Wer ist besser: Open-Source-Entwickler oder Festangestellte?

Big Blue übt täglich den Spagat zwischen freier und proprietärer Entwicklung: Tom Schwaller, Linux-Aktivist der ersten Stunde und nun in Diensten von IBM, vergleicht für ZDNet die beiden Welten. Die einen tun es für Geld, die anderen für Ruhm, Ehre und ...Geld.

Das Geschäftsmodell der Open Source-Anbieter geht meist davon aus, dass Geld nicht mit den Produkten, sondern mehr mit den Dienstleistungen dafür erwirtschaftet wird. In der Realität geht das Geschäft jedoch an den Open Source-Anbietern vorbei. An Dienstleistungen verdienen hier neben Distributoren wie Red Hat und Novell/Suse vor allem die großen Konzerne IBM und HP. Wie kommt die Community damit klar, dass mit ihrer Arbeit viel Geld verdient wird? Und wie kommen die Konzerne mit der Eigensteuerung der Community klar?

Diese Frage kann am besten Tom Schwaller, Linux-Architekt bei IBM, beantworten. Er ist ein Open-Source-Aktivist der ersten Stunde und bildet die Schnittstelle zwischen IBM und der OSS-Community. Bis vor kurzem wurde er bei IBM zudem als „Linux-Evangelist“ geführt. Doch heutzutage müsse man das Thema nicht mehr evangelisieren, so Schwaller.

ZDNet: Herr Schwaller, wir wollen uns über die Anbindung von IBM – aber auch seiner direkten Konkurrenten – an die Open Source-Community unterhalten. Das haben wir vorher schon mit Red Hat und Sun getan, was jedoch in einen Schlagabtausch ob der Frage mündete, wessen Entwicklergemeinde ist schlagkräftiger? Sun behauptete, die Community wäre eine wenig schlagkräftige Truppe. Im Gegensatz dazu sei die traditionelle Bindung von Sun an die Universität Berkeley weitaus effizienter – und habe beispielsweise Solaris hervorgebracht.

Schwaller: In diesem Fall habe ich einen persönlichen und einen IBM-Standpunkt. Persönlich halte ich die Diskussion für irrelevant. Wer die beste Open-Source-Software entwickelt, entscheiden letztlich die Anwender. Die IBM verhält sich in diesem Fall wie immer neutral: Wir entwickeln hoch-proprietäre Software, unterstützen die Community gleichzeitig aber nach Kräften. Wahrscheinlich sogar am meisten von allen kommerziellen Firmen, aber damit gehen wir nicht hausieren.

ZDNet: Sie sagen es ja selbst: IBM befindet sich im Spagat zwischen proprietären und Open-Source-Entwicklungsmodellen. Wie halten Sie diesen Spagat auf Dauer aus? Zerreißt es Sie nicht fasst?

Schwaller: Das lernt man in einer Firma wie IBM, die eigentlich aus vielen Subunternehmen besteht. Da gibt es verschiedenste, sich zeitweilig oft widersprechende Interessen, die aber durch eine globale Corporate Strategie von IBM zusammengehalten werden. Ich bin nun mal ein Vertreter der Open-Source-Bewegung, es gibt aber auch Leute bei IBM, die können damit überhaupt nichts anfangen. Wer in der IT Industrie wirklich vorne sein will, muss heutzutage beides beherrschen.

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1 Kommentar zu Wer ist besser: Open-Source-Entwickler oder Festangestellte?

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  • Am 22. November 2005 um 14:20 von volker schlenker

    fragestellung interessant ….
    Warum sollten Angestellte keine Open-Source-Software schreiben ?

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