Mit Musik kann man den Muzio auf zwei Arten füttern. Am USB-Anschluss wird das Gerät unter Windows ME oder XP als USB-Massenspeicher erkannt, ohne proprietäre Treiber zu benötigen. Damit lassen sich dann MP3-Dateien oder WMA-Files per Drag&Drop sehr einfach auf den Player kopieren. Auf diesem kann man neue Verzeichnisse und Unterverzeichnisse erstellen, um die Dateien zu organisieren. Der Muzio kommt mit Bitraten von bis zu 320 KBit pro Sekunde zurecht, und kann auch MP3s mit variabler Bitrate abspielen. Beim Kopieren fällt das Interface nach USB 1.1 negativ auf. Es arbeitet für ein derartiges Gerät mit gemessenen 640 Kbyte pro Sekunde zwar recht fix, dennoch vergehen rund anderthalb Minuten bis eine Stunde MP3 im typischen Format mit 128 KBit/s auf den Player kopiert ist. In diesem Format kann unser Testgerät mit seinen 512 MByte über neun Stunden Musik speichern.

Wenn man, etwa wegen rechtlicher Einschränkungen, Musik nicht direkt in MP3-Files umwandeln kann oder möchte, zeichnet der Muzio sie auch von einer analogen Quelle auf. Das Gerät kennt dabei die Modi „Normal“ und „High“ mit jeweils 128 oder 192 KBit/s. Die damit erreichbare Qualität ist recht ordentlich. Wenn man das Maximum aus dem Gerät herausholen, oder die Spieldauer etwa für Hörbücher verlängern will, lässt sich das Aufnahmeformat auch frei bestimmen. Dabei sind zwischen 32 und 224 Kbit alle Spielarten möglich, Audio-Profis werden sich über die zahlreichen Optionen wie MP2-Aufzeichnung oder die variablen Bitraten freuen. Auch die Wandlung mit 48 Kilohertz ist möglich. Der Muzio kann eine längere Aufnahme automatisch in mehrere MP3-Dateien aufteilen, benötigt dabei jedoch Pausen mit absoluter Stille von zwei Sekunden – das ist bei kommerziellen CDs Standard.

Ist die Musik erst einmal im Player, so überzeugt der Muzio durch einfache Bedienung bei der Wiedergabe. Mit dem Joystick kann man schnell durch mehrere Ordner blättern und Wechsel von Song zu Song erfolgen blitzartig. M3U-Playlists, wie sie beispielsweise Winamp erzeugt, ignoriert der Muzio. Er arbeitet allein mit seinen eigenen Verzeichnissen. Dabei lassen sich die Inhalte eines Verzeichnisses, aber auch des gesamten Speichers in der Reihenfolge der Dateien oder aber zufällig wiedergeben. Auch ein Intro-Funktion wie beim CD-Player steht zur Verfügung. Die Namen der Songs zeigt der Player entweder per MP3-Tag nach Version 1.0 und 2.0 oder als Dateiname an. Beim Besuch von Jungsoft auf der CeBIT 2004 versprach der Hersteller für eine künftige Firmware auch die Unterstützung von Liedtexten, die dann im Display wie im Karaoke-Player synchron angezeigt werden.

Wer gerade eine Fremdsprache lernt oder sich als Musiker Passagen eines Songs „heraushören“ will, wird sich über das „Learning“-Feature des Muzio freuen. Damit lässt sich die Wiedergabe auf bis zu 75 Prozent der Originalgeschwindigkeit verzögern, was in 5-Prozent-Schritten ausgewählt werden kann. Die zu wiederholende Passage wird mit einem Tastendruck definiert oder aufgehoben.

Während Wiedergabe und Navigation wenig zu wünschen übrig lassen, gilt das nicht für das eingebaute UKW-Radio. Bei einem Streifzug durch München erwies sich der Muzio als nicht besonders empfänglich. In München senden nahezu alle Stationen über den Olympischen Turm. Selbst in Sichtweite des Bauwerks, zwei Kilometer von den Antennen entfernt, verrauschte der Player die Signale. Sobald auch nur eine Person zwischen Gerät und Antenne stand, nahmen die Störgeräusche noch zu. Beim manuellen Suchlauf für die 20 Speicherplätze (der Muzio kann nicht alle gefundenen Sender automatisch speichern) übersprang der blaue Zwerg öfter auch starke Sender. Also enttäuscht in den Bus nach Hause, und auch auf der Fahrt brach der Empfang immer wieder ab. Dort angekommen überprüften wir mit dem High-End-Tuner der Stereoanlage (Sony ST-S505ES) die Signalstärke. Es stellte sich heraus, dass der Muzio Sender unter 50 dB nicht mehr sauber einstellen kann und Rauschen einstreut. Da der Player das Kopfhörerkabel als Antenne verwendet, experimentierten wir auch mit längeren Strippen. Das Ergebnis verbesserte sich dadurch jedoch kaum. Bleiben Player und Kabel jedoch ruhig liegen, kann man mit dem Gerät auch überzeugende Aufnahmen der Radiosendungen machen. Ab Werk zeichnet der Muzio dabei mit 128 KBit/s auf. Bei starkem Empfang klingt das Radio auch ganz passabel, für unterwegs ist es aber schlicht ungeeignet.

Ein Lichtblick ist wiederum die Sprachaufzeichnung. Sie erfolgt in leicht abgewandeltem MP3-Format, was aber jeder PC ohne proprietäre Codecs wiedergeben kann. Selbst bei der höheren der beiden Kompressionsstufen ist das Mikro noch recht empfindlich, und stellt eine Unterhaltung klar aus Hintergrundgeräuschen heraus. Das Testgerät mit 512 MByte Speicher zeichnet dabei bis zu 130 Stunden auf – wenn man genug Batterien dabei hat.

Der Muzio wird ohne jegliche Software geliefert, die CDs in MP3s wandeln und die Dateien verwalten könnte. Zwar können das auch Windows XP und MacOS X selbst, andere MP3-Player bieten hier aber mehr. Immerhin wird noch „Muzio Utility“ für all die Sonderfunktionen mitgeliefert. Damit lassen sich unter anderem Radiosender über die Frequenz eingeben, nicht aber benennen, die Firmware aktualisieren und die „Avatare“ verändern. Diese Avatare sind kleine Animationen, die der Player unter anderem beim Einschalten oder bei der Wiedergabe anzeigen kann. Jungsoft stellt auf seiner Webseite einige verspielte Avatare zum Download bereit, sie können aber mit einer Bildbearbeitung auch selbst erstellt werden.

Themenseiten: Jungsoft, Peripherie

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...

ZDNet für mobile Geräte
ZDNet-App für Android herunterladen ZDNet-App für iOS

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu MP3-Player: Jungsoft Muzio mit OLED-Display

Kommentar hinzufügen
  • Am 11. August 2004 um 22:02 von Ruediger Muenzer

    Muzio MP 3 Player
    Interessaanter Artikel. leider haben Sie nicht vermerkt, dass es sich hierbei um den MUZIO JM 100 handelt. Da es ja auch noch den JM 200 gibt wäre das schon wichtig gewesen. Übrigens: leider hat der JM 200 keine Standard-Batterie (AAA Cell), was bedeutet, dass man nach 2-3 Jahren den defekten Akku samt Gerät wegwerfen kann.

  • Am 26. Juni 2005 um 12:44 von Arno

    Muzio 120
    Habe mir den Muzio 120 mit 256 MB für unter 80 Euro gekauft!! Super Gerät, cooler Sound, aber das Radio funktioniert nicht und das direkte Encoding über Klinke surrt und brummt vor sich hin. Das Bedingungshandbuch ist übrigens sehr schwer verständlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *