Kann Microsoft den Kampf um die Medienformate gewinnen?

Schon seit Jahren gehen Musik- und Technologieunternehmen dazu über, mehr und mehr so genannten „Second Session“-Inhalt auf CDs unterzubringen.

Frühe Experimente beinhalteten häufig Multimedia-Inhalte wie Spiele oder Videos, oft in Apples QuickTime-Format. In den letzten Jahren haben die Plattenlabel ihre CDs um Weblinks, Videos und anderes Werbematerial ergänzt, allerdings sind solche Inhalte immer noch eher die Ausnahme.

In dem Maße, in dem die Labels sich stärker für kopiergeschützte CDs interessieren, haben sie jedoch begonnen, diese Second-Session-Inhalte verstärkt als Mittel zur Zerstreuung der Sorgen der Verbraucher zu sehen. Die Lieferung digitaler Dateien, die auf den Computer übertragen, auf einen MP3-Player kopiert und letztendlich sogar auf eine CD gebrannt werden können, wird Kritikern völlig den Wind aus den Segeln nehmen, die sagen, Kopierschutz beseitige die Flexibilität der Verbraucher, ihre eigene Musik nach Belieben zu benutzen. Zumindest im vergangenen Jahr haben die führenden Unternehmen im Bereich der Entwicklung von Kopierschutztechniken, darunter Macrovision und SunnComm Technologies, bereits darüber nachgedacht, das Microsoft Windows Media-Format für diese Second-Session-Inhalte einzusetzen. In vielen Fabriken für die Herstellung von CDs wurde bereits Technologie installiert, die es ermöglicht, die CDs mit Audiodateien im Windows Media-Format auszustatten.

Das Ergebnis ist, dass Microsofts Toolkit in einem Industriezweig angeboten wird, der sich ohnehin schon in die Richtung bewegt, die der Firma aus Redmond genehm ist. Was dadurch möglicherweise verändert werden könnte, sind die Geschäftsbeziehungen zwischen den Herstellern. Plattenlabel haben bereits mit Technologiefirmen wie Macrovision zusammengearbeitet, von denen sie das komplette Kopierschutzpaket gekauft haben. Theoretisch könnten sie ihre Aufmerksamkeit jetzt aufteilen und das grundlegende Kopierschutzpaket von Firmen wie Macrovision kaufen, während die Technologie für die Second-Session-Medien von Microsoft gekauft wird.

Diesmal ist es nicht so einfach, Microsofts Motive zu erkennen, wie während der sogenannten Browser-Kriege, als der Softwareriese exklusive Verträge und Verknüpfungen zwischen dem Internet Explorer und dem Betriebssystem Windows verwendete um seinen Rivalen Netscape Communications zu vernichten.

Einerseits ist das Verschenken des DRM-Toolkits keine völlig exklusive Sache. Die Musiklabel können die Technologie zum Erstellen des Second-Session-Inhalts auf der CD einsetzen, wozu DRM-geschützte Musik gehört, die bereits im Windows Media Audio-Format „vorgerippt“ wurde, sowie Songtexte, Bilder und andere Extras. Der ursprüngliche Musikinhalt der CD, die so genannte First Session, bliebe von diesem Prozess völlig unberührt.

Tatsächlich wären die Verbraucher auch weiterhin in der Lage, die Musik aus der First Session der CD ins MP3-Format umzuwandeln (zu „rippen“), das File-Sharing ließe sich dadurch also kaum unterbinden. Würde Microsofts Second-Session-Inhalt allerdings in Verbindung mit durch Macrovision oder SunnComm geschützten Inhalten der First Session eingesetzt, erhielten die Plattenlabel so die Möglichkeit, ein begrenztes Kopieren der Musik anzubieten. Diese Technologie könnte auch das Problem lösen, dass sich CDs, deren First-Session-Content kopiergeschützt ist, häufig nicht auf Windows-PCs abspielen lassen.

„Eines der Dinge, deretwegen Microsoft wirklich in Panik gerät, ist, dass Sony und andere dieses CDs veröffentlichen, die sich einfach nicht auf PCs abspielen lassen“, so Rosoff. „Microsoft will ganz bestimmt nicht, dass dies geschieht, und muss sich deshalb irgendeine Alternative ausdenken.“

Microsoft setzt darauf, dass DRM und Extras wie die Unterstützung von Windows Media Audio für 5.1-Surround-Sound für Plattenlabel und Verbraucher gleichermaßen interessant sind.

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