Peter Cochranes Visionen: Netzwerk-Power

Eine noch größere Veränderung der Leistungsfähigkeit von Netzwerken und der Gesellschaft brachte das Internet mit sich. Denn hier ist die gegenseitige Verbindung noch wesentlich leistungsfähiger als bei den Vorgängern Rundfunk bzw. Fernsehen und Telefon. Hier haben wir es mit einem Gewebe von Hyperlinks und der Verknüpfung von Adressbüchern zu tun.

Am leichtesten kann man sich vielleicht die Zunahme der Leistungsfähigkeit von Netzwerken vorstellen, wenn man an jemanden mit Schnupfen denkt und daran, wie sich das Virus über die Luft verbreitet: Jemand niest an einem öffentlichen Ort und steckt fünf Leute an. Am nächsten Tag niesen diese auch und stecken ebenfalls jeweils fünf Leute an – jetzt sind schon 31 Menschen infiziert. Tag für Tag erfolgt also eine exponentiale Zunahme der Infektionen in Höhe von 5 hoch n, wobei n die Anzahl der Tage ist. Genau so breitet sich das Internet proportional n hoch n aus – wesentlich schneller als alle anderen menschlichen Netzwerke vor ihm.

Oder man schaut sich an, wie sich Computerviren weltweit ausbreiten, nämlich sehr viel schneller als ihre biologischen Verwandten. Nehmen wir an, in Ihrem Adressbuch finden sich 30 Einträge und Sie infizieren sich mit einem Virus. Mit nur sechs Klicks kann man sämtliche Computer der Erde mit diesem Virus infizieren (30 hoch 6 = 0,73 Mrd.). Wenn man 300 Einträge in seinem Adressbuch hat, dauert das Ganze sogar nur 4 Klicks (300 hoch 4 = 8,1 Mrd.).

Wie bei Menschen ist auch bei Computern die gegenseitige Trennung sehr gering. Falls alle Computer mit nur 30 anderen verbunden sind, beträgt der Grad an Trennung nur 6, bei 300 Computern liegt er bei 4. Dabei wird natürlich angenommen, dass auf jedem Computer, auf den der Virus weitergegeben wird, exakt dieselbe Anzahl an Adressbucheinträgen vorhanden ist. Dies ist natürlich eine grobe Vereinfachung, aber ich denke, Sie verstehen, worum es geht.

Natürlich sollten wir uns über alle Arten von Viren Gedanken machen, über die Verbreitung von Krankheiten wie auch von Software, die unsere Netzwerke lahm legt. Aber wir sollten auch nicht die Tatsache aus den Augen verlieren, dass wir es mit einem Mittel für Kommunikation, Informationszugriff und die gemeinsame Nutzung von Know-how in einer Größenordnung zu tun haben, wie sie zuvor niemals möglich war.

Themenseiten: Analysen & Kommentare, IT-Business

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu Peter Cochranes Visionen: Netzwerk-Power

Kommentar hinzufügen
  • Am 22. Oktober 2003 um 0:33 von Realist

    Faktor Mensch vergessen?
    Bis auf einen Umstand muss ich Ihnen recht geben – der Mensch blieb im Grundwesen ein Tier! Macht- u. Kompetenzgerangel bestimmen das Leben; die Herrschaft im Rudel muss bestimmt werden!!
    Dazu ist manchem jedes Mittel recht, das geht von zurückhalten von Info’s und Daten bis zur böswilligen Verfälschung derselbigen, um im "Kampf" die eigene Position zu "optimieren".

    Wahrlich traurig, aber wahr.

    Ein Kollektiv-Denken wird weder jetzt, noch in Zukunft stattfinden und das ist gut so! Ohne "Wettkampf" kein Ansporn zu höherer Leistung.

    Nicht umsonst:
    "Konkurrenz belebt das Geschäft!"

  • Am 22. Oktober 2003 um 9:40 von Bill Bo

    Oh Man
    Zitat:
    "Sollen wir also angesichts des Aussterbens des Universalgelehrten verzweifelt die Köpfe schütteln? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Die Vorzüge der technologischen Entwicklung, die für diesen Niedergang verantwortlich ist, haben uns alle zumindest zum Teil leistungsfähiger gemacht. Wir haben womöglich ein Meer der Ignoranz geschaffen, aber wir haben ebenfalls Freiräume für Fähigkeiten geschaffen, die wir uns selbst vor 20 Jahren noch nicht vorstellen konnten."
    Oh Man. "Vielleicht, zum Teil, womöglich". Das einzige, was hier Substanz hat sind die Basics zur Informationsverteilung. Und was "Informations"verteilung für Folgen hat, sieht jeder in seinem Posteingang (Wohlbehütete schalten das SPAM-Filter mal eine Stunde ab).
    Darüber hinaus negiert der Autor die Tatsache, dass Information-für-sich-Behalter die Welt regieren. Und darin wird sich durch die Netze nix ändern, solange die nur den Gossip aus der Kaffeküche globalisieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *