Benzin bald unbezahlbar: Wohin steuert die Automobilindustrie?

ZDNet: Aber welches Antriebskonzept wird sich kurzfristig, sprich in den kommenden paar Jahren durchsetzen? Immer vorausgesetzt, dass die Preise für Benzin kräftig weiter klettern werden. Wird sich Wasserstoff einen Platz im Auto erobern?

Groth: Beim Wasserstoff haben Sie das Flächendeckungsproblem. Parallel dazu weist es ein Transportproblem auf: Ein mit Wasserstoff betanktes Fahrzeug kann beispielsweise nicht ohne weiteres 14 Tage – also die typische Zeit für einen Sommerurlaub – stehen gelassen werden. Wenn Sie zurückkommen, ist der Tank nämlich leer.

ZDNet: Also was dann?

Groth: Kurzfristig kann man nur die kybernetische Energie noch besser ausnutzen, als das heute der Fall ist. Also die angesprochene Rückgewinnung von Energie durch Hybrid-Technologien. Und man wird massiv Energie einsparen müssen, etwa durch das Fahren von konstanten Geschwindigkeiten. Deltas von kybernetischen Energien, wie sie durch starke Beschleunigung oder Abbremsen entstehen, müssten weitgehend vermieden werden. Das bringt schon einiges! Die von Ihnen Eingangs des Gesprächs genannten alternativen Treibstoffe wie Erdgas, synthetisches Gas und Benzin oder Wasserstoff lösen das Problem nicht wirklich, sondern verlängern das Leid nur um weitere Jahrzehnte.

ZDNet: Was ist mit der Solarenergie? Seit Jahren warte ich auf das Solarmobil, das mich unabhängig von der Zapfsäule macht und mir ein ruhiges Öko-Gewissen beschert.

Groth: Das Thema Solar ist ein Riesenproblem: Sonnenenergie wird von so genannten Kollektoren in elektrische Spannung umgewandelt. Das bauen solcher Solarzellen – vergleichbar einem Chip – verbraucht aber selbst Strom, und zwar extrem viel. Unterm Strich verbraucht die Produktion einer Solarzelle genauso viel Strom, wie sie Zeit ihres Lebens aus Sonnenlicht erzeugen kann. Das ist ein echtes Dilemma.

ZDNet: Nichts desto weniger habe ich dadurch einen Vorteil: Einmal rein gesteckt, kann ich die Energie noch Jahre später wieder herausholen.

Groth: Ja, theoretisch haben sie dadurch mobile Energie, bei einer Energiebilanz von null. Was gut ist! Damit kann man arbeiten. Leider ist die Energieausbeute sehr gering, aber prinzipiell ist die Idee gar nicht schlecht.

ZDNet: Dann steht eine massenkompatible Serienfertigung eines Solarmobils eher in den Sternen?

Groth: So würde ich das sagen, ja. Sehen Sie: Das schnellste Serienauto, dieser Bugatti Veyron, schafft 402 Stundenkilometer. Das schnellste Konzeptauto auf dem Salzsee schafft knapp über Mach 1. Das schnellste Elektromobil schafft ebenfalls auf dem Salzsee derzeit etwas über 350 km/h. Das schnellste Hybridmodell, der Lexus RX 400h läuft etwas über 200 Sachen. Die Performance von Solarmobilen ist einfach vernichtend gering im Vergleich zu Benzin/Kolbenmotor-getriebenen Modellen. Gerade wir Deutsche haben eine sehr männlich akzentuierte Sicht auf den Straßenverkehr, ein Solarmobil könnte niemals zu einem Aushängeschild für einen hiesigen Hersteller werden.

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Neueste Kommentare 

14 Kommentare zu Benzin bald unbezahlbar: Wohin steuert die Automobilindustrie?

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  • Am 25. Oktober 2005 um 17:55 von Junior Visioner

    Schön, wenn ein Chefvisionär meiner Meinung ist
    Wenn sogar ein Chef Visionär meiner Meinung ist, dann kann ich ja nicht so verkehrt liegen. Man sollte Elektroautos mit "Stromabnehmern" bauen, alle Straßen "verkabeln" und den Strom in effizienten Kraftwerken herstellen. Sei es regenerative Energie oder Atomkraft.

    • Am 25. Oktober 2005 um 21:25 von KuZZo

      AW: Schön, wenn ein Chefvisionär meiner Meinung ist
      … mit dem kleinen Unterschied, daß der "Chef-Visionär" sich seine Ideen jeden Monat mit saftigen Gehaltsschecks vergolden lässt und die tausenden und abertausenden "Junior-Visionäre" im Hochtechnologiestandort Deutschland sich früher oder später mit Hartz-4 auseinander setzen werden müssen …

    • Am 26. Oktober 2005 um 8:25 von Wilhelm Kielmann, Dipl.-Phys.

      AW: AW: Schön, wenn ein Chefvisionär meiner Meinung ist
      Du meinst, die Hartz-IV-Empfänger gehen dann sowieso zu Fuß, dann hat sich Debatte eh erledigt?

  • Am 25. Oktober 2005 um 22:59 von Martin

    kybernetische Energie …
    …oder kinetische?

  • Am 26. Oktober 2005 um 8:23 von Wilhelm Kielmann, Dipl.-Phys.

    Kernreaktoren im Auto??
    Natürlich werden wir eine Renessaince der Kernergie erleben – angesichts der Klimakatastrophe (vgl. Steven Hawkings bei Reinhold Beckmann)und des Endes des kostbaren Öls – aber sicher nicht im Auto. Wir werden mit Kernenergie (Spaltung langfristig abgelöst durch Fusion) Strom erzeugen, mit dem Strom dann Wasserstoff und den werden wir tanken. Alle 1000 km 5 Minuten an einer Tankstelle stehen, ist keine Krücke (die letzten 80 Jahre gings auch), zumal auch Tankstellen an ihrer Attraktivität weiter arbeiten werden.

  • Am 26. Oktober 2005 um 9:20 von Christoph

    Kernfusion im Auto?
    Au Backe! So ein Schwachsinn kann auch nur von den Amis kommen. Früher hat man mal den Tiger im Tank gehabt, in 100 Jahren die "Sonne"! Von den sicherheitstechnischen Problemen einer Fusion oder eines Kernreaktors bei einem Unfall einmal ganz abgesehen, auch mal abgesehen von der Frage nach der Entsorgung (nach wie vor ungeklärt), allein für Terroristen endlich eine erschwingliche Möglichkeit, mal so richtig loszulegen. Da bekommt der Begriff "Autobombe" plötzlich eine ganz neue Dimension!

    Und ganz nebenbei ist der Hybridantrieb eine deutsche Erfindung. Wir sind nur zu dämlich, das auch zu vermarkten.

    Vielleicht sollten wir anfangen, Autos mit geringem Verbrauch herzustellen? VW hat kürzlich die Produktion! seines 1-Liter-Autos (Verbrauch!,nicht Hubraum) eingestellt!!!!! So etwas nenne ich Schwachsinn! In ein paar Monaten werden wir ein asiatisches Auto auf dem Markt haben, dass vielleicht 2 Liter verbraucht und nur ein paat Tausen Euro kostet – dann gucken wir Deutschen WIEDER in die Röhre und jammern. DARIN sind wir echt Weltmeister!

    Christoph

    • Am 27. Oktober 2005 um 15:59 von Martin

      AW: Kernfusion im Auto?
      Ja, da kann ich nur zustimmen, das ist nciht nur eine sehr naive sondern auch gefährliche Sichtweise…

      Ich halte den Sonnenofen -> Zink -> H2 Reaktor mit Zink -> H2 in Brennstoffzellen Ansatz für den gelungensten den ich bisher gesehen habe. Da packt man wirklich "die sonne in den Tank" und das alles ohne die H-Bombe zu reiten…

      Noch bekommen wir keine stabile Fusion die Energie abwirft in einem Großkraftwerk hin und ich glaube es ist sehr optimistisch zu glauben das es bis in 100 jahren funktioniert und entsprechend miniaturisiert, klein, sicher und günstig ist…

    • Am 28. Oktober 2005 um 9:20 von Christoph

      AW: AW: Kernfusion im Auto?
      SO (via H2) will ich die Sonne auch gerne im Tank haben, aber nicht als Fusionsreaktor.

      Japan und Frankreich sind meines Wissens ja gerade dabei, so einen Reaktor zu errichten, der Aufwand (energetisch wie sicherheitstechnisch) ist immens.

      Wobei, H2 ist sicherheittechnisch auch nicht ganz ohne, steht aber in keinem Verhältnis zu Kernreaktion resp. -fusion.

      In diesem Sinne ein schönes Wochenende
      Christoph

    • Am 28. Oktober 2005 um 15:52 von Axel Katerndahl

      AW: Kernfusion im Auto?
      Mann sollte diese Dinge sehr langfristig betrachten, denn an atomaren subatomaren oder sonstigen nuklearen Energieformen und auch solche die wir noch nicht kennen werden wir niemals vorbeikommen.
      Nur diese Energieformen bringen max. Energie auf kleinsten Raum.
      Der Energieverbrauch auf der Erde wird weiter rasant steigen je weiter sich die Welt entwickelt.
      Wenn dies zum tragen kommt leben wir nicht mehr, und ich hoffe das unsere Nachkommen diesen Energieformen Ojektiv gegenüberstehen, und nicht wie heute alles Atomare verteufeln.

  • Am 26. Oktober 2005 um 15:05 von Dr.Kurt A.Köhler

    Mobilität
    Persönlich benutze ich bei vertretbarem Wetter ein ‚Pedelec‘ (Fahrrad, das das Treten elektrisch unterstützt) für die Fahrt zum Arbeitsplatz(2x10km täglich), das tut dem Herz- und Geldbeutel gut…
    Ansonsten heißt wohl die Devise: das Fahrzeug leichter machen, bisher galt jedenfalls: 1t Gewicht etwa 10l/100km Verbrauch an Kraftstoff. Ein Hybrid ist da kontraproduktiv, weil mit ihm das Gesamtgewicht nicht unerheblich steigt, die VW-Entwicklung ist eher richtungsweisend. Bei sehr geringen Verbräuchen könnte dann der Kraftstoff z.B. aus gen-optimierten Pflanzen hergestellt werden. Weitere Anmerkung: Die Umsetzung des Kraftstoffes in mech. Energie mithilfe einer Stirlingmaschine ist vom Wirkungsgrad her unübertroffen ….

  • Am 26. Oktober 2005 um 20:13 von Willi Aigner

    Solarenergie im Auto
    Zum Thema Solarenergie sind an Herrn Groth die Entwicklungen der letzten Jahre wohl etwas vorbeigeeilt. Die Herstellung einer Solarzelle benötigt längst nicht mehr so viel Energie, wie sie in ihrer gesamten erwarteten Lebenszeit abgeben kann. Bei 20 Jahren Betriebszeit sind es zwischen 2 und 3 Jahren, bis die Herstellungsenergie wiedergewonnen wurde. Es wäre daher für Herrn Groths persönliches Image günstig, sich vor dem Aufstellen von unhaltbaren, anachronistischen Thesen sich über das Gesprächsthema zu informieren!

  • Am 26. Oktober 2005 um 23:02 von helmutk

    So ein Schwachsinn
    Ich habe ja schon einige Dummbatz Diskusionen hier gelesen….aber die hier gehört mit zu den KAUM ZU TOPPEN !!
    Ist man in diesem vom Konsum satten Volk jemals auf die Idee gekommen ein Thema korrekt zu analysieren, einen gemeinschaftlichen demokratischen Beschluss zu fassen und diesen dann durch zu setzten??!! Nein…wir lassen uns weiter von Möchtegern Managern bequatschen unsere Umwelt und uns selbst zu gefährden oder zu vernichten mit der vagen Aussicht auf Erlösung von allen Übel. Immer nach der Devise…MIT VOLLDAMPF INS VERDERBEN !!! (Damit`s nicht so lange weh tut) Ich hoffe nur, dass das meine Kinder überstehen……

  • Am 1. September 2006 um 11:03 von madman

    Alles Schwachsinn!
    1975 verbrauchte ein Golf Diesel 5 Liter Kraftstoff, heute braucht das gleiche Fahrzeug die gleiche Menge. 30 Jahre sind vergangen und kein großartiger Fortschritt. Aber wo kämen wir denn hin, wenn es ein Auto geben würde, dass nur 2 Liter verbraucht? Dann würden die Ölmuftis Umsatzeibu?en machen und die steuern durch Ihren Reichtum ja schon die Autoindustrie. Zur Fahrzeugelektrik gibt es nur zu sagen, je mehr Elektrik, je mehr Fehler. Man schaue sich nur mal unsere Pc`s an, dauernde Updates, andauernd Schwierigkeiten. Bach to the roots, Mechanik ist einfach, aber überschaubar. Wenn man jetzt mit einem Elektrikproblem am Auto in die Werkstatt fährt, stehen die Mechaniker oft genauso hilflos da, wie man selber. Herzlichen Glückwunsch, Fortschritt hurra!

  • Am 23. Dezember 2007 um 23:46 von Jannik

    Kernreaktor im Auto !?
    Ein Reaktor im Auto. Und was geschieht mit den Brennstäben wenn sie „ausgelaugt“ sind ?! Irgendwo in Endlagern platzieren ? Dann wird der radioaktive Müll ja noch mehr. Es reicht schon das die Atomkraftwerke viel zu viel davon produzieren. Wasserstoff ist für die Zukunft bestimmt !!

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