Die Qual der Wahl

Das Verfassungsgericht hat den Weg zu Neuwahlen freigegeben. Spätestens jetzt gilt es sich zu überlegen, wen man wählen soll und ob überhaupt. Gibt es eine Partei, der man als IT-Spezialist den Vorzug geben könnte?

Zur Grundstimmung: Schaut man auf die Diskussionen im Internet, so tobt dort eine Auseinandersetzung zwischen Fundamental-Verweigerern, Utopisten, Demokratieverteidigern, Egoisten und – ganz wichtig – denen, die Gut und Böse daran messen, ob man für oder gegen so genannte Software-Patente ist. Einig scheinen sich fast alle in dem Verdikt, dass Politiker dumm, gierig, machtgeil oder alles zusammen sind. Kaum ein Diskutant, der den Oppositionspolitikern mehr zutraut, als der jetzigen Regierung.

Zu den vielen Gründen für den grassierenden Frust kommt bei den Surfern noch die Enttäuschung über das (vorläufige) Scheitern einer Utopie aus den 90er Jahren hinzu. Schon damals wurde die etablierte Politik ad acta gelegt, um dem Traum von „New Athens“ zu weichen, sprich: der Errichtung einer Basisdemokratie via Web. Doch alle Ansätze sind immer wieder durch Marketing- und Politagenturen korrumpiert worden. So unterlaufen zum Beispiel Weblogs mit ihrer „Authentizität“ weit seltener Autoritäten, als die journalistische Sorgfaltspflicht.

In den Chefetagen der Informations- und Telekommunikationsunternehmen, in denen viele der oben erwähnten Netz-Diskutanten arbeiten dürften, scheinen die Auseinandersetzung weniger grundsätzlich zu laufen. Hier geht es vor allem um die Perspektiven, die ein wahrscheinlicher Regierungswechsel eröffnet. Viele Hoffnungen, das zeigt auch die Entwicklung des Börsenkurses, richten sich auf eine unternehmerfreundliche schwarz-gelbe Koalition und besser Rahmenbedingungen.

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2 Kommentare zu Die Qual der Wahl

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  • Am 2. September 2005 um 8:16 von Tut nichts zur Sache

    Wer glaubt denn an den Weihnachtsmann?
    > SPD und Grüne dagegen haben erkannt,
    > dass ihr Liberalisierungskurs zwar
    > der internationalen Konkurrenzfähigkeit
    > Deutschland genutzt hat
    Das stimmt ja wohl vorne und hinten nicht! Schröder und Fischer haben wo immer es ging, Porzellan zerschlagen. Wir mögen zwar durch unsere Geberlaune bei allen Staaten der dritten Welt und in Arabien angesehen sein. Deswegen verkaufen wir aber nicht 1% mehr ITK-Produkte dorthin, als wir selbst mit Entwicklungshilfe dort fördern.

    Selbst wenn man den Focus auf ITK legt, so überwiegt doch der restliche Anteil bei uns Profis im täglichen Leben.

    Unser Geschäft läuft halbwegs. Was nicht funktioniert sind sämtliche Randbediungungen, für die die Regierung verantwortlich ist.

    In Bayern und Baden-Würtemberg sieht das Umfeld noch gut aus. Je weiter man aber in die alten Sozi-Gebiete nach Norden kommt, um so übler wird es. Der Staat bzw. die Länder haben dort geschlafen.

    Die ITK braucht weniger Mittelabfluss in die hochsubventionierten anderen deutschen Felder. Geringere Bürokratie – 7% der Kleinstunternehmen werden zu statistischen Erhebnungen gezwungen – und weniger Abgaben für den Sozialstaat. Die größeren Unternehmen brauchen weniger Gewerkschaft. Wenn das nicht klappt, dann kann auch die IT nicht weiter wachsen.

    Dieser Artikel war vollkommen überflüssig. Was ein moderner Staat wirklich braucht, wissen wir alle.

    Erfolgreiche Unternehmer!

    Dann brummt der Laden für alle.

  • Am 2. September 2005 um 9:48 von krypter

    Softwarepatente gefährden Existenzen
    > […] denen, die Gut und Böse daran
    > messen, ob man für oder gegen so
    > genannte Software-Patente ist.

    Diese Polemik war wirklich überflüssig. Bei den Softwarepatentgegner handelt es sich zum ganz überwiegenden Teil um Mittelständler und selbständige Programmierer, deren Existenz durch die Legalisierung von Logikpatenten massiv bedroht wäre. Da ist es wohl selbstverständlich, dass man seine Wahlentscheidung auch von der Position der Parteien zu diesem Thema abhängig macht. Journalisten würden wohl auch keine Partei wählen, die die Verwendung bestimmter Aussagen monopolisieren will – ganz einfach deshalb, weil sie ihren Beruf dann nicht mehr ausüben könnten.

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