EU gibt grünes Licht für Galileo-Finanzierung

Ausschreibungen der ESA können im Juli starten

Die EU-Verkehrsminister haben endgültig grünes Licht für das europäische Satellitennavigationssystem Galileo gegeben. Insgesamt werden bis zum Jahr 2013, in dem das Projekt abgeschlossen sein soll, 3,4 Milliarden Euro aus der Kasse der Union zur Verfügung gestellt.

Nach der noch ausstehenden Billigung durch das Europäische Parlament könne die Galileo-Durchführungsverordnung in den nächsten Wochen in Kraft treten. „Mit der Einigung des Rates haben die Mitgliedstaaten heute die letzte Hürde zur Realisierung von Galileo genommen. Jetzt ist die deutsche Raumfahrtindustrie am Zug“, so Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee nach dem Beschluss des EU-Verkehrsrats. „Damit sind nun die nötigen politischen Vorraussetzungen für Galileo festgelegt. Die ESA wird im Juli mit den Ausschreibungen beginnen und versuchen, diese bis Ende des Jahres so gut wie abzuschließen“, erklärt Ingo Baumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Hält dieser enge Zeitplan, so könnten noch 2008 die ersten Aufträge vergeben werden. Tiefensee sieht darin eine große Chance für deutsche Unternehmen. „Insbesondere im Satellitensegment und für den Betrieb der Kontrollzentren steht die deutsche Raumfahrtindustrie bereit. Damit hat die Politik die Voraussetzung dafür geschaffen, dass in Deutschland viele Investitionen und Arbeitsplätze im Hochtechnologiebereich realisiert werden, und zwar sowohl beim eigentlichen Galileo-System als auch bei den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Dies ist ein entscheidender Impuls für die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie“, so der Minister.

Der aktuelle Fahrplan für Galileo sieht vor, dass der Aufbau bis 2013 abgeschlossen sein soll. Galileo wird insgesamt aus 30 Satelliten bestehen und um einiges genauer sein als das US-Navigationssystem GPS.

Das europäische Projekt liegt mittlerweile schon einige Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Anfänglich sollte die Finanzierung über ein Industrie-Konsortium erfolgen. Jahrelange Verhandlungen über Details blieben am Ende jedoch ohne Erfolg, wodurch die Politik einspringen musste. Im November 2007 hatten sich schließlich die EU-Verkehrs- und Finanzminister über die Rahmenbedingungen geeinigt, die nun per EU-Verordnung Rechtsgültigkeit erlangen werden.

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2 Kommentare zu EU gibt grünes Licht für Galileo-Finanzierung

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  • Am 8. April 2008 um 18:15 von Paul

    um einiges genauer sein als GPS
    Wer braucht es noch genauer? GPS ist gut, reicht für den Privatmenschen vollkommen aus und ist "kostenlos".
    Das wir Steuerzahler hier etwas zahlen sollen wofür nur die Großindustrie Anwendungen und entsprechenden Nutzen hat finde ich falsch.
    Und wenn alles soweit ist wird auch das US-GPS wahrscheinlich nur noch als kostenpflichtiges ABO erhältlich sein, Galileo sowieso.

    • Am 8. April 2008 um 19:28 von Galileo-Fan

      AW: um einiges genauer sein als GPS
      Das es der private Autoanwender (darauf bezieht sich die Aussage hier wohl) nicht genauer braucht, ist sicherlich richtig. Für die punktgenaue Navigation im Gelände ist das GPS System aber oft zu ungenau. Weiterhin handelt es sich hier um ein europäisches Projekt, dh es sind die Steuerzahler in ganz Europa, die das mitfinanzieren – und es ist ja nun nicht so, dass das Geld einfach nur zum Fenster rausgeht. Die Investitionen fließen ja in Betriebe in Europa, ein guter Teil davon nach Deutschland – was wiederum Arbeitsplätze schafft und das technische know-how hierzulande fördert. Ausserdem ist das eine Zukunftstechnologie, die sicher noch in vielen Bereichen des täglichen Lebens Einzug halten wird – da zu sagen, dass brauch ich heute nicht, deswegen ist es Verschwendung Geld zu investieren, halte ich für etwas kurz gedacht. Ein (noch recht fernes) Beispiel wären sich selbst steuernde Fahrzeuge – da hätte ich dann doch lieber ein sehr genaues System, nicht ein so-circa-passt-schon-genaues. Zu guter letzt sollte man m.E. bei der Bewertung nicht ausser acht lassen, dass GPS ein militärisches amerikanisches System ist, während das europäische System ein ziviles System ist. Auf Galileo zu verzichten und auf in Zukunft nur auf GPS zu setzen würde heißen, auf unbestimmte Zeit dem guten Willen der amerikanischen Regierung und des amerikanischen Militärs abhängig zu sein. Allein das halte ich für Grund genug, in ein euroäisches System zu investieren. Und wenn tatsächlich für GPS irgendwann Gebühren anfallen sollten, wäre es da nicht sinnvoller, Abogebühren an ein EU System zu zahlen – die dann auch der europäischen Wirtschaft zu Gute kommen?

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