Wir wollten IT als Jobkiller

Die Rolle der IT dabei: Internet-Shopping und Online-Banking machen für den Anbieter die personalintensiven Filialnetze überflüssig. Die Integration von IT-Services (etwa über Web-Services) machen viel Papierarbeit zum Beispiel bei der Überprüfung der Kundenbonität überflüssig, funkende Mikrochips (Radio Frequency IDs) helfen, den Warenfluss minutiös und ohne viele der bislang damit befassten Menschen zu planen. Ähnliches gilt für die Organisation von Lieferketten über das Internet. Via Netz lassen sich zudem nach Wunsch weltweit Aufgaben zentralisieren oder dorthin verlegen, wo es günstiger erscheint. Offshore-Produktion, Callcenter oder Outsourcing sind Verfahren, die vielen gut bezahlten Mitarbeitern hier zu Lande ihren Job kosten. Durch die Automatisierung von Rechenzentren beginnt zudem die IT-Revolution ihre eigenen Kinder zu fressen. Die Beispiele ließen sich beliebig ergänzen.

Wachsende Produktivität bei weniger Mitarbeitern beschränkt sich nicht auf eine bestimmte Branche oder Region. Von diesem Trend sind nur noch kreative Spezialisten ausgenommen. Das bedeutet: Anders als früher finden die freigesetzten Mitarbeiter nicht anderswo eine Aufgabe, denn wo immer sie sich umschauen, wird rationalisiert.

Kurz: Die Computer sind nach vielen Fehlschlägen zu genau dem Rationalisierungsinstrument geworden, auf das die Unternehmer immer hofften. Und ja, IT ist ein Jobkiller – nicht weil es so sein müsste, sondern, weil wir es so wollten und eigentlich immer noch wollen. Die westliche Zivilisation hat sich einen Menschheitstraum erfüllt – fast. Wie schon der heilig gesprochene Humanist Thomas Morus malte sich der heute geschmähte Sozialrevolutionär Karl Marx eine Zukunft aus, in der vier Stunden Arbeit am Tag reichen, um die Produktivitätsziele zu erreichen. Wir haben es im Prinzip geschafft. Darüber sollten wir uns freuen.

Jetzt geht es nur noch darum, die freie Zeit richtig zu verteilen. Denn so sehr die Lohnempfänger unter Arbeitsverdichtung stöhnen, so sehr leiden die „Freigestellten“ unter dem Mangel an bezahlter Arbeit. Als die Freien Demokraten nicht nur von Steuersenkungen träumten, sondern noch visionäre Ideen hatten, kam aus ihrem Kreis der Vorschlag eines Bürgergeldes, das jeder zur Deckung seiner Grundbedürfnisse erhalten sollte. Wer mehr wolle, müsse sich das Zubrot durch Arbeit verdienen. Das würde zu niedrigen Lohnkosten führen (weil ja nur ein Teil des Lebensunterhaltes damit zu bestreiten wäre) und damit ein gravierendes Einstellungshindernis beseitigen. Ob Unternehmer in einer solchen Welt allerdings die Rationalisierungsmöglichkeiten der Informationstechnik vorantreiben würden, erscheint zweifelhaft.

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12 Kommentare zu Wir wollten IT als Jobkiller

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  • Am 5. Januar 2004 um 21:00 von Normalo

    Wo ist das Ziel(!)?
    Und wer profitiert von dieser "schönen neuen Welt"?

    Die Masse wohl sicher kaum; was bleibt, ist das alte
    Spiel von Machtverteilung nach dem Matthäus-Prinzip:
    Wer hat, dem wird gegeben,wer nichts hat, dem wird genommen :-(
    Schöne Neue Welt :-(((

    • Am 6. Januar 2004 um 11:10 von Horst Lüning

      Das Ziel ist doch einfacher als man glaubt
      Ihr habt ja alle Recht. Doch als IT-Manager eines erfolgreichen Startups muss man anders antworten:
      Nicht die vorhandene Arbeit gleichmäßig auf alle zu verteilen ist zielführend. Das kostet nur unendlich viel Geld für zusätzliche Fixkosten pro Arbeitsplatz. Das lässt sich nicht reduzieren. 30 oder 35h Woche für alle geht deshalb nicht. Dazu kommt ein sich potenzierender Kommunikationsaufwand zwischen den ‚zu vielen 30h Teilzeit-Arbeitnehmern‘. In dieser Falle stecken wir derzeit alle.

      Die Lösung lautet: Arbeiten so rationalisiert wie möglich und mit dem Gewinn, den die Unternehmer machen, sehen wir Firmenneugründungen, die wieder neue, hochrationalisierte Arbeitsplätze schaffen. So wächst die Wirtschaft. Anders nicht.
      Und eins ist wichtig! Man muss dem Unternehmer einen tollen Gewinn lassen, sonst will er nicht arbeiten und investieren.
      Die basis-linken Sprüche und die so oft versuchte Zwangsausübung einer sozialen Verantwortung des Unternehmers führt leider zu nichts. Wenn der Unternehmer bei uns nichts verdienen kann, geht er halt ins Ausland. Das nennt sich Globalisierung. Übr man Zwang aus, führt das zurück zur DDR. Auch die Regierung scheint das langsam zu verstehen.
      —-
      Der Arbeiter hat keine Chance. Er muss den Job zu dem Geld nehmen, das er geboten bekommt. Der Unternehmer hat aber die Wahl. Er wird ausweichen, wenn die Bedingungen nicht stimmen. Ist das ungerecht? Vielleicht – aber das ist nicht die Frage.

      Gruß
      Horst Lüning

    • Am 7. Januar 2004 um 12:24 von W.K.A.Bierkant

      AW: Das Ziel ist doch einfacher als man glaubt
      Schon in Teilen war:Gewinn muss sein. Der Unternehmer ist das Pferd,das die Karre aus dem Dreck zieht.Aber gerade der Boss muss sehen,das er Kunden für sein Produkt oder die Dienstleistung findet. Da darf man aber den Kuchen nicht dadurch verkleinern, das man arbeitende Menschen abschafft! Sonst schafft man letztlich sich selber ab!
      Leben und leben lassen ist das alte,aber ware Motto!

    • Am 15. Juli 2005 um 15:15 von Human Resource

      AW: Das Ziel ist doch einfacher als man glaubt
      Sehr geeherter Herr "IT-Manager",

      was Sie und Ihre Mitdenker nie begreifen werden, ist:
      Es kommt letzten Endes nicht auf den Profit, auf Arbeitsplätze oder irgendein anderes wirtschaftliches Instrumentarium an.
      Es geht nur um Gerechtigkeit/Humanität.

      Ihre Überzeugungen haben nur in der Welt des Kapitalismus Bedeutung.
      Momentan leben wir zwar fast alle im Kapitalismus, aber der ist doch genauso marode, wie es der Sozialismus war/ist.
      Und wegen der Verwendung des Wortes Kommunismus im Zusammenhang mit Verlierer/Böse/etc.:
      Wissen Sie überhaupt, was Kommunismus bedeutet? Zeigen Sie mir EIN Land auf der Erde, welches wirklich kommunistisch ist.

      Das heutige, nur noch auf Maixmalprofit ausgerichtete Denken reicht von hier bis zur Schwanzspitze Euerer Ligisten… was also nicht sehr weit ist.

      Btw.: Ich habe schon einige IT-Manager erlebt und muß sagen, daß viele von denen als Mensch ne Null sind und fachlich fast noch schlimmer. Von daher erwartete ich nix anderes.

      -Auch IT-

      Noch was an CNET: Man ist selber verantwortlich für seine Beiträge, aber das Eigentum daran geht auf Euch über? Wie sieht’s mit dem geistigen Eigentum aus. IHR HABT NULL RECHTE AN MEINEM BEITRAG!!!

  • Am 5. Januar 2004 um 21:00 von Normalo

    Wo ist das Ziel(!)?
    Und wer profitiert von dieser "schönen neuen Welt"?

    Die Masse wohl sicher kaum; was bleibt, ist das alte
    Spiel von Machtverteilung nach dem Matthäus-Prinzip:
    Wer hat, dem wird gegeben,wer nichts hat, dem wird genommen :-(
    Schöne Neue Welt :-(((

  • Am 5. Januar 2004 um 21:00 von Normalo

    Wo ist das Ziel(!)?
    Und wer profitiert von dieser "schönen neuen Welt"?

    Die Masse wohl sicher kaum; was bleibt, ist das alte
    Spiel von Machtverteilung nach dem Matthäus-Prinzip:
    Wer hat, dem wird gegeben,wer nichts hat, dem wird genommen :-(
    Schöne Neue Welt :-(((

    • Am 6. Januar 2004 um 0:43 von Realist

      AW: Wo ist das Ziel(!)?
      Tolle Aussichten!
      Eine handvoll Leute pro Firma erledigen zukünftig die Arbeit von Tausenden und produzieren zudem noch 10mal mehr.
      Die Frage ist nur noch, wer den Produkte kauft, wenn er durch Arbeit kein Einkommen und somit zwar Bedürfnisse, jedoch keinen Bedarf mehr hat?

      Falls jemandem unklar:
      Bedürfnisse sind Wünsche und Erfordernisse nach Gütern.
      Bedarf ist der Teil der Bedürfnisse, der in Abhängikeit der Möglichkeiten des Einzelnen gedeckt werden kann und den er auch decken will.

      Fazit: Ohne Moos nix los und ein Interressent ohne Arbeit(Geld) ist kein Kunde.

    • Am 6. Januar 2004 um 1:54 von Robin Hood

      AW: AW: Wo ist das Ziel(!)?
      … und da gibts Leute in unserem Lande, die behaupten, ArbeitszeitVERLÄNGERUNG sei erforderlich, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und den Reichen müsse per Steuerermäßigung gegeben werden, damit auch die weniger Reichen mehr bekommen.
      Da bleibt doch wirklich nur Kopfschütteln und die Hoffnung, dass die Menschen in unserem Lande nicht ganz das Hirn ausgeschaltet haben.

  • Am 7. Januar 2004 um 12:15 von W.K.A.Bierkant

    Sehr vordergründig!
    Der Autor läßt eine Menge Aspekte aus,die die Autoindustrie heimlich,aber doch voll begriffen hat: Roboter kaufen keine Autos!
    Und gerade an die eigene Belegschaft wird man einen grossen Teil der Produktion los! Jahreswagengeschäft und vieles mehr wäre dramatisch zusammen gebrochen,hätte man nochmehr auf Roboter und EDV gesetzt! Genau hier liegt aber auch das Problem der Industrie: Was nützt die Produktivität, wenn niemand da ist,der sie bezahlt? In Indien kann man ja Spiele und Programme schreiben lassen oder IN China Modellautos fertigen lassen.Nur:Wer soll sie kaufen? Arbeitslose,zumal mit Familie haben garantiert kein Geld dafür! Es müßte doch allen klar sein,das ein Schneballsystem früher oder später platzt?!!Denn das ist m.E. das,was hier passiert!

    • Am 21. Januar 2004 um 22:48 von u.eglof

      AW: Sehr vordergründig!
      Es gibt in jedem Land den sogenannten "sozialen Frieden", treibt man damit Schindluder bis zum geht nicht mehr, kann es passieren, dass wieder "spezielle" Parteien Aufwind bekommen, da fehlt dann nur noch ein An(führer) und wir haben wieder dieselbe Scheisse im Land, darum wehret den Anfängen!
      Denkt mal 20 Jahre weiter!
      Was sich die Politiker und Manager in unserem Land heute erlauben, ist Menschenverachtung pur.

  • Am 12. Januar 2004 um 17:40 von hgh

    IT als Jobkiller ?
    Der Jobkiller sitzt wohl anderswo, in einer verfehlten Verteilungspolitik. Wenn die, die das Geld ausgeben müssen immer weniger (real) verdienen und die, die es nicht wirklich brauchen, nur noch pokern, immer mehr bekommen, stimmt es ganz woanders nicht.
    Die Abwanderung von Arbeitsplätzen ist der große Jobkiller und die Unfähigkeit, hier Arbeitsplätze zu schaffen. Geschaffen werden die schon, aber wo anders. Die Industrie in China und Rußland hat Wachstumsraten, davon können Poliker träumen. Bei der Millionen-Verlagerung ist IT ein Tröpfchen auf einen Stein. Das ganze klingt ein wenig nach: Das Fahrrad – die Bedrohung für die Menschheit.

  • Am 27. Februar 2004 um 12:02 von Helmut Rettig

    Sprachlicher Umgang mit der "IT"
    Es würde viele Ihrer Leser sicher freuen, wenn Sie diese überflüssigen Amerikanismen durch verständliche deutsche Worte ersetzten. Die deutsche Sprache ist präzise genug, die verschiedenen Darstellungen abzudecken, ohne dass man sich hochtrabend "akademischem" Denglisch bedienen muss. Soviel zum "fiedbäck".

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