Bill Gates: So stelle ich Microsoft gegen Google auf

ZDNet: Inzwischen werden immer mehr Anwendungen mit dem Web im Hinterkopf entwickelt. In der Vergangenheit waren Ihre Entwicklungswerkzeuge stark Windows-zentriert. Werden Sie die Entwickler anweisen, Anwendungen zu schreiben, bei denen das Web die Entwicklungsplattform ist?

Gates: Es wird eine Menge Programmcode für das Web geschrieben, das geht zurück bis ins Jahr 2000 und zur .Net Initiative. Diese war entwickelt worden, um technisch aufwendige Websites gestalten zu können. Ja, der Erfolg von .Net lag vor allem darin begründet, dass es als primäre Plattform für das Erstellen von Websites diente. Das war schon phänomenal.

Die Leute benutzen auch andere Tools – Scripting, PHP etc. Aber wir haben speziell etwas für diesen Markt entwickelt. Und in dem Maße, wie die Leute immer aufwendigere Websites gestalten, sind wir der Meinung, dass der Funktionsumfang, den wir auf diesem Gebiet zu bieten haben, über die Ansätze der Scriptsprachen hinausgehen muss. Diese haben gleichwohl ihre Berechtigung. Aber immer mehr Leute wollen technisch raffiniertere Sachen machen. Das ist nichts Dramatisches, das Web hat sich einfach entwickelt. Es entwickelt sich ständig weiter. Vieles ist inzwischen ausgereifter, es gibt Geschäftsmodelle, die auf Werbefinanzierung aufbauen, man hat aus einigen Fehlern Ende der 90er Jahre gelernt. Aber als Branche insgesamt wiederholen wir wahrscheinlich einige derselben Fehler. Aber das ist OK. Aber es ist schon unglaublich, wenn man sieht, welch ansteckende Kreativität dort herrscht.

ZDNet: Sie sprechen schon seit Jahren vom Web als Entwicklungsplattform. Haben Sie diesen Wechsel auch intern bei Microsoft schon vollzogen?

Gates: Microsofts erstes Unternehmensmeeting zum Thema „Software als Service“ hat bereits vor über sieben Jahren stattgefunden. Wir hatten schon damals erkannt, dass dieses Modell für uns und die Kunden besser ist. Statt Software als einmalige Angelegenheit zu betrachten – man kauft eine neue Version und nutzt diese dann. Wenn wir dagegen eine kontinuierliche Beziehung haben, etwa mit so etwas wie Watson, wo wir überwachen, was die Benutzer tun und welche Treiber sie benutzen, kann Office Online entsprechende Vorlagen anbieten und neue Module herunterladen.

So können unsere Software-Innovationen enger mit den Anwendern verknüpft und stärker auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sein. Das ist ein wichtiges Paradigma für uns: neuen Wert zu schaffen. Den Aspekt Werbung haben wir unterschätzt, auf diesem Gebiet haben wir noch Nachholbedarf.

Ein wichtiger Wendepunkt war Ray Ozzies Memo im letzten Jahr, in dem er das primäre Anwendungsmodell definiert: Alles, was wir über das Web bereitstellen, muss überwacht und aktualisiert werden. Und viele dieser Services wie Storage oder Authentifizierung, bei denen man momentan noch an Active Directory oder Sharepoint vor Ort denkt, werden wir auslagern. Die Anwender können sie dann einfach online nutzen. Hier verzeichnen wir große Fortschritte.

Das ist übrigens genau das, was diese Branche so interessant macht. Selbst bei Microsoft mit seinen enormen Forschungskapazitäten kommt es vor, dass der Markt uns sagt, wo wir noch etwas verbessern können – oder was sich nicht lohnt. Wir müssen sehr dynamisch sein. In unserer Firmengeschichte hat man uns mindestens schon zehnmal einen Nachruf geschrieben, aber wir sind immer noch am Leben. Es ist schon lustig, zu sehen, dass wir gerade wieder eine solche Periode erleben.

Insbesondere sind die Leute der Meinung, Google wäre aus dem Paradigma der Webanwendung entstanden, und sie fragen sich, ob von den traditionellen Software-Unternehmen überhaupt welche dieses Paradigma verstehen oder gar vorantreiben können. Hier auf dieser Konferenz ist unsere Botschaft klar: Wir haben die besten Tools für dieses Paradigma und wir wissen, in welche Richtung die Entwicklung gehen soll.

Themenseiten: IT-Business, Microsoft, Strategien, Windows Vista

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3 Kommentare zu Bill Gates: So stelle ich Microsoft gegen Google auf

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  • Am 18. April 2006 um 19:19 von Der Skeptiker

    php und IIS sind schwer zu verheiraten
    Solange Microsoft dem großen Heer an Entwicklern keinen einfachen Migrations-Weg hin zu Windows Servern bietet, wird ein Großteil des Webs sich außerhalb der Kontrolle von MS bewegen.

    Wenn PHP mit Apache auf Fingerschnipp zusammenarbeitet und man tagelang IIS und php nicht verheiratet bekommt, dann muss sich Bill Gates nicht wundern, dass die Internet-Gemeinde ihn ablehnt.

    .Net ist so mächtig und gleichzeitig so schwierig, dass man ohne einen MSCE die Sache nicht gebacken bekommt. php und IIS scheinen sich auszuschließen. Selbst ein MSCE bekommen das in mehreren Tagen nicht hin.

    Denken wir an die Querelen mit Java. Solange die MS Manager noch monopolistisch denken und uns versuchen die Vorteile von .net mit platten Sprüchen schmackhaft zu machen anstatt uns wirklich zu helfen, werden die Kleinen sie ablehnen.

    Was soll das?

    Wir werden jetzt Frontpage entgültig zu den Fischen schicken. Mehr Probleme als Lösungen.

    • Am 18. April 2006 um 23:23 von Sascha

      AW: wozu auch…
      *LOL*
      Hör‘ ma – php auf IIS ??? Ik glaub mich tritt n‘ Pferd!
      Schon mal was von Linux gehört? Kostenlos LAMP aufgesetzt und gut is‘! Dat is Zukunft und Endsieg!

    • Am 4. Mai 2006 um 10:37 von Matze

      AW: php und IIS sind schwer zu verheiraten
      Sorry, dass liegt dann wohl eher an der Unfähigkeit des Nutzers. Ich selbst befinde micht noch in der Ausbildung und habe für den IIS + PHP unwesendlich länger gebraucht als für Apache + PHP. Dies aus dem einfachen Grund, da ich PHP nicht installiert habe sondern von Hand eingebunden habe und vergaß, was in der Installation automatisch passiert, php in die Umgebungsvariablen einzutragen.

      Daher kann ich deine Meinung und deine Probleme damit absolut nicht teilen.

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