Trusted Networks: Spam führt zur Dreiteilung des Internet

Der Verband der deutschen Internetwirtschaft ist mit einer eigenen Initiative gegen Spam an die Öffentlichkeit gegangen. ZDNet befragte den Geschäftsführer Harald A. Summa, worin der Unterschied zu Microsofts "Sender ID"-Konzept besteht und wie er die Erfolgschancen einschätzt.

ZDNet: Herr Summa, aktuell macht der Eco-Verband durch eine Anti-Spam-Initiative auf sich aufmerksam. Können Sie uns Ihren Ansatz kurz umreißen?

Summa: Natürlich. Wir haben vor etwa einem Jahr damit begonnen, die Provider zusammenzubringen und zu überlegen, was man gemeinschaftlich gegen das Problem des Spam machen kann. Aus dem ursprünglichen Zusammentreffen ist eine Task Force hervorgegangen, die mittlerweile in vier Arbeitsgruppen aufgeteilt wurde. Vor kurzem haben wir dann ein Whitepaper vorgestellt, eine Art Grundsatzpapier, wie die deutschen Provider und die Internetwirtschaft mit dem Thema Spam umgehen wollen.

ZDNet: In diesem Grundsatzpapier wurde festgelegt, dass…?

Summa: …dass wir davon ausgehen, dass es so etwas wie ein Trusted Network geben wird – also ein vertrauenswürdiges Netz aus Providern, in dem der eine weiß, was der andere macht. Ein Baustein dieses Trusted Network ist die gerne gebrachte Whitelist, also eine Positivliste, mit der die Direktversender sagen können „Ich folge den allgemeinen gesetzlichen Regelungen zum Thema Permission Marketing, ich werde sogar zertifiziert“. Dadurch leiten ihn dann die Provider durch und filtern seine Mails nicht heraus.

ZDNet: Wieso eigentlich eine eigene Initiative von Eco? Was halten Sie denn von der Initiative, die Microsoft zusammen mit AOL in die Wege geleitet hat? Stichwort Sender ID. Der Empfänger weiß dadurch, ob der Absender tatsächlich der ist, für den er sich ausgibt.

Summa: Wir grenzen uns davon etwas ab. Aufgrund der bisherigen Diskussion sind wir nämlich zu dem Eindruck gelangt, dass man dem Problem nicht nur mit technischen Mitteln Herr werden kann. Der Versuch, den Adressaten so eindeutig wie möglich zu bestimmen, scheint organisatorisch, strukturell und politisch ein ziemlich schwieriger Akt zu sein. Deswegen haben wir schon sehr früh gesagt, „lasst uns lieber etwas Machbares starten“. Das macht mehr Sinn. Besser, dass wir einen Teil des Problems lösen, als dass wir eine Gesamtlösung in Angriff nehmen. Die können wir aus unserem vergleichsweise kleinen Kreis heraus nicht stemmen, obwohl wir in unserem Arbeitskreis durchaus die Leute hätten, die die technischen Voraussetzungen dafür mitbringen würden. So haben auch Leute von uns an dem Sender ID-Vorschlag mitgearbeitet.

Interessant finde ich, dass unser Ansatz bereits Nachahmer gefunden hat. Das europäische Umfeld nimmt diesen sehr positiv auf. Gerade erst habe ich unser Konzept in Skandinavien vorgestellt… bis in einem halben Jahr könnten wir europaweite Positiv-Listen vorliegen haben. Damit wäre ein Großteil der Probleme gelöst.

ZDNet: Eine Verständnisfrage: Sehen Sie Ihren Ansatz nun eher komplementär oder eher als Gegensatz zum Sender ID?

Summa: Wir sehen uns als komplementär. Unsere Initiative setzt ja auf eine freiwillige Basis. Niemand kann den Providern vorschreiben, zu filtern oder nicht. Auf der anderen Seite: Das Recht eines seriösen Direktversenders ist auch nicht unbedingt verbrieft. Daher stand für uns von Anfang der Task Force an fest, dass wir das Medium nicht kaputt machen dürfen: Vielmehr müssen wir einfache Mittel finden, das Volumen von Spam deutlich zu verringern.

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