Ausblick auf die S-Klasse von morgen: Mercedes F 500 Mind

Die Grenzen des Forschritts können jedoch in Zukunft weniger im technisch Machbaren liegen, sondern vielmehr in der Akzeptanz der Nutzer. So ist der F 500 Mind nicht die erste Mercedes-Studie mit By-Wire-Technologien. Im Vergleich zu früheren Prototypen, die über Joysticks gesteuert wurden, ist Mercedes beim F 500 Mind jedoch wieder zu einer zumindest Lenkrad-ähnlichen Steuereinheit zurückgekehrt. Der Steuerknüppel wird also auch in nächster Zeit nur in Flugzeugen zu finden sein.

Auf einem anderen Gebiet gibt es hingegen nicht nur Akzeptanzprobleme, sondern handfeste technische Schwierigkeiten, die Mercedes dazu veranlasst haben, erst einmal den Rückwärtsgang einzulegen: Das in der E-Klasse und dem SL eingesetzte Bremssystem, das in Teilen schon auf By-Wire-Technologien basiert, soll künftig wieder durch eine herkömmliche Bremse ersetzt werden.

„Sensotronic Brake Control ist der Einstieg in die Welt der By-Wire-Systeme“, hieß es im aufwändig inszenierten Image-Video, das anlässlich der Präsentation des Mercedes SL im Herbst 2001 gezeigt wurde. Doch aus dem viel bejubelten Feature wurde ein Problemfall, der zu einer der größten Rückrufaktionen in der Geschichte des Herstellers geführt hat.

Bei viel gefahrenen Fahrzeugen kann es zum Ausfall von SBC kommen. Zwar ist als Backup-System immer noch eine mechanische Verbindung zum Bremssystem vorhanden, das Pedal zeigt dann aber von einem Moment auf den anderen ein völlig anderes Ansprechverhalten. Der Bremsweg wird zudem erheblich länger. Der Einstieg in die Welt der By-Wire-Systeme scheint also schon mal gründlich schief gegangen zu sein. Auch Zulieferer Bosch hat inzwischen verlauten lassen, dass die Weiterentwicklung des Systems inzwischen eingestellt sei.

Der Serieneinsatz von By-Wire hätte jedoch auch andere, weit reichende Konsequenzen und wirft nicht zuletzt auch haftungsrechtlich neue Fragen auf. Denn keine Technik ist unfehlbar – wer haftet letztendlich für einen Unfall, bei dem in den entscheidenden Sekunden die Elektronik des Fahrzeugs die Kontrolle hatte? Vor der Einführung von By-Wire-Systemen müssten zudem bestehende Gesetze geändert werden, die eine rein elektronische Übertragung kritischer Informationen derzeit nicht zulassen.

Themenseiten: Peripherie

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

6 Kommentare zu Ausblick auf die S-Klasse von morgen: Mercedes F 500 Mind

Kommentar hinzufügen
  • Am 8. Juli 2004 um 0:02 von Raini

    OS ?
    na da bleibt wohl nur noch die Frage,
    welches OS eingesetzt wird….?!
    Viren ? Hacker ? updates ?
    Also ich freu`mich schon auf das erste
    "Na, hat Dein Mercedes auch den Autoboost-Worm?" "Jop, seitdem muss ich bei Linkskurven immer das Licht einschalten, sonst geht er aus!"

  • Am 8. Juli 2004 um 1:47 von Realist

    Geil, muss man haben
    So ein Auto bzw. Technik muss man haben.
    Da zahlt man doch gerne 70% des Kaufpreises nur für eingebaute el. Spielereien.

    Bei der nächsten Viruswelle, muss dann diese Unsinnskarre solange in der Werkstatt verweilen, bis Mercedes (M$?) endlich ein Update oder Bugfix zur Verfügung stellt; sonst fährt mich die virenverseuchte Karre vielleicht noch vor’n Baum.

    Und die Wertbeständigkeit passt sich dann dem Computerniveau an, d.h. Mercedes S-Klasse, 2 Jahre alt, € 150,–. Ist das Auto 4 Jahre kommt nur noch die Entsorgung in Frage, da es weder Updates noch mech. Ersatzteile mehr gibt?

    • Am 8. Juli 2004 um 9:38 von THE MAN

      AW: Geil, muss man haben
      Ich kann deine Skepsis verstehen,
      aber ich bin der Meinung,
      solche Prototypen sind wichtig.
      Immer mehr Computertechnik wird in Autos
      verbaut, das ist jetzt schon Realität.
      Damit diese aber sinnvoll eingesetzt
      werden kann, muss man diese erproben.
      Nur so kann etwas neues zuverlässig und sinnvoll nutzbar werden. Da wird natürlich auch einiges an neuen Features wegfallen, weil sie eben doch nicht so toll sind, wie anfangs gedacht.

      Eines sollte aber nicht in der Autoindustrie so gemacht werden wie in der Computerindustrie: Prototypen von Anwendern in freier Wildbahn testen lassen!

      THE MAN

    • Am 9. Juli 2004 um 22:29 von Thorsten

      AW: AW: Geil, muss man haben
      Wie schon erwaehnt sind Prototypen sinnvoll und mann muss einfach mal ein bisschen rumspinnen duerfen. Das grosse problem bei der by-wire technik ist und bleibt, dass mechanik zuverlaessiger funktioniert als Elektronik. Aus diesem Grund bin ich ueberzeugt, dass in den naechsten 5 – 10 Jahren kein Serienfahrzeug mit dieser Technik angeboten wird. Es ist einfach ein unkalkulierbares Risiko welches enormen Schaden bei den direkt Betroffenen (Autoinsassen) und den Firmen in Form von Imageschaden und Regressanspruechen verursachen wuerde.
      Im uebrigen wird bei den Systemem im Auto ein eigenentwickeltes OS verwendet und kein Windows oder Linux

    • Am 14. Juli 2004 um 23:38 von Willi

      AW: AW: AW: Geil, muss man haben
      ich finde die technik sinnvoll. endlich mal wieder etwas, was das auto an sich weiterbringt, und nicht nur spielereien, wie klima, navi usw.
      zuverlässig muss die technik auch sein, denn alle modernen flugzeuge werden "by wire" gesteuert – ist aber vielleicht auch eine frage des preises.

    • Am 29. September 2004 um 23:19 von Mephisto

      AW: AW: AW: AW: Geil, muss man haben
      Ich habe zwar keine Ahnung, aber es herscht auch in allen Flugzeugen ein striktes Mobiltelefonverbot. Muss ich jetzt befürchten dass man die Kontrolle übers Auto verliert wenn einer am Straßenrand telefoniert?!? Ok, ich weiss, es hat bestimmt keine Folgen. Aber es passte so schön.
      Übrigens den C 111 aus dem Artikel mag ich am liebsten leiden, egal wie alt der sein mag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *