Microsoft nutzt Diplomatie in China

Microsofts Marktentwicklung in China ist uneinheitlich. Obgleich die Firma einen bedeutenden Teil ihrer Forschung im Land durchführen lässt, wurde der Vertrieb durch Piraterie behindert.

„Wir liegen weit hinter unseren Erwartungen zurück“, sagt Tang von Microsoft China. „Der Softwaremarkt gestaltet sich nicht so, wie wir es uns wünschen.“

Vor zwei Jahren hatte die Firma außerdem mit schlechter Publicity zu kämpfen, als die ehemalige Managerin von Microsoft China, Juliet Wu, ihr Buch Gegen den Wind: Microsoft, IBM und ich veröffentlichte. Das Buch mit ihren Erfahrungen als Frau im chinesischen High-Tech-Markt wurde ein Bestseller und machte Wu berühmt. Sie wird sogar auf der Straße angesprochen, so heißt es aus verschiedensten Quellen in Peking.

Das Buch enthielt Anschuldigungen, dass Microsoft überhöhte Preise berechnete und nicht in China investieren wolle. Tang, der Microsoft China erst vor kurzem übernahm, stimmt Wus Äußerungen nicht zu.

Hinter den Kulissen aber begann Microsoft, offizielle Regierungsvertreter zu umwerben.

Vor ungefähr zwei Jahren, während eines China-Besuchs, sprach der Geschäftsführer von Microsoft, Steve Ballmer, mit Premierminister Zhu Ronghi darüber, dass die Firma in Joint Ventures mit einheimischen Firmen investieren wolle, so Xiduo Zhu, CEO von Censoft, einem der Unternehmen, in das Microsoft investierte. Joint Ventures werden in China gern gesehen, weil sie zu einheimischen Start-Ups und damit auch zu Technologie- und Know-how-Transfers führen.

Das Treffen mit Zhu führte zu weiteren Treffen mit Jia Qinglin, dem Parteigeneralsekretär von Peking. Jia vermittelte einen Kontakt zwischen Microsoft und Duan Yongji, einem einflussreichen lokalem Manager von Centergate Technology, einem chinesischen Software-Entwickler, so Zhu.

Centergate trat dann in Kontakt mit der Stone Group. Zhu hatte Stone geleitet (und vor ihm leitete Duan von Centergate die Stone Group). Alle zusammen, Microsoft, Centersoft und Stone, gründeten Censoft, die nun Business-Resource-Management-Software entwickelt.

Microsoft gründete noch ein weiteres Joint Venture, Wicresoft, eine Service-Firma, die sich darauf spezialisiert, proprietäre Anwendungen für chinesische und ausländische Kunden zu entwickeln.

Außer diesen geschäftlichen Bemühungen hat sich Microsoft auch bemüht, sein Image zu verbessern. Die Firma hat Geld und Technik für verschiedene Bildungsprojekte gestiftet, wie z.B. Project Hope, das daran arbeitet, Technologie-Training für Schüler und Lehrer in weniger entwickelten Regionen zu ermöglichen.

Und viele der Reformen in China haben auch Microsoft genutzt. Dokument 18, eine Verordnung der Regierung aus dem letzten Jahr, verbot Piraterie offiziell und setzte auch genaue Strafen für Käufer und illegale Händler fest. Microsoft stellte der Regierung Informationen über Piraterie zur Verfügung, sagte Tang von Microsoft China.

Obgleich die Firma die Ausschreibung in Peking an Red Flag verlor, hat sie doch andere Ausschreibungen gewonnen. Ein ähnlicher Vertrag in Schanghai ging an Microsoft. Und auch die Stadtverwaltung Peking nutzt Microsoft-Produkte für einige ihrer Projekte.

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