Kommentar: Bangen im Aufschwung

Das Ende der schweren Zeiten ist nahe - hoffentlich. Von allen Seiten hagelt es positive Meldungen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die beiden Bereiche, deren Einbruch vor über zwei Jahren die Branche in die Krise gestürzt haben: Das Online-Business und das PC-Geschäft.

Glaubt man den Analysten der Gartner Group, dann werden die Hersteller in diesem Jahr um 14 Prozent mehr PCs verkaufen als im vergangenen Jahr. Schon im abgelaufenen Jahr seien in Europa rund 13 Prozent mehr solcher Rechner verkauft worden als 2002. Aber was bedeutet das genau? Hat also die Branche grundlos gejammert? Wer weiß? Die Gartner-Zahlen sagen nichts darüber aus, ob mit den Stückzahlen auch der Umsatz gestiegen ist. Unerwähnt bleibt, dass Billig-Anbieter Dell die Wettbewerber vor sich her getrieben und zu immer niedrigeren Preisen gezwungen hat. Kein Wunder, dass die Schnäppchenjäger da zugeschlagen haben.

Auch der Jubel über den Rekord beim Anzeigenumsatz im Online-Geschäft ist mit Vorsicht zu genießen. Mit 2,2 Milliarden im vierten Quartal 2003 ist die Online-Werbung lediglich aus einem tiefen Tal zurückgekehrt und hat gerade einmal 3,7 Prozent mehr Umsatz erwirtschaftet als Ende 2000. Ganz anders entwickelte sich in diesem Zeitraum das Online-Geschäft. Laut Forrester stieg der europäische Umsatz im Business-to-Business-Bereich in den Jahren 2001 und 2002 von 77,9 Milliarden Euro auf 195,4 Milliarden. Im vergangenen Jahr betrug der Online-Umsatz allein in Deutschland 138 Millionen Euro, ebenfalls vorrangig im B2B-Segment, so der Branchendienst Bitkom. Aber auch im Geschäft mit den Konsumenten haben sich Unternehmen behauptet, die wie Amazon oder Ebay mehr zu bieten hatten als ambitionierte Luftschlösser. Wo es dagegen tatsächlich etwas zu kaufen gab, wurde gekauft. Kurz: Die enge Symbiose zwischen Werbewirklichkeit und New Economy gibt es nicht mehr. Das Anzeigen-Comeback taugt daher kaum als Indikator für einen neuen Online-Boom.

Und noch eine missverständliche Jubel-Meldung: Noch nie sind so viele Handys und Smartphones verkauft worden, wie in diesem Jahr – die meisten davon allerdings in China und Indien.

Wahr ist: Viele Unternehmen haben beim Ausbruch der Krise vorsichtshalber ihre IT-Budgets eingefroren, in den vergangenen zwei Jahren Sparpotenziale ausgelotet und neue Strategien entwickelt. Diese sind mittlerweile fertig, jetzt werden die Ärmel wieder hochgekrempelt und die Börsen für Investitionen geöffnet. Das ist schon deshalb nötig, weil das vor Jahren angeschaffte IT-Equipment längst abgeschrieben und einiges auch schlicht veraltet ist. Allein die Ersatzbeschaffung wird das Geschäft beleben. Fraglich ist allerdings in welchen Bereichen.

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