Microsoft: Open Source verletzt 235 Patente

Allein der Kernel enthält 42 geschützte Technologien

In einem am Sonntag erschienen Interview mit dem Fortune-Magazin hat der führende Microsoft-Anwalt Brad Smith behauptet, freie und Open-Source-Software verletzte insgesamt 235 Patente. Nach Angaben von Fortune verstoße der Linux-Kernel alleine gegen 42 Patente, die von Microsoft gehalten würden, während 65 Verstöße auf das User-Interface und diverse Designelemente entfielen. Openoffice.org wird mit 45 Verletzungen belastet und die restlichen 83 entfielen auf andere freie und Open-Source-Programme.

Der Artikel zitierte den Microsoft-CEO Steve Ballmer, der gesagt haben soll, dass die Open-Source-Konkurrenz „nach den gleichen Regeln spielen müsse wie der Rest der Branche.“ „Was fair ist, ist fair“, so Ballmer gegenüber Fortune. „Wir leben in einer Welt, in der wir geistiges Eigentum honorieren und es auch entsprechend unterstützen.“

Es ist allerdings noch nicht klar, ob und wie Microsoft gegen mögliche Patenverletzungen vorgehen will. Angefangen mit der Vereinbarung mit Novell vom letzten November, hat Microsoft verschiedene Technologieunternehmen, die auf Linux angewiesen sind, ermutigt, Patentvereinbarungen abzuschließen. Microsoft habe auch Gespräche mit Red Hat geführt, die aber noch zu keinem Abschluss gekommen seien, so Fortune.

Der Artikel erwähnt auch, dass einige Befürworter von Open Source ihr geistiges Eigentum in das 2005 von Sony, Red Hat, IBM, NEC und Philips gegründete Open Invention Network eingebracht haben. Fortune vermutet, dass diese Unternehmen ihr Know-how kombinieren würden, um es patentrechtlich gegen Windows einzusetzen, wenn Microsoft gegen Open Source vorgehen würde.

Bedenkt man, wie tief Linux mit der Computerindustrie verwachsen ist, dann könnte ein direktes Vorgehen gegen Open Source ein sehr kompliziertes Unterfangen für Microsoft werden. Viele Kunden setzen Open Source im großen Umfang ein. Einige Branchengrößen wie IBM, Dell, Sun Microsystems, Hewlett Packard, Motorola und Oracle unterstützen die Linux-Entwicklung direkt.

Es ist nicht das erste Mal, dass derartige Vorwürfe gegen Open Source laut werden. Eine im Jahr 2004 durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass die freie Software insgesamt vermutlich 283 Patente verletze, darunter 27 Microsoft-Patente. Auftraggeber war ein Anbieter von Versicherungen gegen Risiken, die durch den Einsatz von Open Source entstehen könnten.

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6 Kommentare zu Microsoft: Open Source verletzt 235 Patente

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  • Am 15. Mai 2007 um 0:43 von Mike#

    M$ klagt gegen OpenSource?
    In der Auflistung ist noch zu erwähnen, dass Oracle sich auch der OpenSource-Community angeschlossen hat. Gleichzeitig sollte man sich nicht scheuen den Vergleich zwischen der Entwicklung von M$ und der Entwicklung von OpenSource historisch zu betrachten: http://de.wikipedia.org/wiki/Microsoft

    Es ist merkwürdig, dass Microsoft immer in gewissen Momenten klagt (Bsp.: Doubleklick- Bieten. Erst bietet M$ mit, dann verklagt es die Mitbieter (bzw. google, die den Zuschlag erhalten) nach Kartellrecht.

    Ferner sollte man nicht vergessen, welche Absichten M$ in der Vergangenheit befolgte, welche Versprechen, sowie welche Maßnahmen eingeleitet gegen Konkurrenten, Patentverletzungen und leider auch gegen Kunden und Nutzer.

    Weiter Links im Forum unter (Beiträge teils mit Niveau/ teils ohne):
    http://www.computerbase.de/news/software/betriebssysteme/2007/mai/microsoft_opensource_235_patente/

    Eine bessere Welt mit offenem Quellcode? Eine Welt unter GPLv3- Zwang?

    • Am 15. Mai 2007 um 8:14 von RP

      AW: M$ klagt gegen OpenSource?
      >… Es ist merkwürdig, dass Microsoft immer in gewissen Momenten klagt …

      Man muss den Spiess aber auch mal umdrehen: M$ wird ebenfalls von jedem verklagt, der keinen Fuss (mehr) auf den Boden bekommt – die Java-Unterstützung im IE hat vor der Sun-Klage jedenfalls wesentlich besser funktioniert.

      Man nehme z. B. die Offenlegung des Quellcodes: M$ wird gezwungen, diesen zur Einsicht freigeben. Wenn man versuchen würde, den Quellcode der Motorsteuerung bei Autoherstellern einzuklagen, würde man schallendes Gelächter ernten.

    • Am 15. Mai 2007 um 10:54 von Thomas

      AW: AW: M$ klagt gegen OpenSource?
      Von wem wird Microsoft zur Offenlegung des Quellcodes gezwungen?

  • Am 15. Mai 2007 um 11:14 von Martin

    Eben..
    Denke ich mir auch gerade… und wie viel hat Microsoft von der Open Source Welt abgeschaut? Ich kann mir vorstellen, dass es bei M$ 1000 Menschen gibt dir sich Zeile für Zeile durch die offenen Quellcodes lesen zwecks Ideeenklau, und dabei ist einem halt was bekanntes aufgefallen, hahaha…. Schlusssatz: Bei Open Source geht es um den Menschen, bei M$ nur um das Geld.

    • Am 16. Mai 2007 um 20:45 von Skaf

      AW: Eben..
      So viel kann sich Microsoft ja nicht abgeschaut haben, sonst wäre Windows jetzt um Einiges besser ;-)

    • Am 19. Juni 2007 um 12:25 von None

      AW: Eben..
      Bei OS geht es auch nur um Geld. Das "Menschen"-Argument ist nur Verschleierungstaktik, welche man nutzt um sich zu immunisieren.

      OS wird eingesetzt um Geld zu sparen und später teure Dienstleistungen einkaufen zu müssen.

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