Nutzer meiden Musiktauschbörsen im Internet nach Klagedrohungen

Die Zahl der User ist bis Juni auf geschätzte 10,4 Millionen von 14,5 Millionen im April gesunken

Die Musikpiraterie im Internet ist Experten zufolge deutlich zurückgegangen, nachdem die Plattenindustrie den privaten Nutzern von Musiktauschbörsen mit gerichtlichen Folgen gedroht hat. Die Zahl der Haushalte, die sich auf unerlaubte Weise Musik verschaffe, sei bis Juni auf geschätzte 10,4 Millionen von 14,5 Millionen im April gesunken, teilte das Marktforschungsunternehmen NPD Group am Donnerstag in Port Washington im US-Bundesstaat New York mit. Im Mai hatte der Branchenverband RIAA Tausende E-Mails verschickt, in denen er Musik-Tauschern Klagen androhte. Ende Juni hatte der Verband Urheberrechtsklagen gegen die aktivsten Nutzer über bis zu 150.000 Dollar je Urheberrechtsverletzung angekündigt.

Die Zahl der unerlaubt aus dem Internet heruntergeladenen oder von CDs gebrannten Musikdateien und -kopien sei Schätzungen zufolge im Juni auf 655 Millionen von 852 Millionen im April gesunken, teilte NPD weiter mit. Das sei das Ergebnis einer Befragung von 40.000 Internet-Nutzern.

Auch das Marktforschungsinstitut Nielsen NetRatings erklärte, die Klagedrohungen hätten Nutzer von Musiktauschbörsen im Internet abgeschreckt. „Das wirkt sich auf jeden Fall auf die Nutzung aus“, sagte Internet-Analyst Greg Bloom. So habe die Zahl der privaten Nutzer der Börse Kazaa in der vergangenen Woche bei 4,8 Millionen gelegen. Sieben Wochen zuvor seien es noch 6,5 Millionen gewesen. Der Rückgang der Musikpiraterie führe jedoch nicht automatisch zu einem Umsatzanstieg bei gewerblichen Musikplattformen im Internet wie beispielsweise dem iTunes-Dienst des Computerherstellers Apple. „Noch haben wir kein Anziehen bei irgend einem legalen Dienst festgestellt“, sagte Bloom. Unerlaubte Tauschbörsen hätten noch immer weit mehr Zuspruch als kostenpflichtige Angebote.

Der Branchenverband der US-Plattenindustrie RIAA vertritt die weltweit größten Musikunternehmen, darunter die zu AOL Time Warner gehörende Warner Music und die Musiksparte von Vivendi Universal, die Universal Music Group. Der Verband hat bislang mehr als 1000 Vorladungen an mutmaßliche Verletzer von Urheberrechten verschickt.

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6 Kommentare zu Nutzer meiden Musiktauschbörsen im Internet nach Klagedrohungen

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  • Am 23. August 2003 um 9:54 von Dirk Wierdemann

    Die Lizenz zum Gelddrucken
    Jetzt wird also langsam das Unrecht mit rechtlichen Mitteln legitimiert.

    Erinnert sich noch jemand an die glücklichen Zeiten, als ca 30cm durchmessende, schwarze Scheiben auf Plattenteller gelegt wurden?
    Die auch nach 50 Jahren noch spielbar sind und unabhängig vom Hersteller auf jedem Gerät?
    Wie war das noch?
    Das Vinyl verschwand und der Musikinteressierte hatte auf einmal 50,- Mack für zunehmenden Schrott zu bezahlen, der nach knappen 10 Jahren auch noch unspielbar zu werden droht – von wegen die CD wäre unkaputtbar!
    Wie kann es sein, dass man nach 10 Jahren immer noch eine Menge Geld für Stücke/Tracks/Lieder hinlegen muss, obwohl die Unkosten für die Produktion längst eingespielt sein müssten?
    Wie kann es sein, dass die Majors einen Luxustempel nach dem anderen als Firmenzentrale hinstellen und über die nachlassenden (sic!) Gewinne jammern?
    Euer Modell meine lieben Herren Musikmanager ist unfair und genau das ist der Grund, weshalb die wenigsten Downloader ein -von euch beklagtes- mangelndes Unrechtsbewußtsein haben!
    So wie das Spiel im Moment läuft, läuft es extrem zu Lasten der Konsumenten.

    Information rulez, if you don´t change your business, the consumer will…

  • Am 24. August 2003 um 0:26 von M. Großbernd

    Hasenfüße Datentauscher
    Es können nicht Millionen Datentauscher ein Verfahren bekommen.
    Was wird denn getauscht ?
    Meiner Beobachtung nach viel populärer Schrott, den selbst die Fans lieber nicht kaufen wollen, weil er ohnehin ständig im Radio gespielt wird (Radio: wirklicher Feind der Musikindustrie ?), oder Musik, die qualitativ hochwertig und zeitlos ist und leider meistens selbst in den Plattenläden gar nicht zu bekommen ist.
    LEUTE, MACHT WEITER !! DATENTAUSCH IST DIE VOLKSABSTIMMUNG GEGEN KOMMERZIELLEN SCHROTT !!!

  • Am 24. August 2003 um 3:43 von Pascal Ecarovich

    Nur falsche Angstmacherei, versucht es doch mal anders!
    Mal wieder dem Nutzer Angst machen, und drohen, und schließlich noch die Statistik von rückläufigen Fileshare-Usern grenzenlos breittreten, um noch mehr Leute abzuschrecken. Ich kann nur hoffen, daß es auch weiterhin wenigstens noch ein paar Millionen geben wird, die durchblicken, welch eine Täuschung da abläuft.

    Aber andererseits: Oh Wunder! Userrückgang im zweistelligen Prozentbereich und trotzdem keine olle CD mehr verkauft? Geht die Rechnung "Weniger Sharing= mehr Umsatz" womöglich doch nicht auf?

    Bei all den Titeln, die wir potentiell verboten heruntergeladen haben, sind die realen Ausgaben an Tonträgern/Videos zumindest bei mir trotzdem sogar gestiegen, ich gebe trotz Kazaa und Co. tatsächlich mehr Geld aus als vorher, wenn auch überlegter und etwas anders.

    Und ein Song, gerade noch gut genug zum Herunterladen, aber bei weitem zu schlecht zum Kaufen, würde eben gar nicht gehört, wenn ich ihn nicht umsonst bekommen würde. Also Mehrumsatz = 0.
    Jetzt jedoch kommt der Hammer: Wenn ich meine CD’s rechtmäßig und teuer genug gekauft, nicht mal mehr nutzen kann, wie ich will, ob auf All-in-one-PC-Hifianlage, oder altem Auto-cdradio, dann kauf ich sie nicht, sondern lad sie runter.

    Also, viel Geld für Antipirateriekampagnen ausgeben, nochmal reichlich Moneten für sogenannte Strafverfolgung, reichlich Zaster in Kopierschutzentwicklung schustern und dabei das Filesharing trotzdem nicht tot kriegen.
    Immer schlechtere Musiker immer besser bezahlen, die Preise für kontinuierlich günstiger zu erstellende Tonträger im Wochenryhthmus erhöhen, und dabei über Umsatzeinbußen meckern. Das ist doch einfach nur blind und weltfremd, dabei gäbe es soviel einfache Konzepte, wirklich etwas für den Umsatz zu tun.
    -Macht die Preise akzeptabel, 3 EUR für einen Song(normale Maxi) muss reichen
    -Nochmal Thema Maxi: Konsequent atraktiver machen.
    Liedtext rein, mindestens noch zwei bis drei weitere Versionen des selben Liedes + Karaoke, und vor allen Dingen, das Video zum Song mit dabei. Schon ist so eine Maxi, bei quasi denselben Kosten viel atraktiver.
    – Bringt Qualität zurück in den Mainstream. "Individualmusik" ist sowieso so rar oder qualitativ schlecht im Netz, die CD’s davon kaufen sich die Fans auch weiterhin im Laden, größter Downloadanteil ist eben Mainstream.
    -Wichtigster Punkt: Akzeptiert den Download im Netz: Bietet zusätzliche Dienste an (Highquality downloads, special secret versions, backround infos,etc) und hört auf, die Filesharer zu verteufeln. Die werden nur sauer, und kaufen immer weniger, die Industrie verplempert weitere Millionen und es wird nur schlimmer. Je mehr der Datentausch bekämpft wird, desto restistenter wird er. Stattdessen lieber Alternativen erarbeiten. Ändert euch selbst, und nutzt die Möglichkeiten, das bringt auf Dauer viel mehr.

    Ich weiß: Reines Wunschdenken. Die Plattenfirmen kriegen ja noch nicht einmal eine ganz einfache einheitliche 08-15 Downloadplattform gemeinsam hin. Aber ich hoffe, der Leser erkennt, das meine Meinung durchaus durchdacht war und kein populistisches Gebrüll a la "Alles Mist, ich bezahl nie was, alles Halsabschneider,etc"
    Die Hoffung stirbt zuletzt.
    Vielen Dank

    • Am 27. August 2003 um 11:59 von Squark

      AW: Nur falsche Angstmacherei, versucht es doch mal anders!
      Du hast ja soo was von Recht!!!
      Genau der Meinung bin ich auch.
      Warum soll ich mir eine CD für 40 SFr (23 Euro) kaufen, wenn ich sie dan nur auf meinen PC abspielen kann (Sollte doch eigentlich genau andersrum sein LOL) Um sie auf einem billig CD Spieler zu hören muss ich sie erst kopieren… (In der CH zum Glück noch erlaubt) Also, da habe ich nun weit weniger aufwand wenn ich mir die CD gleich aus dem Netz sauge. ausserdem habe ich dan sogar noch CD-Text und die Daten muss ich nichtmal mehr rippen um sie auf meinen MP3 Player zu quetschen…
      Ich kaufe deshalb keine CDs mehr, weil ich keine Produkte kaufen will die ich nicht gebrauchen kann und auch noch illegal einen Aufkleber haben dier mir das gegenteil verspricht… (Audio CD Standard) Ausserdem habe ich mir auch zuvor nur etwa alle 5 Monate eine CD gekauft…
      Übrigens: durch das Saugen von Filmen gehe ich nun etwa alle 2 Monate ins Kino und nicht nur alle 2 Jahre wie zuvor. Denn nun weis ich zuvor ob ein Film sehenswert ist oder eben nur Einheitsquatsch…

  • Am 25. August 2003 um 15:06 von Musikfan

    4,5 Millionen CD-Käufer gewonnen
    Die Aktion greift. Die knapp fünf Millionen vergraulten Tauscher werden jetzt also brav in die CD-Läden rennen und die Titel für 5 Euro (Single) bzw. knapp 20 Euro (Longplay) kaufen, schön mit Kopierschutz, der zur Belohnung die Mitnahme der gekauften Stücke im MP3-Player oder per gebranntem Sampler unmöglich macht…

    Na bei soviel Naivität habe ich doch ein breites Grinsen im Gesicht….

  • Am 10. September 2003 um 9:54 von chris

    musiktauschen im netz
    seit es tonbänder , und cassetten gibt wurde
    musik kopiert,
    nur es ist schade das es leute die mit sowas geld machen und uns kleinen leute sowas vermasseln.
    warum sind die cd auch so teuer, die herstellung ist doch nicht so teuer ,
    wenn der preis stimmen würde bestimmt keiner mehr kopieren .

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