Alzheimer-IT: Pervasive Computing

Fast aus dem Blick geriet angesichts der technischen Möglichkeiten, dass sich in vielen Fällen leicht auf die eindeutige Identifizierung etwa durch RFID-Tags verzichten lässt, wenn sowieso bekannt ist, wer in den überwachten Räumen, etwa eines Seniorenheims, lebt. Illusorisch ist die Diskussion über die Identifizierung aber schon deshalb, weil man sie braucht, damit bei alarmierenden Meldungen, die richtige Person medizinisch versorgt werden kann.

Angesichts solcher Diskussionen drängt sich der Verdacht auf, dass es die Forscher für Pervasive Computing in die Altenpflege verschlagen hat, weil dort Forschungsgelder zu holen sind. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn die Projekte vor allem mit ökonomischen Argumenten angepriesen werden. So lässt sich der Verzicht auf Überwachungskameras nicht nur mit Rücksicht auf die Probanden begründen, sondern auch mit der dramatischen Reduzierung von Datenmengen, Komplexität und damit von Kosten. Da es nicht um inhaltsreiche Multimedia-Inhalte geht, sondern nur um kurze Meldungen von Sensoren, reicht für Speicherung und Verarbeitung der Daten ein 08/15-PC sowie preiswertes Sensor-Equipment aus dem Elektrohandel. Zudem wurde meist kostenlose Open Source-Software verwendet, um sich potenziellen Anwendern durch günstige Betriebskost zu empfehlen. Ein Ziel ist offensichtlich, das Gesundheitssystem mit leicht und kostengünstig nachrüstbarer Technik sowie mit durch Einschränkung der persönlichen Betreuung durch Fachpersonal zu entlasten.

Dieses Vorhaben ist durchaus lobenswert, zumal wenn die Technik ältere oder kranke Menschen tatsächlich etwas unabhängiger macht, insbesondere in intimen Lebensbereichen, wie dem Bad. Doch Überwachungstechniken, wie sie insbesondere beim Pervasive Computing unumgänglich sind, lassen sich auch anderswo hervorragend einsetzen. Man muss also damit rechnen, dass das Interesse an der älteren Generation weniger den demographischen Entwicklungen geschuldet ist, sondern dem humanen Anstich, der hilft diese umstrittenen Techniken für die „kritische“ Öffentlichkeit schmackhaft zu machen.

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