Sun und das Drama um die quelloffene Software

ZDNet: Und wie soll die Veröffentlichung des Codes zu mehr Umsatz führen?

Green: Es geht zunächst nicht um die Frage, den Code zu haben oder nicht … Man kauft nichts, was man nicht vorher schon gesehen, analysiert, ausprobiert, bearbeitet und vielleicht sogar erweitert hat. Es gibt also eine Verschiebung weg vom Kauf vor dem Ausprobieren, hin zum Kauf nach dem Ausprobieren. So sind drei Gruppen (Entwickler, Systemadministratoren und CIOs) am Analysezyklus beteiligt, weil sie sich die Software besorgen.

Ob sie nun die Quellcodes lesen, oder vielleicht einfach einige Projekte durchspielen, sie können sich damit soviel Zeit lassen, wie sie wollen. Wenn sie dann bereit sind, Ernst zu machen, rufen sie bei uns an. Es ist sowohl für Sun als auch für jedes andere Unternehmen, das sich im Open-Source-Bereich engagiert, etwas vollkommen anderes als das alte Modell, bei dem die Monetisierung bei Erwerb des Produkts erfolgt.

ZDNet: Anders gefragt: Eine der ersten großen Ankündigungen von Sun nach Ihrem Wiedereintritt war, dass man den Quelltext von Java offen legen möchte. Fassen Sie bitte zusammen, was Sie damit erreichen wollen. Könnten Sie auch etwas zum Problem der Kompatibilität sagen, das Sun immer etwas gebremst hat?

Green: Jonathan und ich werden – wie auf der Javaone-Konferenz erwähnt – alle notwendigen Schritte unternehmen, um die Technologie völlig zu befreien. Es sollte aber wohl bekannt sein, dass heute bereits so ziemlich jeder Zugriff auf den Code von Java hat – wir wollen das Ganze jedoch noch flexibler gestalten.

Das Thema Kompatibilität beinhaltet ein Risiko. Es ist jedoch ein Risiko, das einzugehen man sich durchaus überlegen sollte. Java ist meiner Ansicht nach nicht nur bezüglich der Kompatibilitätstests, der Verfügbarkeit von Test-Suites und Ähnlichem weiter entwickelt als jede andere Open-Source-Software. Die Zahl der Anwendungen ist zudem derart enorm, dass sich daraus eine Entwicklung zu mehr Kompatibilität ergibt. Das Problem ist meiner Ansicht nach zu bewältigen.

ZDNet: Wann wird der Quellcode von Java Ihrer Erwartung nach offen liegen?

Green: Wir arbeiten hart daran, dass wir ihn recht schnell zur Verfügung stellen können.

ZDNet: Wie viel Zeit haben Sie Ihrer Meinung nach, bevor Sun Ergebnisse seiner Investitionen in Software sieht?

Green: Wissen Sie, die Ergebnisse sind multivariat. Wir haben fünf Millionen Downloads von Solaris. Wie machen wir uns also? Nicht schlecht für ein Jahr Arbeit, würde ich sagen. Ich glaube, dass das System jetzt immer mehr in Schwung kommt. Ich denke zudem, dass wir als Unternehmen, als eine Organisation innerhalb der Community, unsere Zeit insbesondere der Middleware widmen müssen. Und die auf der Javaone-Konferenz angekündigte Überführung des gesamten Stacks in den Open-Source-Bereich und dessen Integration in unser Entwicklerprogramm hat eine hohe Priorität für mich.

ZDNet: Es scheint, dass alle großen Anbieter die Entwickler ins Visier genommen haben. Glauben Sie, dass es einen Konkurrenzkampf um deren Aufmerksamkeit gibt?

Green: Im Bereich Open-Source sind mehr Code-Zeilen, mehr Programme zu finden als je zuvor, da stimme ich zu. Man könnte unsere Strategie als eine Art Rückkehr zu den Wurzeln verstehen – in dieser Hinsicht genießt Sun bezüglich der Kerntechnologien, der technologischen Stärken und der Open-Source-Pläne einen tiefen, grundlegenden Respekt bei Entwicklern und Administratoren. Sobald die Leute die Frage „Werden sie das wirklich machen?“ erst einmal hinter sich gelassen haben, werden wir meiner Ansicht nach sehr schnell an erster oder zweiter Stelle unter den OSS-Unternehmen zu finden sein. Wir haben über 20 Jahre Erfahrung zu bieten.

Themenseiten: IT-Business, Open Source, Strategien, Sun Microsystems

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