintec hatte zusammen mit der Universität Leipzig extra ein Senioren-Computer-Testlabor eingerichtet. Aufbauend auf der Aktion „Senioren @ns Netz“ des Verbandes Sächsischer Bildungsinstitute (VSBI) und mit Unterstützung des daraus hervorgegangenen „Senioren-Internetclubs Leipzig“ sollten Mitglieder des Clubs Hard- und Software auf ihre Eignung für ältere Menschen hin testen und konkrete Anforderungen für die Entwicklung neuer Angebote definieren.

Das Ergebnis – der PC „Lintec Senior Club“ – wurde zur Eröffnung der CeBIT 2001 vom Lintec-Vorstandsvorsitzenden Hans Dieter Lindemeyer in Anwesenheit des Bundeskanzlers an Roswitha Verhülsdonk übergeben, die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO). Gerhard Schröder hob damals hervor, dass mit dem „Lintec Senior Club“ eine komplette Dienstleistung entwickelt worden sei, „die der lebenserfahrenen Generation hilft, den Weg in die Welt der Computer, des Internets und damit in das moderne Zeitalter der Informationstechnologien zu finden.“ Auch die BAGSO freute sich: Der „Lintec Senior Club versetzt ältere Menschen in die Lage, an modernen Technologien teilzuhaben und den ihnen zustehenden Platz in Familie und Gesellschaft einzunehmen.“

Ausgestattet war der Rechner zum Start unter anderem mit einem Intel-Celeron-Prozessor (900 bis 1300 MHz), 128 MByte bis 2 GByte Hauptspeicher, einer UDMA-Festplatte mit 20, 40 oder 80 GByte, DVD- und Floppy-Laufwerk sowie einem Compact-Flash-Card-Reader. Das Betriebssystem war Microsoft Windows ME oder XP, eine Besonderheit die das Betriebssystem überlagernde „Lintec-Senior-Bedienoberfläche“. Für den Internetzugang war standardmäßig ein 56-KBit/s-Modem vorgesehen, ISDN optional erhältlich. Zum Verkaufsstart im August 2001 kosteten die Computer zwischen 2500 und 5000 Mark (1278 bis 2556 Euro).

Die Rechner erregten europaweit Aufsehen (PDF), die angepeilten Absatzzahlen waren beträchtlich – wurden aber bei weitem nicht erreicht. Nach etwas über einem Jahr benannte das Unternehmen den „Lintec Senior“ in „Lintec easy“ um. Genutzt hat das auch nichts mehr. Dem für Senioren und Computereinsteiger konzipierten Simplico von FSC (2006 bis 2008) erging es übrigens nicht besser – FSC hatte ihn aber mit weitaus weniger Tamtam angekündigt, deshalb war auch sein Verschwinden wesentlich unauffälliger.

Ob ein kürzlich gestartetes britisches Projekt namens Simplicity von Wessex Computers mehr Erfolg haben wird, darf bezweifelt werden. Heute wird der Lintec-Senioren-PC noch dafür gerühmt, dass er sich wegen seiner Größe gut eigne, um Videorekorder auf Linux-Basis zu bauen – und außerdem günstig erhältlich sei.

Themenseiten: 3Com, Apple, Canon, IT-Business, Lintec, Microsoft, Motorola, Nokia, Palm, Sony Europe Limited; Zweigniederlassung Deutschland, Technologien

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