Die IT-Messe, die keine Messe mehr ist

Das Interesse der Firmen ist durchaus da. Vor allem das der Großen: Neben Cisco und Microsoft hätten auch Siemens mit all seinen relevanten Geschäftsgebieten, T-Systems oder auch der im vergangenen Jahr das erste Mal in München vertretene Computerbauer Dell ihre Bereitschaft zur Mitwirkung bereits bekundet. Ihr Mehrwert bei der Einbindung von Discuss & Discover in die eigenen Marketingprogramnme sei die größere Wahrscheinlichkeit, die wirklich relevanten Teilnehmer für ihre Veranstaltungsmodule zu erreichen, meint Schraudy. Es scheint also auch diesen Firmen nicht mehr so leicht zu fallen, die umworbenen Top-EDV-Chefs zu ihren Events zu locken.

Ein bisschen Ausstellungsfläche wird es aber trotz aller modernen Veranstaltungsformen auch dieses Jahr in München noch geben. Für viele kleinere Firmen sei die Systems ein Fixpunkt in ihrem Jahresplan gewesen, um Kunden aus der Region eine Anlaufstelle zu bieten, so Schraudy. Das müsse sich jetzt angesichts des neuen Konzeptes nicht ändern.

In der neu gestarteten Stuttgarter IT-Messe sieht Schraudy keine echte Konkurrenz. Die Veranstaltung sollte ursprünglich als „BITexpo“ im Mai stattfinden. Erst kürzlich wurde sie jedoch in „IT & Business“ umbenannt und in den Herbst verlegt. Sie könne sich vielleicht als sehr fokussierte und regional bedeutsame Veranstaltung für Interessenten an der Schnittmenge von IT und Fertigung etablieren, prognostiziert Schraudy. Der Standort Stuttgart biete dafür durchaus Perspektiven. Als Nachfolger der Systems, so wie sie einmal war, oder als echte Konkurrenz zu Discuss & Discover, so wie sie sein soll – mit internationaler Ausrichtung und hochkarätigen Referenten und Besuchern – sieht er die Stuttgarter Veranstaltung aber nicht.

Schraudy und die Messe München könnten recht behalten und am Ende – also in drei oder vier Jahren – die lachenden Dritten sein. Auch in Hinblick auf den alten Rivalen CeBIT. Noch ist unklar, wie sich diese Messe entwickelt. Spätestens nach der Abschlusspressekonferenz liegen aber auch in Hannover die Karten für jeden offen sichtbar auf dem Tisch. Ein „Full-House“ kann die Messe da sicher nicht präsentieren. Dann stellt sich die spannende Frage, ob all jene, die 2009 noch einmal – teilweise mit hohen Einsätzen – auf Hannover gesetzt haben, sich als Gewinner sehen, oder ob ihnen das präsentierte Blatt nicht ausreicht.

Falls nicht, wird es knapp für die Deutsche Messe: Sie hat nur zwei Pferde vor ihrem Wagen (CeBIT und Hannover Messe). Lahmt eines, wird es schwer, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Dann könnte sich die bisher beeindruckende Megalomanie in Hannover als Bumerang erweisen: Aus der weltweit größten IT-Messe im Handumdrehen ein kleines, aber feines Branchenevent zu machen dürfte deutlich schwieriger sein, als dem Aschenputtel Systems ein neues Kleid zu schenken.

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