Neue Anforderungen an das Projektgeschäft

Nachdem sich die Umsätze im Projektgeschäft in Deutschland 2004 stabilisiert haben, verspricht der Markt 2005 wieder ein leichtes Wachstum. Jedoch wird nicht jeder gleichermaßen von dem Aufschwung profitieren, denn die Spielregeln haben sich geändert.

IT-Anbieter mutieren immer mehr zu Systemlieferanten und damit zu strategischen Partnern ihrer Kunden. Zu diesem Ergebnis kommen die Berater von Pierre Audoin Consultants (PAC) mit Sitz in München. In der Folge werde das Projektgeschäft vor ganz neue Aufgaben stellt.

Große Anwender-Unternehmen koppeln derzeit mit Hilfe von IT-Governance ihre IT-Strategie immer enger an die Unternehmensstrategie. Dies unterstreicht laut PAC den höheren Stellenwert der IT für die Unternehmen und vertiefe die Beziehung zwischen IT-Anwendern und IT-Anbietern. Tobias Ortwein, Senior Consultant von PAC, erklärte: „Es reicht nicht mehr aus, allein die Technologie zu beherrschen, was zwar wichtig bleibt, aber zunehmend als Selbstverständlichkeit betrachtet wird. Nur wer die Business-Needs der Kunden versteht, kann ihren neuen Anforderungen gerecht werden.“

Nicht nur die ganz großen, sondern inzwischen auch kleinere IT-Anbieter hätten mittlerweile auf die neuen Anforderungen reagiert und sich das nötige Know-how via Übernahmen eingekauft – jedoch mit unterschiedlichem Erfolg. IBMs Integration der PWCC trage bereits Früchte, während EDS über mangelnde Synergie-Effekte mit A.T. Kearney klage. Eine clevere Lösung hat nach Ansicht von PAC die französische Unilog gefunden: Deren Management-Consulting-Einheit verfüge über einen großen Anteil an Mitarbeitern aus dem Bereich Systemintegration, die über einen entsprechenden Background und das notwendige Potenzial verfügen.

„Zwar herrscht in Deutschland noch nicht dieselbe Offshore-Begeisterung wie in den USA oder UK“, erklärte Ortwein. „Doch wächst mit der ‚Kommoditisierung’ der Project Services auch die Akzeptanz von Offshore-/ Nearshore-Services.“ Anders als jenseits des Ärmelkanals beziehungsweise des Atlantiks – wo man mit Offshore-Anbietern ohne große Vorbehalte direkt zusammenarbeitet – zögen die Anwender hierzulande es vor, Offshore-Services indirekt, also über einen internationalen Anbieter wie Accenture oder IBM, zu beziehen. Noch lieber würden indes osteuropäische Nearshore-Ressourcen in Projekte einbezogen, zumal diese Länder für Deutschland geradezu „vor der Tür“ liegen und bei Klärungsbedarf schnell erreichbar sind.

Deutsche und internationale IT-Anbieter haben laut PAC diesen Trend erkannt und kaufen sich entsprechende Nearshore-Kapazitäten zu. SBS erwarb dieses Jahr nicht nur über ihre österreichische Tochtergesellschaft zwei IT-Unternehmen in der Slowakei, ELAS und HT Computers, sondern mit Forte Company auch die Nummer 4 auf dem rumänischen IT-Services-Markt. Kurz zuvor hatte Ness Technologies mittels Kauf der rumänischen Radix Company ebenfalls seine Kapazitäten in Osteuropa ausgeweitet.

„In den nächsten Jahren wird Outsourcing zum ersten Mal einen höheren Anteil an den IT-Ausgaben haben als Project Services. Sprich, der Anteil der externen IT-Services an den IT-Ausgaben wird deutlich steigen, das jedoch vorwiegend aufgrund eines florierenden Outsourcing-Geschäfts“, so PAC-Berater Ortwein. Outsourcing zieht damit am Projektgeschäft vorbei. Konkurrenz für das klassische Projektgeschäft komme gerade von Application Management, das auch die Anwendungsseite umfasst.

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