Geheime Open-Source-Projekte

Schweigen zahlt sich aus: Unternehmen machen ihren Wechsel zu Open-Source-Anwendungen oft nicht publik, weil proprietäre Anbieter sie mit Zuckerbrot und Peitsche traktieren. Eine umfassende Recherche von ZDNet.

Viele Anwender von Open-Source versuchen ihre Aktivitäten nach Möglichkeit im Verborgenen zu betreiben. Niemand soll wissen, dass sie proprietärer Software den Rücken gekehrt haben. Wie Erwin Tenhumberg, Produktmarketing-Manager bei Suns Client Systems Group, auf einer OASIS-Konferenz in London erklärte, würde andernfalls „ihre Beziehungen zu großen Herstellern gestört“. Andrea DiMaio, Research Vice President bei Gartner, stimmt dieser Aussage zu: „Benutzer versuchen Stillschweigen zu wahren – wegen der Empfindlichkeit kommerzieller Anbieter.“

Aber es kann auch noch andere Gründe für das Verheimlichen von Open-Source-Projekten im eigenen Unternehmen geben: Gingen sie an die Öffentlichkeit, würden sie zeitraubenden Besuchen von proprietären Anbietern wie Microsoft bekommen. Das berichtete Aaron Seigo, der als Berater für Projekte rund um die Desktop-Umgebung KDE tätig ist.

„Ich habe es selbst erlebt“, berichtet Seigo. „Microsoft betrachtet dies als entgangenes Geschäft. Also kriegt man einen Anruf und sie versuchen, einen regionalen Vertreter vorbeizuschicken. Der fragt dann Dinge wie ‚Warum benutzen Sie Linux?‘, ‚Wie viele Rechner haben Sie?‘ und so weiter. Aus Vertriebssicht ist das verständlich, aber die meisten Unternehmen empfinden es als aufdringlich.“

Einen solchen Vertreterbesuch kann man oft nur schwer vermeiden, sagt Seigo: „Die rufen ständig an. Microsoft hat normalerweise sehr gute Vertreter, die ziemlich penetrant sind und sich nicht so leicht abwimmeln lassen.“

Microsoft wird sich auch einmischen, wenn ein Unternehmen nur mit einem Open-Source-Pilotprojekt an die Öffentlichkeit geht. Laut Mark Taylor, CEO des britischen Open-Source-Beratungsunternehmens Sirius, wird Microsoft „alle Hebel in Bewegung setzt“, sobald eine öffentliche Einrichtung Interesse an Open-Source zeigt. Die Redmonder würden unter allen Umständen versuchen, ebenfalls einen Fuß in die Tür zu bekommen. Taylor behauptet, dass fast jeder Partner der Open-Source Academy bereits von Microsoft angesprochen wurde. Es handelt sich dabei um eine Initiative der britischen Regierung zur Förderung des Einsatzes von Open Source-Software im öffentlichen Bereich.

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Neueste Kommentare 

8 Kommentare zu Geheime Open-Source-Projekte

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  • Am 19. Dezember 2005 um 19:13 von paternoster

    MafiaSoft lässt grüssen
    Diese mafiösen Methoden sind ja nichts Neues von M$.

    • Am 20. Dezember 2005 um 14:35 von Robert Wellmann

      AW: MafiaSoft lässt grüssen
      Diese "Microsoft ist doof und illegal und will nur böses und sowieso"-Threads auch nicht

    • Am 20. Dezember 2005 um 21:49 von MaPohli

      AW: MafiaSoft lässt grüssen
      Das einzige was man MS vorwerfen kann, ist dass Sie ihren Job – nämlich Geld zu verdienen – sehr gut beherrschen. Die Vorgehensweise dürfte sich von Unternehmen vergleichbaren Kalibers anderer Branchen kaum unterscheiden.

    • Am 22. Dezember 2005 um 10:27 von Nox

      AW: AW: MafiaSoft lässt grüssen
      Schlimmer noch: Inzwischen beginnen die ersten Open Source Unternehmen mit ihren Erfolgen durch Ausgründen kommerzieller Töchter selbst nach Kräften Kasse zu machen. Wer glaubt, er bekäme bei Open Source auf Dauer was geschenkt, ist ein Idiot. Die meisten dieser Pharisäer würden (und werden) genau so handeln wie MS wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen.

  • Am 21. Dezember 2005 um 14:22 von Werner

    Aufdringliche Vertreter loswerden
    Also ich frag die immer, wo sie meine Daten herhaben. Meisstens wissen sie das nicht so genau, und als nächstes fordere ich dann die komplette Löschung meiner Kontaktdaten. Wirkt fast immer…

  • Am 24. Dezember 2005 um 12:31 von Florian Schmidt

    Microsoft ist besser als sein Ruf!
    Während der eine Software mit eigenen, bezahlten Mitarbeitern entwickelt, machen andere sich die Mithilfe vieler, teilweise Arbeitsloser zur Hilfe.

    Warum soll ein kommerzieller Hersteller also keine Mengenrabatte geben oder die gute Integration und Bedienbarkeit für Endanwender also nicht vermarkten?!

    Bisher kenne ich zum Beispiel leider noch keine Open Source Werkstatt, die mein Auto nur gegen Zahlung der Ersatzteile repariert! Aber wenn es bald auch hier was gibt werden die kommerziellen es auch hier schwer haben und Ihre Vorteile vermarkten müssen…

  • Am 3. Januar 2006 um 9:40 von HerrBrand

    Linux oder MS
    Diese Frage steht schon seit Jahren im Raum und ich sage dazu nur folgendes:
    Wer heute in der IT Branche arbeitet der muß beides können, denn jedes OS hat seine speziellen Vorteile.
    Was die Sache mit den vertretern angeht:
    Wenn ein Vertreter nach einem klaren "Nein" weiterhin meint sein Produkt anbieten zu müssen, kann wegen Belästigung angezeigt werden. Wäre das schön öfter geschehen, dann würde sich auch die Vertreterpolitik schnell ändern! (ich arbeite im Vertrieb, im Außendienst)
    Ich habe nichts dagegen, das eine Firma mit ihrem Produkt Geld macht, und so viele Menschen auch über MS meckern, so viel haben es auch auf ihren Rechnern!
    Das einzige was ich MS vorwerfe ist der Versuch eine Monopolstellung zu erhalten, unliebsame Betriebe auf zu kaufen und dann dei Mitarbeiter fast vollständig zu entlassen, wenn auch getarnt.
    Man nehme zB die X-Box. Es ist bekannt, das die X-Box mit einem preis auf den Markt kam, der absichtlcih so kalkuliert war, das kein gewinn gemacht wurde. Nur um Marktanteile zu erhalten, bzw Sony weg zu nehmen. Und das ist eine sehr feindliche Politik. Was ein solches Unternehen macht, wenn es eine Art "Monopolstellung" inne hätte, können wir schon erkennen.
    ZB einen Chip zu offerieren, angeblich zum Schutze des Besitzers, welcher Kontrolliert, wann was wie installiert wurde.
    Entschuldigung, das geht keiner Herstelle etwas an, was ich mit meinem Rechner mache!
    Aber mal von all dem abgesehen, mit dem Privatvermögen das Herr Gates besitzt, könnte sehr viel gutes getan werden und viele Menschen müßten nicht verhungern. 50% seines Vermögens würde einiges besser amchen und er könnte sich immer noch alles kaufen was es auf der Welt gibt! Und das ist es was mich an MS so stört! Was wollen die denn noch haben, die haben doch schon alles!!!

  • Am 8. März 2006 um 9:39 von frank lehna

    was ist open source
    hallo Florian,

    stell Dir vor Du dürftes weder reden noch schreiben noch zum hammer greifen weil unsere vorfahren auch schon so schlau waren sich all das patentieren zu lassen.

    stell Dir vor Du wüßtest nicht, daß es so etwas wie einen hammer überhaupt gibt weil begriff inkl. information und deren weitergabe ebenso patentiertes eigentum sind!

    …natürlich ist das extremst möglich übertrieben aber es geht wirklich um nichts geringeres…

    aus freising: frank

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