Aufstieg und Fall von Telekom-Chef Sommer

Vom Ausnahmemanager zum Buhmann der Nation

Als „Ausnahmemanager“ übernahm Ron Sommer im Frühjahr 1995 das Ruder bei der damals noch voll in Staatsbesitz befindlichen Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE). Sieben Jahre und drei Börsengänge später ließ er es wieder los. Hier die Stationen seiner Karriere bei dem Bonner Konzern:

16. Mai 1995: Der ehemalige Sony-Manager Sommer tritt sein Amt in der Bonner Telekom-Zentrale als Nachfolger des im Dezember zurückgetretenen Vorgängers Thomas Ricke an. Mit Blick auf den geplanten Börsengang im darauf folgenden Jahr setzt er gegen massive Kritik aus der Politik eine Gebührenreform durch, die teilweise Verteuerungen für die Kunden mit sich bringt.

18. November 1996: Sommer bringt die Telekom an die Börse. Millionen von Privatanlegern kaufen mit der T-Aktie erstmals ein Wertpapier, das in den kommenden Jahren stetig an Wert gewinnt. Sommer wird dadurch zu einer Art „Volksheld“.

28. Juni 1999: Auch der zweite Börsengang wird für Sommer ein Erfolg. Vor allem der Boom bei Internet und Mobilfunk beschert der T-Aktie einen Höhenflug.

Frühjahr 2000: Auf dem Höhepunkt der High-Tech-Euphorie überspringt die T-Aktie die Marke von 100 Euro. Die Internet-Tochter T-Online startet mit zweistelligen Kurszuwächsen selbst glanzvoll an der Börse.

19. Juni 2000: Beim dritten Börsengang stehen die Zeichen dann bereits schlecht. Die Aktie fällt unter den Ausgabepreis für die neuen Anteilsscheine von 66,50 Euro. Sommer setzt sich in der Folge immer wieder zum Ziel, diese Marke wieder zu erreichen – vergeblich.

24. Juli 2000: Neuen Schwung in das Unternehmen soll der Sprung über den Atlantik bringen. Sommer kündigt den Kauf des US-Mobilfunkbetreibers Voicestream für 50,7 Milliarden Dollar an.

August 2000: Die Telekom erwirbt nach Großbritannien auch in Deutschland eine UMTS-Lizenz für Multimedia-Mobilfunk und zahlt dafür an den Bund rund acht Milliarden Euro. Die Verschuldung wächst. Februar 2001: Sommer muss einräumen, dass der Immobilienbesitz der Telekom deutlich überbewertet ist. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachtes falscher Bilanzen.

30. Mai 2001: Der VoiceStream-Deal ist endlich besiegelt. Aktionäre des US-Unternehmens bekommen im Tausch T-Aktien, die sie erst nach einer Haltefrist wieder abstoßen dürfen. In den kommenden Wochen und Monaten machen erste Großanleger davon Gebrauch, der Kurs bricht wegen der Aktienschwemme ein.

10. September 2001: Die T-Aktie stürzt erstmals unter den Ausgabekurs des ersten Börsengangs.

5. März 2002: Sommer muss erstmals rote Zahlen für ein Geschäftsjahr verkünden. Der Netto-Verlust beläuft sich 2001 auf 3,5 Milliarden Euro.

23. April: Wegen des gescheiterten TV-Kabelnetzverkaufs an den US-Konzern Liberty Media muss Sommer sein Schuldenziel revidieren. Statt die Verbindlichkeiten in diesem Jahr auf 50 Milliarden Euro zu senken, geht er nun von Ende 2003 aus.

28. Mai: Auf der Hauptversammlung muss sich Sommer unter Buh-Rufen der Kritik der Aktionäre stellen. Anträge von Aktionärsschützern, ihm für das vergangene Geschäftsjahr die Entlastung zu verweigern, scheitern an der Unterstützung durch den Bund und Großaktionäre. Erstmals gibt es aber Presseberichte über eine von der Bundesregierung angestrebte Ablösung noch vor der Bundestagswahl.

14. Juni: Die T-Aktie fällt unter die magische Marke von zehn Euro. Damit hat sie seit den Höchstständen von Frühjahr 2000 einen Wertverlust von 90 Prozent erlitten. In den folgende Wochen stürzt das Papier bis auf 8,14 Euro.

9. bis 15. Juli: Erstmals kursieren in den Medien Berichte, die Bundesregierung suche aktiv nach einem Nachfolger für Sommer. Zahlreiche Top-Manager winken aber ab. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat stemmen sich zudem gegen eine Besetzung von außen. Als Kompromisskandidat wird der Technik-Vorstand Gerd Tenzer vorgeschlagen.

16. Juli: Sommer erklärt seinen Rücktritt.

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