Geschichte der Computerviren: Eine Plage wird 20 Jahre alt

Da es noch kein Internet gab, bat Walker die Anfragenden darum, ihm ein Band zu schicken, das er dann mit einer Kopie des Programms bespielen und zurückschicken konnte. Dieser arbeitsintensiven Tätigkeit wurde er schon bald überdrüssig: „Es war wirklich lästig und ich dachte deswegen darüber nach, wie man das Spiel am besten versenden könnte. Damals kam mir der Gedanke, es sich selbst reproduzieren zu lassen.“

Im Januar 1975 schrieb Walker dann das Programm „Pervade“, das huckepack auf einer neuen Version von „Animal“ saß. Jedes Mal, wenn jemand „Animal“ spielte, wurde auch „Pervade“ gestartet. Es prüfte Verzeichnisse und kopierte sich selbst in alle Verzeichnisse, die noch keine Kopie enthielten, außerdem überschrieb es alle älteren Versionen.

Walker erinnert sich, dass er einige Monate über die Auswirkungen des Programms nachgedacht habe, um sicher zu gehen, dass er keine Fehler gemacht habe, die zu Schäden führen könnten. Dann gab er das Programm heraus.

Innerhalb einer Woche meldeten die ersten UNIVAC-Administratoren anderer Unternehmen, dass „Animal“ plötzlich auf ihrem System aufgetaucht sei. Wochen später entdeckten noch weitere Unternehmen das Programm in ihren Systemen.

„Einige Monate darauf war es ein verbreitetes Gesprächsthema, was wiederum dazu führte, dass noch mehr Leute danach fragten“, so Walker. „Es verbreitete sich ebenso durch Mundpropaganda wie dadurch, dass es sich selbst in neue Verzeichnisse kopierte.“

Als UNIVAC eine neue Version seines Betriebssystems mit veränderter Verzeichnisstruktur herausbrachte, hörte das Programm „Pervade“ auf zu funktionieren. Aber Walker ist überzeugt, dass diese neuen Sicherheitsmaßnahmen mit einem modifizieren Code leicht zu überwinden gewesen wären.

„UNIVAC brachte all diese Sicherheitsverfahren heraus und hier zeigte sich ein Beispiel für eine Bedrohung, gegen die diese Verteidigungsmaßnahmen

„Animal“ sucht noch immer nach Verzeichnissen, die es seit dreißig Jahren nicht mehr gibt.
John Walker, Schöpfer des selbstreproduzierenden Mainframe-Spiels

nutzlos waren“, sagte er in Kommentaren, die Cohen zehn Jahre später noch einmal wiederholen sollte. Walker gründete in den frühen 80er Jahren das Unternehmen Autodesk und hält auch heute noch die Mehrheit der Anteile.

Die unvorhersagbare Natur der Viren bestätigt sich auch darin, dass sogar Walker sich bezüglich der Lebensdauer seines selbstreplizierenden Geschöpfs täuschte. Vor kurzem sprach er mit dem Administrator eines der Nachfolger der UNIVAC-Computer, eines Unisys 2200-Systems. Dieser sagte ihm, dass das Programm noch immer auf seinem Rechner aktiv ist.

„Es sucht noch immer nach Verzeichnissen, die es seit dreißig Jahren nicht mehr gibt“, sagt Walker.

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Neueste Kommentare 

1 Kommentar zu Geschichte der Computerviren: Eine Plage wird 20 Jahre alt

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  • Am 2. Januar 2004 um 18:16 von Dominik Nau

    Viren… irgendwie gut, das es sie gibt!
    Ich möchte als erstes sagen, das ich computerviren ganz bestimmt nicht fördern würden, aber irgendwie können wir den Freaks dankbar sein, die sowas prgrammieren! Ohne diese, hätten wir bestimmt nicht das Sicherheitslevel, was wir jetzt haben! Und sie zeigen uns doch immer wieder, das der Gläserne Mensch exestiert….

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