Hardware-Strategien und Programmiermodelle

Im Prinzip wettet Intel darauf, dass die Strategie von IBM an der Komplexität des Cell-Programmiermodells scheitern wird und dass die sich daraus ergebende Weigerung einer massiven Mehrheit von Programmierern, sich zu ändern, Microsoft dazu zwingen wird, seine eigenen Pläne auch zu überdenken.

Von allen vieren ist die Strategie von Sun sowohl die am lautesten angekündigte als auch die am häufigsten missverstandene. Wie IBM setzt Sun schon seit einigen Jahren auf Multicore, aber Suns Softwarestärke liegt konsequent da, wo IBM am schwächsten gewesen ist: beim symmetrischen Multiprocessing [SMP] im Unix-Stil und 64-Bit-Binärkompatibilität, von einem einzelnen Mittneunziger Ultra SPARC II mit 200 MHz bis zum heutigen 144-Core 1,4 GHz Sunfire 25K. Auf der Softwareebene lautet die Strategie von Sun, aus diesem Vorsprung Kapital zu schlagen, indem sie Solaris gleichzeitig drinnen und draußen pushen: drinnen in Richtung erhöhte Chipfunktionalität, draußen in Richtung besser und leichter verfügbarer Netzwerkressourcen für lokale Prozesse.

Auf der Hardwareseite drückt sich diese Strategie darin aus, was Sun Chip-Level Multithreading nennt: eine Überbrückung der Kluft zwischen Speicherzugriff und CPU-Geschwindigkeit, beruhend auf der automatischen Verschränkung einer Anzahl von Prozessen (Threads genannt, falls sie sich einen Namespace teilen) auf einem Prozessor, während die Speicherzugriffe, die zu deren Unterstützung nötig sind, parallel dazu laufen. Aber sogar die ursprüngliche Hardware implementiert dies auf zwei Ebenen. Dementsprechend werden die ersten Niagara-CPUs acht Cores auf der Chip Assembly haben, von denen jeder dazu in der Lage ist, vier Threads gleichzeitig zu verarbeiten. Im Endeffekt stellen die Multicore-Systeme von Sun Multithreaded-SMP auf einem Chip dar, während der Cell von IBM ein Grid auf einem Chip ist.

Völlig oberflächlich gesehen, rühren die größten Unterschiede zwischen der Strategie von Sun und der, die von Microsoft und IBM verfolgt wird, daher, dass die neuen Produkte von Sun abwärtskompatibel sind und ihre nicht. Also wird ein Sun-Kunde, der eine bestehende SPARC-Binärdatei auf einem neuen Rechner lädt, wahrscheinlich kein bedeutendes Abfallen der Performance feststellen, während ein IBM- oder Microsoft-Kunde zunächst neu kompilieren und dann einen gehörigen Einbruch der Performance hinnehmen müsste – vielleicht sogar bis zu 50 Prozent, falls der Code nicht schon umgeschrieben wurde, um das neue Programmiermodell einzusetzen.

Aus einer Sun-Marketing-Perspektive wird sich die Fähigkeit, alte Binärdateien ohne wesentliche Einbußen auszuführen, für allgemeine Geschäftskunden wahrscheinlich als äußerst wertvoll herausstellen. Das wird allerdings in der Unterhaltung, der wissenschaftlichen Verarbeitung, Finanzanalyse und Unternehmensforschung nicht viel ausmachen, weil diese Märkte von hochtechnischen Leuten dominiert werden, die willig sind, Code zu überarbeiten, um bessere Leistung zu erzielen. Auf diese wird IBM deshalb sein erstes Cell-Marketing konzentrieren, was nebenbei gesagt auch der Grund ist, warum sich Sun so bedeckt hält, in Bezug auf die Gleitpunktleistung auf CMT-Systemen.

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