Die Rolle der Festplatte: Aufstieg einer grauen Maus

Nicht nur, dass der Bedarf an Festplatten immer noch wächst – die Industrie ist durch ihr schon historisches Elvis-artiges Flair bekannt. Al Shugart, der bei IBM an der Erfindung der Festplatte mitarbeitete und später Seagate gründete, wirkt wie ein pensionierter FBI-Agent im Urlaub. Er trägt Hawai-Shirts, raucht Zigaretten und erzählt vom seltsamen Verhalten seines Hundes zuhause. „Während meinem einzigen Interview mit ihm zog Shugart mitten im Gespräch die Schuhe aus und legte sie auf den Tisch“, erzählt ein Reporter, der seit 20 Jahren über IT schreibt. „Dann hat er seinen Chauffeur nach einen Sack voller Essen von McDonald’s ausgeschickt.“

Und Finis Connor, der Gründer des Festplattenherstellers Conner Peripherals (jetzt Teil von Seagate) war für eines der größten Büros in der westlichen Hemisphäre bekannt – sagen diejenigen, die es je durchwandern durften.

Was der Industrie noch fehlt, sind Profite. Die meisten Festplattenfirmen machen Verlust oder einen ganz knappen Gewinn. Ein Gigabyte Speicherplatz kostet im Laden 50 bis 80 Cents. Wer viel kauft, zahlt sogar noch weniger. Googles Auslagen für Gmail sind wahrscheinlich gering, meint Jim Porter, Präsident des Marktforschers Disk/Trend.

„Mitter der 80er-Jahre gab es ungefähr 76 Festplattenhersteller“, sagt Porter. „Je nach Zählweise wird man heute vielleicht auf 10 kommen.“

Wie sehen die Perspektiven aus? Wahrscheinlich nicht großartig. Stuart Parkin, der für IBM Marktforschung betreibt, hat ausgerechnet, dass der Ausstoß der Festplattenindustrie bald alle jemals erzeugten Daten speichern können wird. Deshalb habe IBM die Abteilung an Hitachi verkauft, erklärt er.

Um zu überleben, meint Porter, müssen die Hersteller von Festplatten genau auf ihre Kosten schauen. Andererseits sind die Hersteller schon darauf vorbereitet, dass demnächst wieder 400.000 Terabytes E-Mail eintreffen – und die Empfänger sich fragen, wohin damit.

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1 Kommentar zu Die Rolle der Festplatte: Aufstieg einer grauen Maus

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  • Am 1. Juni 2004 um 8:02 von Dr. Horst Lüning

    Ist es denn ein Wunder?
    Hallo,

    die Festplatten-Hersteller dürfen sich das finanzielle Disaster höchstpersönlich auf die eigene Fahne schreiben. Wo sind denn die ganzen Neuerungen? Nicht da!

    Man erhöht die Kapazität und glaubt das wars. Weit gefehlt. Die Feld-, Wald- und Wiesenpaltten drehen seit 5 Jahren mit 7200 und brauchen 8,xms um die Information bereit zu stellen. Das bisschen höhere sustained Data Rate durch höhere Speicherdichte ist mit einer fragmentierten Platte schnell dahin.

    Warum soll ich mir neue Platten kaufen, wenn die neuen nur um 5 oder 10% schneller sind? Seit rund 5 Jahren bekomme ich nichts Schnelleres als ein 0+1 RAID-Array aus 4 Stk. 15k Platten. Um meine Performance Probleme kümmern sich die Hersteller einen Dreck.

    Wo sind denn die Platten mit zwei Armen, die man vor 10 Jahren als Phantombilder bewundern durfte? Wo sind die Platten, die parallel über 4, 6 oder 8 Köpfe gleichzeitig lesen können?

    Fehlanzeige auf ganzer Linie. Das Desaster ist hausgemacht. Nicht nur ich würde für eine Doppelarm 20k Platte mit parallelem 6 Kopflesen locker 1.000 EUR ausgeben. Aber die Herren denken ja nur in GB. Eine solche Platte hätte mehr als die doppelte Performance einer heutigen 15k Platte bei allen Parametern. Die Rechenzentren und Serveradmins würden sich die Finger danach lecken. Heute zahlen wir locker das 10fache für Solid-State-Disks oder Batterie-gepufferte RAM-Disks.

    Aber die Verantwortlichen bei Seagate, Maxtor, Hitachi und Co. denken leider nur in GB. Ok, auch das muss sein – aber nicht nur.

    Gruß
    Horst Lüning

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