Analysten warnen: Das Internet steht vor dem Kollaps

Anfang November meldete der israelische Branchendienst Debkafile, dass Al Kaida einen Internet-Großangriff vorbereite. Demnach hätten am 11. November westliche, israelische und schiitische Seiten mit einem Überlastungsangriff (Denial of Service) ausgeschaltet werden sollen. Wir alle wissen heute, dass es sich um einen weiteren Fall von Panikmache handelte. Doch der „elektronische Dschihad“ ist durchaus im Bereich des Möglichen. Al Kaida rühmt sich nämlich, über ein undurchdringbares E-Mail-Netzwerk zu verfügen. Das Netz diene dazu, Freiwillige anzuwerben. Diese erhielten per E-Mail Instruktionen, wie sie sich vor den Geheimdiensten ihrer Heimatländer verstecken könnten.

Falls es zu einem Angriff kommen sollte, würde dieser aller Wahrscheinlichkeit nach mit Hilfe der Software ‚Electronic Jihad 2.0‘ ausgeführt werden. Diese Meinung vertritt Paul Henry, Vice President Technology Evangelism bei Secure Computing. Dieses Tool sei bereits seit drei Jahren verfügbar und mittlerweile einfach zu konfigurieren.

Es muss allerdings nicht Al Kaida sein, die das Netz zusammenschießt: Weltweit stehen derzeit etwa acht Millionen Rechner unbemerkt vom Eigentümer aktiv im Dienst von Hackern und Cyberkriminellen.

„Die Armee der ferngesteuerten Zombie-Rechner ist kaum in den Griff zu bekommen“, berichtet Thorsten Urbanski, Sprecher des Sicherheitsunternehmens G-Data. Dank immer neuer Infektionen gelänge es Botnet-Mastern, die Zahl der in die Netzwerke eingebundenen Computer auf hohem Niveau zu halten. Ausgefallene Rechner, sei es durch Säuberung oder Deaktivierung, würden laufend ersetzt.

„Nach unseren Erkenntnissen gelingt es Cyberkriminellen täglich, mehr als 500.000 PCs mit Malware zu infizieren und in ihre Botnetze einzubinden. Mehr als 50 Prozent der Infektionen gehen dabei auf das Konto von Drive-by-Downloads. Spam dient bei diesem Verbreitungskonzept lediglich dazu, Anwender auf verseuchte Internetseiten zu locken. Vollkommen unbemerkt startet dann im Hintergrund ein Trojaner-Downloader“, so Ralf Benzmüller, Leiter G-Data Security Labs. Nach seiner Einschätzung sind Drive-by-Infektionen klar auf dem Vormarsch. Ein Problem dabei ist, dass von vielen Securitylösungen der HTTP-Traffic nicht permanent gescannt wird.

Der Anwender selbst bemerkt eine Infektion so gut wie nie. Ein Hinweis darauf ist die Verlangsamung des Rechners. Kurios: Gerade die Gruppe, die in der virtuellen Welt gerne gegen Zombies kämpft, ist ein perfektes Ziel für die Botnet-Master. Viele Online-Spieler schalten die Firewall und den Virenschutz während ihrer Gaming-Session komplett ab, um lästige Pop-ups der Sicherheitsprogramme zu vermeiden.

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7 Kommentare zu Analysten warnen: Das Internet steht vor dem Kollaps

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  • Am 27. November 2007 um 11:33 von blondyonly

    immer wieder
    ohje – jedes jahr finden sich neue experten, die den untergang der welt, der menschheit oder eben des internets prophezeien.
    und jedes jahr warte ich gespannt darauf, daß etwas passiert – seit etlichen jahren nun schon.

    blondyonly

    • Am 29. November 2007 um 1:05 von Hans

      AW: immer wieder
      Was für ein Artikel?!

      Und damit es noch etwas spektakulärer wird, sprechen wir am besten vom "völligen Kollaps" der ja impliziert, dass das Internet *komplett* nicht mehr funktionieren wird. Der Weltuntergang naht! Zieht Euch warm an und kauft schon mal Taschenlampen, Batterien und Konservendosen! In weniger als zwei Jahren ist es so weit!

  • Am 28. November 2007 um 18:48 von Hans-Joachim Kretzschmar

    Kollaps? Eher auszuschließen.
    Mit der Netzkommunikation wird so viel Geld verdient, dass Otto Normalverbraucher damit rechnen kann, dass die Geldverdiener im Katastrophenfalle im Interesse ihres Profits sofort nachrüsten würden. Man kann sehr sicher sein, dass es nicht zu einem Kollaps kommt. Natürlich schließt das Engpässe auf bestimmten Sites nicht aus – eben so, wie es jetzt schon ist.

    • Am 28. November 2007 um 23:18 von calisto

      AW: Kollaps? Eher auszuschließen.
      Ein temporärer Kollaps ist nicht auszuschließen, da die Datenflut, die durch Streaming Video & Audio Sites verursacht wird, mittlerweile an die 50 % des gesamten Datenaufkommens ausmachen plus die Phisher und Spammer und es wird eng. Dummerweise benötigt ein Netzausbau sehr viel Kapital und wenn sich nicht die Wirtschaft an diesen Kosten beteiligt wird es düster aussehen für ecommerce. Das Internet ist nett zu nutzen als Plattform, solang man für diese nicht bezahlt! Aber was tragen denn die bekannten Video Sites zum Ausbau des Internets bei? (also Leitungen & Hardware zum Ausbau des gesamten Systems) Nichts! Aber verursachen erhebliche Performanceprobleme bei den Providern.

  • Am 28. November 2007 um 19:09 von Parvis

    y2k
    Wer erinnert sich nach an das Jahr 2000 Problem? Wie viel Aufregung – und was geschah letztendlich? Fast nichts.

    Was geschieht mir persönlich, wenn das Internet langsamer wird? Recht wenig – ich erinnere mich noch an die Anfangszeit, da dauerte eine E-Mail auch schon mal 2 Wochen, bis sie den Absender erreichte. Schlimmer wird es nicht.

    Und ob ich bei dem Shop xxxxxx online oder direkt bestelle – mir ist es im Grunde gleich.

    Ach ja – nur so am Rande – meine relevanten Daten liegen auf einem Rechner, der nicht online ist. Soviel zum Thema Trojaner.

  • Am 29. November 2007 um 10:44 von Ulrich Häring

    Panikmache bringt Geld….
    Worum es geht, steht im letzten Satz: „…und braucht neue Forschungsarbeit“. Das Internet steht stets „am Kollaps“, und zumindest in den USA sind Probleme mit Verteilungsnetzen ja leidlich bekannt. Worum es aber wirklich geht: Verkaufsargumente. Panik bringt Geld in die Forschertaschen, egal ob Vogelgrippe (weltweite Pandemie!) oder kaputtes Internet. Warum aber macht zdnet dabei mit? Wo bleibt der kritische Journalismus? Naja, auch hier braucht man Werbegelder….

    Danke für Ihre Meinung. Wie unrecht Sie allerdings mit Ihrem Korruptionsvorwurf haben, zeigt ein anderer bei ZDNet erschienener Artikel, der die Interessen hinter den Untergangsszenarien verfolgt. Auch Journalisten können unterschiedlicher Ansicht sein. Viele Grüße, die Redaktion

  • Am 30. April 2013 um 18:26 von Alex

    Es lebt noch! Und das 6,5 Jahre später

    Liebe Grüße aus der Zukunft :P

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