Japan: Programmierer von P2P-Software verhaftet

Schöpfer des Tauschprogramms "Winny" gibt sich uneinsichtig und plädiert für neue Business-Modelle

Während die deutschen Behörden erfolgreich Jagd auf zwei Virenautoren machten, geht man in Japan gegen Programmierer von P2P-Software vor: Ein 33-jähriger Dozent ist jetzt festgenommen worden, weil er die beliebte Tauschsoftware „Winny“ entwickelt hatte. Erstmals ist im fernöstlichen Land damit ein Programmierer und nicht ein Nutzer von Tauschbörsen verhaftet worden.

Laut der Polizei in Kyoto ist Isamu Kaneko festgenommen worden, weil er dazu beigtragen habe, Urheberrechte zu verletzen. Kaneko hat an der Universität von Tokio Software-Entwicklung unterrichtet. Er habe bei der Festnahme gestanden, das Programm ins Leben gerufen zu haben.

Im letzten September hatte die japanische Polizei zwei User von „Winny“ festgenommen. Diesen war vorgeworfen worden, urheberrechtlich geschützte Software und Filme zu tauschen. Ihre Festnahme wiederum führte zur Verhaftung von Kaneko, der Winny unter dem Pseudonym „Mr. 47“ entwickelte und vertrieb.

Mit den jetzigem Urheberrecht zeigt sich Kaneko nicht zufrieden: Dies führe zwangsläufig dazu, dass digitaler Content illegal getauscht werde, so der Dozent. Er plädiert dafür, dass derzeitige Copyright-System radikal umzuwandeln und neue Business-Modelle einzuführen. Ironie der Geschichte: Kaneko war bei der halbstaatlichen Information-technology Promotion Agency(IPA) beschäftigt, wo man seine Programmierkenntnisse schätzte.

Winny ist die am meisten genutzte P2P-Software in Japan. Ein Hauptgrund dürfte sein, dass mit dem Programm ein anonymer Datentausch möglich wird.

Themenseiten: Business, Telekommunikation

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

8 Kommentare zu Japan: Programmierer von P2P-Software verhaftet

Kommentar hinzufügen
  • Am 10. Mai 2004 um 15:12 von XPeriment

    jetzt gehts aber los
    so einen quark hab ich ja noch nicht erlebt
    das jetzt programmierer von software verhaftet werden
    als nächstes bitteschön alle programmierer von betriemssystemen verhaften weil damit ist es ja möglich diese software laufen zu lassen und dadurch ist es ja wiederum möglich urheberrechte zu verletzen
    und die kriminellsten programme sind wahrscheinlich die verschlüsselungssoftware denn damit ist es ja möglich das die gesetzeshüter nicht mehr rumschnüffeln können was da denn verborgen ist, (könnten ja irgendwelche mp3’s sein)
    jetzt gehts aber echt los ;-)

    • Am 11. Mai 2004 um 21:18 von HAL9000

      AW: jetzt gehts aber los
      Aber wirklich! Unglaublich!!!

      Die Erfinder, Hersteller und Vertriebe für PCs, CPU/MMU/DSPs usw. auch gleich alle wegsperren. Damit hat das Übel des Digitalisierens ja erst angefangen ;-).

      Wir sollten gleich jede Elektronik verbieten. Was exportiert Japan in Zukunft? Waalfischfleisch?

      Gruß,

    • Am 10. August 2004 um 23:00 von Awenir

      AW: jetzt gehts aber los
      Es geht in der Tat los. Die Macht der Konzerne steigert sich und die schwachen, politischen Gremien beugen sich – langsam aber spürbar – den ewig hungrigen, unpersönlichen und gestaltlosen Multis. Dieser Wandel führt die Menschheit in ein neues Zeitalter. Auf Biegen und Brechen. der einzelne wird dabei meiner Meinung nach nur noch verlieren können, in der grauen Masse verschwinden … die daraus herausragen, werden ja jetzt schon verhaftet, nicht wahr ?

  • Am 11. Mai 2004 um 1:35 von Sandro P.

    Richtig so!!!
    Endlich fängt mal jemand an durchzugreifen. Es reicht wirklich, wenn sich Programmierer von P2P-Software in Unschuld wägen. Diese Programme führen nicht "nur" zum Tausch legalen Contents sondern auch zum illegalen Kopieren von kommerzieller Software. UND vernichten damit massivst Arbeitsplätze!

    Wer P2P-Programme für das Raubkopieren nutzt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er eines Tages von seinem Unternehmen vor die Tür gesetzt wird wegen der schwierigen wirtschaftlihcne Lage.

    • Am 11. Mai 2004 um 7:29 von Dirk

      AW: Richtig so!!!
      Hallo,
      ich halte ein solches Vorgehen, wie das gegen Isamu Kaneko, für ein falsches Zeichen. Eine Tauschbörse allein ist schliesslich noch lange nichts illegales, erst die Nutzer kriminalisieren dieses Instrument durch den illegalen Tausch von Software o.ä.
      Zeigt diese Verhaftung nicht eher die Hilflosigkeit des Staates?
      In letzter Konsequenz müssten dann doch auch die Betreiber von Speditionen und Postbetrieben hinter Gitter gebracht werden, weil über Ihrer Vertriebswege auch illegale Geschäfte abgewickelt werden.
      Neue Businessmodelle, sprich andere Lizenz- und Vertriebsmodelle für Software und digitale Medien, können schliesslich auch zum mehr Zahlungsbereitschaft führen.

      Wie denkt ihr darüber?

  • Am 11. Mai 2004 um 7:36 von Tutnix Zursache

    Waffenproduzent zum Tode verurteilt
    Diese Meldung müsste nach der Denkweise der japanischen Justiz als nächstes in den Medien erscheinen.
    So einen Schwachsinn hätte ich eigentlich von den Japanern nicht erwartet, eher schon bei den "verteidigern der einzig wahren Demokratie"

    • Am 10. August 2004 um 23:04 von Awenir

      AW: Waffenproduzent zum Tode verurteilt
      Niemand wird einen Waffenproduzenten anklagen. Von dem was er treibt, profitieren doch viel zu viele wichtige Leute, im Gegensatz zu P2P Software.. da ist die Lobby ohnmächtig. Sozusagen.

  • Am 12. Mai 2004 um 9:55 von Frère Jacques

    Wer ist uneinsichtig?
    "Schöpfer des Tauschprogramms "Winny" gibt sich uneinsichtig"

    Ist es nicht vielmehr so, dass Polizei und Filmindustrie uneinsichtig sind, wohingegen Isamu Kaneko sich völlig legitim verhält?

    Ich empfinde es als tendenziöse Berichterstattung, den Programmierer Kaneko als "uneinsichtig" zu bezeichnen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *