Systemverwaltung: Die größte Herausforderung an Microsofts Marketingstrategen

Der „Clou“ an dieser Initiative ist das Konzept für die Vermarktung der Verwaltung: Dazu wurde die Dynamic Systems Initiative (DSI) ins Leben gerufen. Laut Michael Emmanuel, Senior Product Manager für Verwaltungssysteme bei Microsoft USA, werden die Anwendungen „bewusst“ arbeiten. Microsoft will uns also glauben machen, dass seine Anwendungen zu ihrer eigenen Verwaltung beitragen werden.

Hinter der DSI steht eine gewisse Logik. Denn wenn Anwendungen aus lose verknüpften Komponenten erstellt werden wie im Falle von Web Services, wird ihre Verwaltung sehr problematisch, sofern nicht die Komponenten selbst einen Teil der Verwaltung übernehmen. Außerdem wäre keine Automatisierung möglich.

Emmanuel vertritt die Ansicht, dass Software-Komponenten grundsätzlich für die Bedeutung ihrer Funktionen sensibel sein sollten. Die Verwaltung müsse auf jeder Ebene des Software-Stacks berücksichtigt werden und bereits in den Entwicklungszyklus der Software mit einfließen. Die Tendenz gehe weg vom Konzept anwendungsspezifischer Verwaltungspakete, die zusammen mit den Verwaltungsprodukten bereitgestellt werden, hin zur Einbettung der Funktionen in die Anwendung.

Mit anderen Worten, die DSI ist der im letzten Jahr gestarteten Microsoft-Initaitive des Trustworthy Computing für den Bereich der Sicherheit auffallend ähnlich. Man nehme einen Aspekt, in dem Microsoft anscheinend schlecht abschneidet (in diesem Fall die Verwaltbarkeit), verspreche dessen Berücksichtigung in zukünftigen Produkten und optimiere bereits vorhandene Anwendungen entsprechend.

Entscheidend ist hierbei das System Definition Module (SDM), eine XML-basierte Technologie, die in Betriebssysteme und Anwendungen integriert wird und Vorlagen für die Verwaltung erstellt. Die erste Version des System Center wird allerdings erst im kommenden Jahr erscheinen und dann bereits die neuen Versionen der für dieses Jahr angekündigten MOM- und SMS-Produkte enthalten.

Wie stets bei Ankündigungen von Microsoft werden auch diesmal Zweifel laut. So meinte Tony Hart, Managing Analyst bei Datamonitor, Microsoft wolle nun unbedingt einen Fuß in den Unternehmensbereich bekommen. Dies sei zwar eine durchaus vernünftige Strategie, Microsoft werde jedoch erhebliche Investitionen tätigen müssen, um die Anwender von seinen Angeboten zu überzeugen. Das größte Hindernis werde dabei in der Schaffung von Vertrauen bei den Kunden bestehen.

Hart wies darauf hin, dass die Vision von Microsoft momentan nur ein Luftschloss sei. Sie klinge zwar als Präsentation verlockend, doch wollten die Anwender mehr als nur attraktive Schlagworte. Sie warteten auf Demonstrationen in der Praxis und erste Implementierungen, bevor sie bereit wären, sich zu entscheiden.

Hart unterstrich zudem, dass die Anwender Microsoft nach wie vor als Anbieter für Desktop-Software betrachteten, die täglich neu hochgefahren werden muss. „Sie fragen sich daher, ob sie bei einer Verwaltung durch Microsoft auch ihr Unternehmen täglich neu starten müssten.“

Dennoch spricht ein Punkt eventuell für Microsoft. Es könnte sein, dass der übersättigte Markt für Verwaltungsprodukte (und die Unzufriedenheit der Anwender mit diesen) die Kunden zu einem Wechsel bewegt.

Datamonitor zufolge könnte die Systemverwaltung in der Tat für den Einstieg von Microsoft und eine Ablösung der vorhandenen Anbieter reif sein. So berichtete Hart, dass 68 Prozent aller europäischen Unternehmen bereits in traditionelle Lösungen zur Systemverwaltung investiert hätten – von Firmen wie Tivoli, BMC und Computer Associates. Somit könnten CA und Tivoli keine hohen Zuwachsraten mehr erwarten, da der Markt bereits gesättigt sei. 2003 würden nur 6 Prozent der Unternehmen in traditionelle Systemverwaltung investieren.

Wenn Microsoft also seine Versprechen halten und die vorhandenen Anbieter durch Bündelung zahlreicher Basisfunktionen übertreffen kann, nimmt es nur vorweg, was die herkömmlichen Lösungen ohnehin in naher Zukunft hätten leisten müssen – nämlich den Übergang zu Funktionen höherer Ebene, die eine Überwachung von Prozessen und Diensten ermöglichen.

Wie sind die Chancen für Microsoft also einzuschätzen? Man wird abwarten müssen. Diese Marketing-Strategie wird nicht über Nacht und auch nicht in einem Jahr zum Erfolg führen. Doch immerhin hat sich Microsoft bereits sehr entschlossen gezeigt.

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