Nanotechnologie: Panikmache um den „Grey Goo“

Wie fing dies alles eigentlich an? Im Jahre 1959 hielt der Nobelpreisträger Richard Feynman einen mittlerweile berühmten Vortrag mit dem Titel: „There is Plenty of Room at The Bottom„. Darin erläuterte er in anschaulicher Weise, wie die Welt winzig kleiner Elementarteilchen zur Entwicklung verbesserter Systeme genutzt werden könnte.

Feynman stellte zunächst die verblüffende Frage in den Raum: Wie klein kann man schreiben? Dann beschrieb er, wie die Encyclopedia Britannica problemlos in einem Stecknadelkopf Platz finden könnte, worauf er rasch demonstrierte, dass alle Bücher der Welt in einem Speicherwürfel mit der Kantenlänge 0,13 mm untergebracht werden könnten. Daraus schloss Feynman, dass es möglich sein müsse, miniaturisierte Maschinen mit einem Durchmesser von nur wenigen Hundert Atomen (daher der Name Nanotechnologie) zu bauen, die zu einer präzisen Reproduktion fähig wären.

1959 erschienen Feynmans Ideen noch reichlich abstrus und weit hergeholt, doch nur 30 Jahre später sind sie bereits Realität geworden. 43 Jahre später haben sie sich nun in modische Schaudergeschichten verwandelt, wobei alles, was mit dem Begriff „Nano“ zu tun hat, sofort von den Medien und durch Protestgruppen infrage gestellt wird.

Wie kam Feynman als Physiker überhaupt auf diese Ideen? Als echter Ausnahmewissenschaftler hatte Feynman einen Exkurs ins Reich der Biologie unternommen, wo er einige verblüffende Beobachtungen anstellte, die hergebrachte Denkweisen und anerkannte Weisheiten verwarfen. Ich glaube, dass er einfach erkannte: Was die Natur kann, können wir auch. Wie wir heute wissen, trifft dies in diesem Fall tatsächlich zu. Dabei werden die entstehenden Anwendungen immer ausgefeilter und präziser. Was aber noch wichtiger ist: Wir können einen Großteil der ineffizienten Erprobungsprozesse per Versuch und Irrtum, wie sie in evolutionären Systemen erforderlich sind, vermeiden.

Themenseiten: Analysen & Kommentare, IT-Business

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

3 Kommentare zu Nanotechnologie: Panikmache um den „Grey Goo“

Kommentar hinzufügen
  • Am 7. Februar 2004 um 17:56 von Daniel Dünker

    naja
    "Grey Goo" ist ja das Thema eines Romans, aber jeder, der sich mit dem Thema Nanotechnologie beschäftigt hat, weiß, dass das alles noch Zukunftsmusik ist.
    Nanotechnologie ist ja eigentlich alles, was sich in einer Größenordnung unter 90nm befindet. Und somit ist sie in allen möglcihen Fachbereichen vertreten.
    Beton ist die älteste Nanotechnologie der Menschheitsgeschichte, was klar wird, wenn man die Struktur betrachtet.

    Aber von derartigen Horrorszenarien wie sie prophezeit werden sind wir weit entfernt, da momentan keine Möglichkeit besteht dreidimensionale Nanostrukturen gezielt herzustellen, wir also von derartigen Nanobots weit entfernt sind ;)

  • Am 19. Februar 2004 um 9:03 von Peter Schmid-Meil

    Ein Meisterstück des Kurzdenkens
    Peter Cochrane präsentiert sich in diesem Artikel als typischer Vertreter unserer schnelllebigen Zeit und der damit verbundenen Denkweise. Gleich in seinem Vorspann zitiert er allerlei Technologien und Krankheiten, die sich – seiner Meinung nach – als harmloser Medienhype heraus gestellt haben.
    Harmlos? Kommt auf die Betrachtungsweise an, würde ich sagen.
    Rinderwahnsinn: Inkubationszeit 10 – 15 Jahre. Wann war die ganze Geschichte doch gleich? Wieso eigentlich war? Das Problem existiert nach wie vor.
    SARS: Verwenden Sie den Begriff ‚harmlos‘ in diesem Zusammenhang mal in Ihrem nächsten Asienurlaub…
    Klonen, Stammzellenforschung, genmanipulierte Pflanzen, Mobiltelefonie: Das sind alles noch relativ neue Verfahren, bei denen sich erst zeigen wird, welche Schäden sie anrichten können.
    Interessanterweise hat er die Atomtechnologie nicht in seiner Liste, die ‚paar‘ Opfer waren wohl dann doch ein bisschen zu viel.
    Die Nanotechnologie ist zu neu und noch zu theoretisch, um die Möglichkeiten und Folgen konkret abschätzen zu können. Cochrane hat Recht, wenn er sagt, dass die Medien heute die Wahrnehmung von Gefahren diktieren und dabei auf Schlagzeilen aus sind und so manchen Ballon steigen lassen, der gleich wieder zerplatzt. Deswegen wird nicht der gehört, der sich am besten mit einer Problematik auskennt, sondern der, der am lautesten schreit.
    So wichtig Fortschritt ist, so wichtig ist auch Vorsicht, denn eins hat der Mensch ja wohl immer wieder konsequent geschafft: Alles was missbraucht werden kann, wird missbraucht – irgendwie und irgendwann.

  • Am 7. Mai 2008 um 9:15 von S. Bohlender

    Skepsis abschaffen?
    Der Anteil der negativen Bericherstattung ist geringer, als der Verfasser des Artikels denkt. Es findet meines Erachtens mehr positive Berichterstattung statt, s. "nano" – Magazin im TV. Was die sog. Panikmache angeht: "Grey Goo" (der Schleim) ist als Vision derzeit nicht utopischer als die Technolgie selbst. Nur, weil die bisherigen Technologien überwiegend positiv genutzt werden (wenn man das so sehen will), kann man für die Zukunft nicht zwangsläufig ableiten, dass es nie zu einer Grey Goo – Katastrophe kommt. Eine hoch entwickelte Nanotechnologie würde Umstürze von nie gesehener Radikalität verursachen, da greift der Rückblick auf den Umgang mit vergangenen technologischen Neuerungen nicht mehr. Lesetipp: "Technische Singularität", z.B. in Wikipedia.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *