Virtueller Arbeitsmarkt der BA: „Ferrari-Motor in einer Ente“

ZDNet: Nach der Affäre um Florian Gerster hat die Behörde nun Ärger mit dem IT-Projekt „Virtueller Arbeitsmarkt“. BA-Chef Frank-Jürgen Weise und der zuständige Vorstand Heinrich Alt wollen von den explodierenden Kosten nichts gewusst haben. Kann das sein?

Deininger: Nein, garantiert nicht. Zumindest nicht beim Herrn Alt, der dafür die Verantwortung trägt und der mit dem Jürgen Koch ein tolles Bauernopfer gefunden hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Projektleiter in einer Behörde einen freien Verfügungsrahmen von 15 Millionen Euro hat. Das gibt’s in der freien Wirtschaft nicht, und das gibt’s sicher auch nicht in einer weitaus enger gemanagten Körperschaft des öffentlichen Rechts beziehungsweise Agentur nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute das nicht wussten. Ich kann nicht sagen, ob Herr Weise damals als Finanzvorstand darüber informiert wurde, dazu fehlt mir die Kenntnis, ich kann aber durchaus bestätigen, dass sich Herr Alt in den Meetings darauf bezogen hat. Von daher tut mit der Jürgen Koch sehr leid, denn ich habe ihn als engagierten und professionellen Menschen kennen- und schätzen gelernt. Wer seinen Job übernehmen wird, hat alle Hände voll zu tun, diese Rolle auszufüllen! Schließlich hat er es geschafft, pünktlich zum 1. März eine neue Online-Präsenz aufzubauen. Das ist auf alle Fälle ein Meilenstein.

ZDNet: Was wäre denn Ihr Ansatz für einen funktionierenden Virtuellen Arbeitsmarkt?

Deininger: Also, ich würde den Markt befragen, nicht nur Market-Maker mit ins Boot holen. Primär sollten die betroffenen Interessentengruppen mit involviert werden. Die brauchen nämlich keine Online-Hostess namens Bea oder anderen Schnickschnack. Die brauchen vielmehr direkte Transparenz, so dass jeder weiß, wo er anhand seiner Qualifikation in welcher Gegend, in welchem Sektor bei welchem Personalvermittler seinen Job findet. Auch sollte man sich mit den Firmen kurzschließen, angefangen beim Kleinstunternehmen bis hin zum Großkonzern und sie nach Ihren Anforderungen an eine Plattform fragen. Und ich hätte mich mit Playern im Markt zusammengesetzt, also mit Zeitarbeitsfirmen, Personalvermittlern, und Online-Stellenvermittlern. Das hat die BA nicht getan.

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1 Kommentar zu Virtueller Arbeitsmarkt der BA: „Ferrari-Motor in einer Ente“

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  • Am 6. April 2004 um 8:29 von George Migge

    Arbeitsbeschaffung statt Vermittlung
    Ja,ja, da haben wir es wieder. Die staatlichen bzw. öffentlichen Stellen wollen "um’s Verrecken" Arbeit behalten. Dazu gehört auch die Begehrlichkeit nach den Arbeiten, die jetzt bereits private Anbieter gefunden haben. Doch ein staatlicher Molloch kann nie, ich wiederhole, nie die Effizient erreichen, wie eine private Unternehmung.

    Ist der neue Chef unschuldig am ganzen Desaster? Vermutlich wohl nicht. Die ganze Agentur ist auf dem falschen Weg, wie wir gerade gelesen haben.

    Überall wo die rot/grüne Regierung öffentliche Stellen frisch besetzt hat, ist mehr auf das Parteibuch als auf die Qualifikation geachtet worden. Ja, man hat die Qualifikation ums Pöstchenschieben sträflich missachtet.

    Bundesrichter, Bundesbankpräsident, Leiter der BA, usw. Die Liste ist unedlich lang …

    Das kann nicht gut gehen! Wir brauchen weniger Staat und nicht mehr!!!

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