Die sieben Leben von Cobol

Gänzlich in die Defensive gerät die Cobol-Branche, wenn es um moderne Entwicklungskonzepte wie Model Driven Architecture (MDA) geht. Die damit verbundene automatische Code-Generierung würde zentrale Eigenschaften von Cobol wie die leichte Verständlichkeit irrelevant machen und maschinennahe Systeme wie C oder C++ bevorzugen. Deshalb hoffen Cobol-Anbieter, dass auch dieser generative Ansatz, wie einst die 4GL-Sprachen, scheitern. „UML und MDA gehören in eine hehre Welt, die es nicht gibt. Man wird immer kodieren müssen“, so Blome von Micro Focus.

Dennoch stellen sich die Cobol-Anbieter auf Veränderungen ein. Nicht nur Micro Focus hilft Anwendern Cobol-Code vom Altsystemen auf moderne Architekturen zu portieren. Unix, Linux, Windows, Intel- oder RISC-Architekturen gehören längst zu den Cobol-Plattformen – wenn auch oft in leistungsbremsenden Laufzeitumgebungen. Wo es sich lohnt, werden Programme aber auch modernisiert. Besonders nützlich sind hier Web-Services und Service orientierte Architekturen (SOA).

Doch gerade SOA erweist sich als zweischneidiges Schwert. Zwar lassen sich man damit die Kunden bei der Stange halten, andererseits geht es hier um eine Technik, mit der sich Funktionen in Standard-Umgebungen einbinden lassen. Die Anwender werden rasch auf den Geschmack kommen, die interessanten Funktionen aus ihren Cobol-Programmen herauszulösen und ihrem ERP-System oder dem Webshop als Service zur Verfügung zu stellen. Hier liegt die eigentliche Zukunft von Cobol – ein weiteres seiner vielen Leben.

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1 Kommentar zu Die sieben Leben von Cobol

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  • Am 7. Dezember 2005 um 14:23 von Werner Lanter

    Warum noch Cobol?
    Als Programmierer mit mehr als 30 Jahren Erfahrung hauptsächlich mit Cobol stimme ich der Meinung zu, dass Service orientierte Architekturen (SOA) für Cobol ein weiteres Leben bedeuten können. Eigentlich sollte man dies nicht als neues Leben sondern mehr als Jungbrunnen bezeichnen. Da Cobol, wie gesagt eine fast natürliche Sprache ist, kann man mit Worten (Befehlen) ausdrücken, was das Programm ausführen soll. Es gibt kein Cobol++ oder Cobol# sondern einfach Cobol, zugegeben mit mehreren Spracherweiterungen aber immer noch rückwärts kompatibel. Das Konzept von Cobol wird es auch in Zukunft erlauben, diese Sprache für neue Anforderungen zu erweitern. Aus diesen Gründen entwickle ich auch heute noch neue Programme mit Cobol als der Sprache für kommerzielle Anwendungen und zwar auf und für die Windows-Umgebung.

    Cobol-Anbieter wie Micro Focus bieten oft verschiedene Assistenten zur mehr oder weniger automatischen Generierung von Services aus bestehendem Code an. Ob das Resultat für die Praxis taugt, möchte ich bezweifeln, denn ein Service sollte mehr sein als ein Programm mit einem modifizierten Aufruf. Für meine unter .NET entwickelten Webservices verwende ich als Datenaustauschformat XML-Dokumente, welche ihrerseits auf .NET Datasets basieren. Mit Micro Focus Cobol for .NET können Datasets mit einfachen embedded SQL-Befehlen definiert und bearbeitet werden. Aber auch Client-Programme unter .NET können sehr gut mit Cobol entwickelt werden. Und wenn man für Winforms oder Webforms eine andere Sprache bevorzugt, ist ja gemischt sprachliche Programmierung unter .NET auch kein Problem mehr.

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