Sun Microsystems startet Feldzug gegen die Komplexität

Papadopoulos dazu, wie Sun vertikal integrierte Hardware und Software anbieten kann, ohne dabei seinen Standpunkten zu Open Source, Standards und Wahlfreiheit zuwiderzuhandeln: Die Produkte werden stärker integriert sein und (siehe Flugzeug-Beispiel) besser funktionieren. Sie werden effizienter sein und wir werden an ausgewählten Komponenten Neuerungen vornehmen. Wem ein Teil des von uns angebotenen Systems nicht gefällt, sollte diesen auswechseln können. Luftfahrtunternehmen machen das auch. Wenn Ihnen die Sitze nicht gefallen, können Sie sie auswechseln, auch bei den Triebwerken haben Sie die Wahl und so geht es mit allem. Entscheidungsfreiheit ist also gegeben und auf gewisse Art ist es dieselbe Freiheit, die ein Ingenieur hat. Wir werden auf diese Möglichkeiten hinweisen. Offenheit aber ist das, was oberhalb der Plattform (der vereinheitlichten Ebene) entsteht. Die Innovation, die in der Datenverarbeitung stattfindet – und ich meine die große Innovation – dreht sich voll und ganz um die Anwendungen. Hier befinden wir uns noch in der Steinzeit. Wir versuchen, das Plattform-Konzept auf die nächste Ebene zu heben, damit die Plattform effizienter wird und aus 20/80 Kosten/Wartung 60/40 wird und all dieses Geld freigesetzt wird, damit mehr Raum auf der Plattform und mehr Anwendungen gekauft werden können, die darauf laufen und tatsächlich einen Wert für das Unternehmen schaffen. Was es bei Flugzeugen nicht gibt, ist eine Meta-Ebene, auf der bedeutende Innovationen stattfinden können. Es gibt vielleicht so etwas wie FedEx oder die Flugrettung, aber das kommt bei weitem nicht an die Vielfalt heran, die man in der Datenverarbeitung findet.

Zwischen den Zeilen: Seit Jahren zieht Sun über Microsoft her, weil deren Software-Angebot sehr stark integriert ist. Jetzt aber sagt das Unternehmen, dass die Vereinheitlichung eine höhere Ebene im Stack erreichen muss und dass der Lösungsanbieter Anstrengungen in Form von Integration und Feineinstellung der darunter liegenden Ebenen auf sich nehmen solle, damit die Transparenz zum Nutzen des Kunden gegeben ist. Je mehr Einfluss der Lösungsanbieter auf die unteren Ebenen im Stack hat, desto mehr Möglichkeiten bieten sich ihm für Innovationen auf diesen Ebenen, die letztlich den Kunden zugute kommen. Werden die Kunden Elemente auf der Komponenten-Ebene austauschen können? Gewiss, aber sie könnten sich dadurch um die Vorteile bestimmter Integrations- und Feinabstimmungsarbeiten bringen, die der Anbieter vorgenommen hat, um eine wettbewerbsfähige, zuverlässige und sichere Java- oder .Net-Versorgungsleistung mit hohem Durchsatz zu erbringen. Für IT-Abteilungen bedeutet dies, dass man, anstatt wertvolle Ressourcen für die Komponentenebene aufzuwenden, sich lieber auf die Middleware-Ebene konzentrieren sollte, um sich seine Optionen in Sachen Anwendungen offen zu halten. Sollte .Net tatsächlich über die Wintel-Plattform hinaus erweitert werden, eröffnete sich unterhalb der Middleware-Ebene eine noch offenere Auswahl.

Papadopoulos zur Zukunft des PC-Marktes: Sie wollen eine Prognose? In Sachen Profitabilität und Einnahmen wird der gesamte PC-Markt innerhalb der nächsten zwei Jahre implodieren, weil die Geräte auf einem übersättigten Markt billiger und billiger werden. Das ist ein klassisches Beispiel nach Clayton Christensen (dem Autor von The Inventor’s Dilemma). Seine Theorie besagt, dass sich Technologiemärkte tendenziell dahin entwickeln, dass die Produkte zunehmend luxuriöser werden, um den Bedürfnissen eines immer kleineren Marktsegments gerecht zu werden. Der Rest des Marktes ist übersättigt, einfachere und weniger leistungsfähige Geräte – die aber ausreichen und billiger sind – bedienen die Bedürfnisse des Massenmarktes. Der Chipsatz von VIA ist beispielsweise ein vollständiger PC der bei größeren Abnahmemengen für weniger als 50 Dollar zu haben ist. Es wird also PCs zu 100 Dollar und PCs zu 50 Dollar geben und keine Kompensation durch das Absatzvolumen. Schließlich kann man das Volumen nicht verfünffachen. Der Profit muss anderswoher kommen, eventuell von der Nachfrage nach Dienstleistungen, welche diese PCs erzeugen.

Zwischen den Zeilen: Selbst Dell wird sich nach einem trockenen Plätzchen im einträglicheren Bereich der Dienstleistungen und vielleicht sogar nach einem Platz unter den .Net- und Java-Versorgern umsehen. Dell bietet bereits schlüsselfertige Paketlösungen aus Linux und Datenbank an, die Begriffe „Versorger“ und „Vereinheitlichung“ greifen hier aber kaum, da die Pakete nur Oracle bieten. Eine weitere Konsolidierung wird der Markt durch natürliche Schrumpfung und durch neue Partnerschaften und Übernahmen erfahren. Die Kunden werden unter mehreren Pauschalanbietern wählen können, die nach Volumen abgerechnete Rechenleistung auf Basis von Java, .Net oder beiden bereitstellen.

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