Filmindustrie lockt User mit falscher P2P-Seite in die Falle

Anti-Piraterie-Maßnahmen werden immer drastischer

Im Kampf gegen illegale Film- und Musikdownloads greifen die Anti-Piraterie-Einheiten der Industrie zu immer drastischeren Mitteln. Wie am gestrigen Mittwoch bekannt wurde, hatten die Pirateriejäger unter der Webadresse Miivi.com eine gefälschte Sharing-Plattform aufgezogen. Die professionell gestaltete Seite versprach nach der Registrierung unter anderem Download-Möglichkeiten kompletter Filme. Selbst ein Familienfilter für nicht jugendfreie Inhalte wurde angeboten, um die Plattform echt erscheinen zu lassen. Das Angebot entpuppte sich letztlich aber als Falle.

Wie die Filesharing-Community Zeropaid herausgefunden hat, wurde auf der Plattform auch eine Client-Software angeboten, die das Beschleunigen des Download-Vorgangs versprach. Das P2P-Programm entpuppte sich allerdings als Trojaner, der nach seiner Installation den Computer nach weiteren illegal erworbenen Film- und Musikinhalten durchkämmt. Die Ergebnisse werden dann mitsamt IP-Adresse und den registrierten Daten an die Pirateriejäger weitergeleitet.

Wie die Recherchen von Zeropaid ergeben haben, war die fragwürdige Seite im Whois-Verzeichnis auf das Unternehmen Media Defender registriert. Dieses geht im Auftrag der Film- und Musikindustrie gegen illegale Aktivitäten auf P2P-Netzwerken vor.

Bei der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) konnte man den Vorfall nicht bestätigen, sprach sich aber eindeutig gegen derartige Methoden aus. „Der GVU liegen keinerlei Informationen über die Anwendung derartiger Programme seitens der Filmindustrie vor. Die Rechtslage in Deutschland ist da aber auch eindeutig: Trojaner sind illegal“, so Jan Scharringhausen, Leiter der Rechtsabteilung der GVU.

Kurz nach der Enttarnung der Webseite durch Zeropaid wurde die Seite offline genommen, der Eintrag von Media Defender als Registrar verschwand ebenfalls. Die Domain wird aber weiterhin unter der Adresse von Media Defender geführt. Wie lange die Plattform tatsächlich online war oder ob es sich bei der Seite nur um eine Art Testballon gehandelt hat, um eine zusätzliche Methode im Kampf gegen Filmpiraterie auszuprobieren, ist nicht bekannt.

Zeropaid


Screenshot der fragwürdigen Plattform Zeropaid

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4 Kommentare zu Filmindustrie lockt User mit falscher P2P-Seite in die Falle

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  • Am 6. Juli 2007 um 8:38 von hdn

    Das ist ein starkes Stück
    Jetzt muss endlich Schluss sein, mit dem Privatkrieg der Medienkonzerne gegen den Rest der Welt! Die Verbreitung von Trojanern muss endlich für alle unter so drastische Strafen gestellt werden, dass in Zukunft in den Chefetagen der selbsternannten IP Wächter nicht einmal an so etwas geacht werden kann. Aber solange Herr Schäuble in der Regierung daran arbeitet, den Einsatz von Trojanern zu einem regulären Mittel der Strafverfolgungsbehörden zu machen (und das sicher nicht ohne Grund, man kann davon ausgehen, dass dies von Ermittlungsbehörden längst bereits heimlich und illegal eingesetzt wird) ist der Einsatz von Malware etwas, an das wir alle langsam gewöhnt werden sollen. Wetten, dass man sich in 5 Jahren noch nicht einmal laut darüber wundern darf, ohne dass man sich verdächtig macht, etwas zu verbergen zu haben? Oder ist das vielleicht ja heute schon so…

    • Am 7. Juli 2007 um 11:20 von tgr

      AW: Das ist ein starkes Stück
      Da muss man sich nicht wundern, wenn sich alle Welt freut, das mal wieder eine Seite MI gehackt wurde.
      Ich kaufe schon seit Jahren keine Musik- CD`s mehr. Die Profitgier von denen unterstütze ich nicht. Und für einen Kopierschutz zahle ich schon gar nicht.

  • Am 6. Juli 2007 um 9:27 von Tja der halt

    Filmindustrie
    Anstiftung zu einer Straftat ist eine Straftat.

  • Am 12. Juli 2007 um 20:23 von kenneth graham

    trojaner gegen filmpiraterie
    recht so! trojaner legal hin oder her; die film- und softwarepiraten schmeißen ja auch die rechte anderer über bord. sollen sie doch die konsequenzen erfahren. wer sich auf legalem terrain bewegt, braucht solche trojaner auch nicht zu befürchten. als kriminalbeamter in diesem deliktsfeld habe ich die erfahrung gemacht, dass sich die deliquenten mit gesetzen und strafandrohung kaum noch beeindrucken lassen, obgleich die sanktionen richtig hart ausfallen. es fehlt hier halt noch die sog. generalprävention durch weitere medienwirksame aufklärung.

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