Telekom-Geschäftsstrategie in der Kritik

EU-Kommission droht mit Klage vor dem Europäischen Gerichtshof

Die EU-Wettbewerbskommissarin Viviane Reding hat Widerstand gegen die Glasfaserausbaupläne der Deutschen Telekom angekündigt. Der Magenta-Konzern habe sie nicht davon überzeugt, dass es sich bei dem Vorhaben um einen neuen Markt handele. „Neue Infrastrukturen, über die bereits existierende Produkte und Dienste angeboten werden, sind kein neuer Markt“, stellte Reding klar. Eine Vorzugsbehandlung der Telekom über eine Novelle des Telekomunikationsgesetzes werde die EU-Kommission nicht hinnehmen. Reding droht in diesem Fall mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof.

Omar Khorshed, Vorstandschef des Düsseldorfer Abrechnungsdienstleisters, sieht in der Vorgehensweise der Telekom die bisher übliche Geschäftsstrategie: „Entweder werden die Produkte der Telekom für Konkurrenten nicht verfügbar gemacht oder der Konzern erhöht die Preise für die Vorleistungsprodukte“, so Khorshed. Die Telekom habe neben der Glasfaser-Monopolpolitik bekanntlich eine neue Gebührenordnung für ihre Interconnection-Leistungen beantragt.

„Bis Mitte April muss die Bundesnetzagentur entscheiden, ob bei Ortsgesprächen, bei denen T-Com-Kunden aus fremden Netzen angerufen werden, 0,66 Cent statt bisher 0,5 Cent pro Minute zahlen müssen. Die neuen T-Com-Preise würden allerdings den Wettbewerb stark beeinträchtigen und getätigte Netzinvestitionen der Konkurrenz entwerten. Die meisten größeren Netzbetreiber sind bereits mit allen 474 lokalen Verteilern der Telekom zusammengeschaltet und können auf die Hauptknoten des Bonner Ex-Monopolisten verzichten. Die Telekom will aber auffälliger Weise nur die Leistungen der Tarifzone I erhöhen.

Das sind eben genau die lokalen Verbindungen, auf die alle Telekom-Wettbewerber angewiesen sind“, weiß Khorshed. Auch das Investitions- und Arbeitsplatzargument der Telekom beim Glasfaser-Engagement sei durchsichtig. „In Wahrheit haben die Wettbewerber in den vergangenen Jahren nach Angaben der Bundesnetzagentur wesentlich mehr in die TK-Infrastruktur investiert als die Telekom“, so Khorshed.

Auch der Bundesverband der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften (BREKO) bemängelt den Breitbandwettbewerb in Deutschland. Das belege der aktuelle Implementierungsbericht der EU-Kommission. Das Dokument offenbare die negativen Folgen des langsamen Regulierungstempos in Deutschland. „Während im EU-Schnitt dank des Wettbewerbes der DSL-Marktanteil der ehemaligen Monopolisten auf 61 Prozent zurückging, beherrscht die Deutsche Telekom immer noch 67 Prozent des Marktes im DSL-Festnetz“, kritisiert BREKO-Geschäftsführer Rainer Lüddemann. Der deutliche Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (83 Prozent) käme dabei nicht den Telekommunikationsgesellschaften mit eigenem Netz zugute.

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Neueste Kommentare 

7 Kommentare zu Telekom-Geschäftsstrategie in der Kritik

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  • Am 22. Februar 2006 um 14:05 von fluidprofi

    Ich bin es leid mit der Telekom Kritik
    Ich kann die Telekom immer mehr verstehen. Wo bleibt eine freie Marktwirtschaft, wenn immer wieder die EU-Regulierungsbehörde jeder Telekom-Aktion Vorschriften machen will. Die Überschriften der Presseartikel stellen meistens die Telekom an den Pranger. Warum heisst es nicht:’Die EU-Regulierungsbehörde in der Kritik?‘

    • Am 22. Februar 2006 um 14:38 von Paul

      AW: Ich bin es leid mit der Telekom Kritik
      Weil die Telkom Monopole aufbauen will und die passen nicht zu einer freien Marktwirtschaft. Dürfen zukünftig Autobahnen nur noch von Mercedes und BMW benutzt werden? Müssen alle anderen Marken auf der Landstrasse bleiben?

    • Am 22. Februar 2006 um 19:15 von alnet

      AW: AW: Ich bin es leid mit der Telekom Kritik
      Nach Paul sieht es also so aus:
      Mercedes(Telekom) baut die Autobahn. Aber alle benutzen diese Bahn, bezahlen aber den Preis den eine Regulierungsehörde festlegt.Mercedes hat also keinerlei Profit für seine Leistung. Dies ist nicht freie Marktwirtschaft. Die Telekom kann ich verstehen!

    • Am 23. Februar 2006 um 8:47 von Ernst Ehrlich

      AW: AW: AW: Ich bin es leid mit der Telekom Kritik
      Das Problem ist wohl eher, dass die Telekom diese Monopolstellung mit Steuergeldern erworben hat und mit dieser Monopolkstelolung jetzt die technologische Weiterentwicklung von Deutschland bremst!!!!!!

    • Am 23. Februar 2006 um 9:49 von Ingo Heinroth

      AW: AW: AW: AW: Ich bin es leid mit der Telekom Kritik
      Kann ich nur bestätigen und erweiter! Die Telecom ist fast mit der Mafia zu vergleichen! Mit Steuergeldern (wir alle haben schon die letzte Meile bezahlt) versucht diese jegliche Modernisierung incl. Wettbewerb des Kommunikationsmarktes, hier zu verhindern. Mit fadenscheinigen Gründen, falschen Kalulationen (hier könnte man von staatlichen sanktionierten Betrug reden) werde jegliche Versuche der Liberalisierung verhindert! (Genannt sei hier das Bsp. T-Online, bei dem die Telecom Milliardenschulden hat, diese wieder in den Telecomkonzern einzugliedern, alle Aktienbesitzer unter Abgabepreis abzuspeisen und so keine Schulden mehr bezahlen zu müssen!) Eigentlich müßte man hier Strafanzeige wegen Betrug und Unterschlagung stellen!)

  • Am 22. Februar 2006 um 21:43 von TheOtherSide

    DeRegulierung macht Sinn
    Hallo,

    zu diesem Thema sollte man wissen das die Telekom immer noch eine marktbeherrschende Stellung hat. Das ist ein Fakt, den mir erstmal jemand widerlegen muss!

    Würde die Regulierung stoppen, dann wäre es der Telekom/DTAG ein Leichtes das alte Monopol wieder zu etablieren.
    Wer die Branche kennt der weiss das!

    Ich habe auch nichts gegen die DTAG/Telekom, das Gegenteil ist der Fall! Gerade seit die Regulierung greift, gibt man sich dort sehr viel Mühe und zeigt innovative Züge!!
    Man wird dort immer besser!

    Also bevor hier jemand laut ruft:
    "Weg mit der Regulierung", sollte er erstmal kurz nachdenken (oder auch gerne länger :)) ).

    TheOtherSide

  • Am 23. Februar 2006 um 8:30 von Der Skeptiker

    Es geht doch um die Altlaster
    Es geht um die menschlichen Altlasten und die zugehörigen Gewerkschaften.

    Die alten Beamten, die uns vorschrieben, dass wir nur rote, grüne und graue Telefone verwenden durften hat man in die Rente auf Staatskosten (also unsere Steuern und Staatsschulden) entsorgt.

    Was macht man mit all den anderen unflexiblen Sesselfur….n?

    Die versucht man derzeit zu Zigtausenden an die Luft zu setzen. Das sorgt für Widerstand und da das nicht so einfach geht, zockt man den Bürger – egal ob beim Telefon oder DSL – auf der letzten Meile so richtig ab.

    Beispiel? Warum zahle ich für DSL genausoviel wie für einen normalen Telefonanschluss, obwohl das Kabel schon seit Jahrzehnten buchhalterisch abgeschrieben ist?

    Richtig! Das nichtarbeitende Personal – natürlich gewerkschaftlich geschützt – muss mit durchgefüttert werden.

    Solange man für diese Klientel keine neuen Jobs schafft, wird das Verhalten der Telekom sich nicht ändern.

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