Großrechner als Überlebenskünstler

Die IBM nutzte ihre gewaltigen Reserven, für einen Kultur- und Technikwandel. Offenheit und Standardisierung hieß die neue Devise. Mit der kupferbasierten CMOS-Technik verpasste das Unternehmen seinen Prozessoren zudem nicht nur einen Leistungsschub, sondern sorgte vor allem dafür, dass sich Leistungswachstum künftig ähnlich dynamisch entwickeln konnte wie im PC-Bereich.

Dennoch schien der Anbruch des Internet-Zeitalters Mitte der 90er den Großrechnern endgültig den Todesstoß zu versetzen. Deren Management- und Netzwerkkonzepte waren auf feste Nutzerzahlen ausgerichtet, nicht auf unberechenbare Spitzenlasten, wie sie im Web immer wieder vorkommen. Während die Rechenzentrums-Spezialisten eher daran dachten, ihre wertvollen Mainframes gegen die Zugriffe von außen zu schützen, überrollte die Internet-Welle den Rest der Welt. Preiswerte PC-Hardware, kostenlose Open-Source-Software (Linux, Apache) und Java beschleunigten den Siegeszug.

In dieser Situation bewies Big Blue Genialität. Das Unternehmen setzte sich an die Spitze der Bewegung. IBM erklärte sich zur e-Business-Company – allerdings erst einmal mit zweifelhaftem Erfolg. Zwar gelang es dem Konzern den Markennamen e-Business weltweit zu etablieren und damit den Ruf abzuschütteln, hoffnungslos altmodisch zu sein. In Umsatz ließ sich die Kampagne jedoch kaum ummünzen. Das änderte sich spätestens im zweiten Anlauf, als Linux auf die Mainframes portiert wurde und man sich zum Open-Source-Promotor erklärte.

Plötzlich sah es so aus, als seien Großrechner moderne Systeme für Internet-Anwendungen auf Basis von Open-Source-Software. Tatsächlich kann das Unternehmen eine Reihe von Anwendern vorweisen, die z-Series-Rechner genau so benutzen. Dennoch: Eigentlich sind die großen Systeme für diese Art von Nutzung nicht wirklich gebaut. Ihre Scale-Up-Architektur eignet sich nach wie vor eher für große Transaktionen mit möglichst verschiedenen Anwendungen, die den Rechner gleichmäßig auslasten, wenn nötig bis zu 80 oder 90 Prozent. Internet-Anfragen dagegen sind relativ homogen und erwarten sofortige Antwort. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis sind hier preiswerte PC-Farmen mit Open-Source-Software unschlagbar.

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