Deutsche Verbraucher machen Telcos einen Strich durch die Rechnung

Im europäischen Ausland sind innovative Tarifvarianten bereits Standard. In Spanien beispielsweise animiert Amena mit dem „One and no more“-Tarif zu mehr Gesprächen mit dem Handy – der Kunde zahlt nur den ersten Anruf eines Tages. Auch in den deutschen Markt ist zuletzt Bewegung in die Tariflandschaft gekommen: So vermarkten immer mehr virtuelle Mobilfunkunternehmen ohne eigenes Netz, wie simyo.de, easymobile.de oder klarmobil.de, transparente Sprach- und SMS-Tarife. Ihre Preise liegen teilweise 70 Prozent unter denen der traditionellen Mobilfunknetzbetreiber. Auch die Netzbetreiber haben inzwischen innovative Tarife in den Markt gebracht.

Zusätzlich zur Stimulation des Telefonierens in rein mobilen Situationen könnten die Mobilfunkunternehmen beim Sprach- und Internetzugang langfristig Wachstum erzielen, wenn der Mobilfunk den Festnetzanschluss ersetzen würde. „Dafür aber gilt es, jetzt die Weichen zu stellen“, so Mobilfunkexperte Hildebrandt. „Zum einen sind die Barrieren beim Kunden hoch, den Festnetzanschluss aufzugeben. Zum anderen ist das Marktpotenzial begrenzt.“ Für 62 Prozent der deutschen Festnetzhaushalte kommt eine Aufgabe des Festnetzanschlusses der Befragung zufolge nicht in Betracht, zwölf Prozent waren unentschlossen. Ein wesentlicher Hinderungsgrund für den Kunden, den Festnetzanschluss zu kündigen, ist das Internet. Immerhin 13 Prozent konnten sich vorstellen, ihren Festnetz-Sprachanschluss aufzugeben, doch nur fünf Prozent würden zusätzlich auch mittels Mobilfunktechnologie ins Internet gehen.

Haushalte, die einen DSL-Anschluss haben, zeigen die geringste Wechselbereitschaft. Wichtig ist der Studie zufolge vor allem, der negativen Preiswahrnehmung entgegen zu wirken und den Kunden einen klar erkennbaren Vorteil zu vermitteln, warum diese den Festnetzanschluss aufgeben und zum Mobilfunkunternehmen wechseln sollten. „Auf reiner Mobilfunkbasis können die Anbieter einem DSL-Produkt derzeit kaum Paroli bieten“, stellt Hildebrandt fest. „UMTS-Lösungen sind lediglich für den schmalbandigen Markt bestimmt und bieten keinen klar erkennbaren Mehrwert.“

Die Mobilfunkunternehmen können große Teile des Festnetzmarktes nur erobern, wenn sie den Kunden ein Komplettangebot machen, das neben Mobilfunk- auch DSL-Technologie umfasst. Das bedeutet erfolgreiche Produkte aus Festnetzsprache und DSL wie etwa Alice oder Arcor durch ein zusätzliches Bündel mit Mobilfunktechnologie noch attraktiver zu gestalten und dem Kunden alles aus einer Hand anzubieten. So wird aus einem Mobilfunkunternehmen ein integrierter Telekommunikationsanbieter. Noch, so zeigt die Mercer-Studie, ziehen die Konsumenten zwar das kombinierte Angebot aus der Hand eines Festnetzanbieters deutlich dem identischen Angebot eines Mobilfunkunternehmens vor. Doch das könnte sich ändern, wenn die Mobilfunker den Vertrauensvorschuss der Festnetzanbieter wettmachen. „Tatsächlich könnte diese Strategie angesichts der gegenwärtigen Barrieren der Kunden zur kompletten Aufgabe des Festnetzanschlusses und des starken DSL-Wachstums auf lange Sicht der Erfolgsweg sein“, betont Mercer-Mobilfunkexperte Hildebrandt.

Themenseiten: Analysen & Kommentare, IT-Business, Mercer Management Consulting, UMTS

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