T-Com könnte Bonn verlassen

Vorstand Walter Raizner denkt über einen Umzug nach

T-Com-Chef Walter Raizner favorisiert einen Standortwechsel der in Bonn ansässigen Festnetzsparte der Deutschen Telekom. Als neue Standorte für den Unternehmenssitz sind München, Frankfurt und Berlin im Gespräch. Wie die „Wirtschaftswoche“ aus dem Umfeld Raizners erfuhr, will der T-Com-Chef der Festnetzsparte nach der im Herbst abgeschlossenen Verschmelzung mit T-Online zusätzliches Gewicht verschaffen. Deshalb plädiert Raizner nach Auskunft enger Mitarbeiter dafür, die T-Com „aus dem Dunstkreis der Bonner Konzernzentrale“ heraus zu lösen.

Ein Umzug in eine andere Großstadt sei ab dem kommenden Jahr „eine Option“. Noch sei das Thema zwar „nicht akut“, aber schon bald werde eine Projektgruppe mit der Standortanalyse beginnen. Allerdings ist vor allem Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke gegen einen Umzug. Mögliche Ersparnisse durch eine schneller verschlankte T-Com-Zentrale werden durch die im Vergleich zu Bonn deutlich höheren Gewerbesteuerhebesätze in München und Frankfurt wieder aufgezehrt, heißt es im Ricke-Umfeld. Angesichts des Sparkurses sei den Mitarbeitern solch ein Schritt schwer zu vermitteln. Raizner will den Umzug, weil der Konzernvorstand – allen voran Vorstandschef Ricke, Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick und Personalvorstand Karl-Heinz Klinkhammer – in die Festnetzsparte hineinregiere.

Im Alltagsgeschäft sind die Grenzen zwischen T-Com und den Konzernabteilungen in der Bonner Konzernzentrale kaum spürbar. Einzelne T-Com-Bereichsvorstände wie Achim Berg sitzen sogar mit Konzernvorständen Tür an Tür. Raizner hofft, dass nach einem Umzug die Einflusssphären klarer abgesteckt wären.

Außerdem ließe sich der ohnehin für nächstes Jahr geplante Stellenabbau leichter bewältigen. Alteingesessenen T-Com-Mitarbeitern, so ein Kalkül, fällt ein Standortwechsel schwer. Sie wären gezwungen, ein Abfindungsangebot anzunehmen. Offiziell teilte die Telekom der WirtschaftsWoche auf Anfrage mit, ein Umzug „ist kein Thema.“

Insider kolportieren allerdings, dass Ricke Raizner bereits den vakanten Chefposten der Geschäftskundensparte T-Systems angeboten hat. Wenn Raizner wirklich den Dunstkreis der Bonner Telekom-Zentrale verlassen wolle, dann könne er die Nachfolge des kürzlich verstorbenen Konrad Reiss antreten. T-Systems hat seinen Sitz in Frankfurt, einem von Raizners bevorzugten Standort. Headhunter suchen bereits extern einen neuen T-Systems-Chef. Der Chefsessel bei T-Com, heißt es bei Personalberatern, stehe bei Topmanagern deutlich höher im Kurs. Für diesen Posten ließen sich leichter Topleute von außen gewinnen.

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2 Kommentare zu T-Com könnte Bonn verlassen

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  • Am 2. Juni 2005 um 0:29 von Schwarzmaler

    Wieso nicht gleich …
    … nach China, da könnte die T-Com dann die dort ansässige Bevölkerung mit ihren Wucherpreisen ausnehmen und uns in Ruhe lassen.

    • Am 30. Juni 2005 um 22:07 von Mainsurfer

      AW: Wieso nicht gleich …
      Genau und alle daheimgebliebenen stürzen sich auf die Wettbewerber und Deutschland katapultiert sich wieder in die Steinzeit.
      Monopolist hin oder her. Wie würde der Markt denn heute aussehen wenn die ReTP bestimmt hätte das die Wettbewerber mit ihren ersten Angeboten im Call by Call eigene Netze aufbauen hätten müssen?
      Bestimmt reeller als derzeit. Es hätte garantiert auch eine Möglichkeit gegeben, dass die Wettbewerber in die Vermittlungsstellen der Telekom einmieten!
      Aber solange in Deutschland die "Geiz ist geil" Mentalität herrscht, können wir uns das alles abschminken :(

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