Liberty meldet dem Kartellamt den Einstieg bei Premiere

Das amerikanische Medienunternehmen hat 22 Prozent des Bezahlfernsehens von Rupert Murdoch übernommen

Wie erst jetzt bekannt wurde, hat Liberty Media bereits am vergangenen Freitag die Übernahme von vermutlich 22 Prozent an Premiere World beim Bundeskartellamt angemeldet. Das berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Es handelt sich um den Anteil, der bislang von Rupert Murdochs News Corp.-Tochter BSkyB gehalten wurde. Mitte des Monats hatte es bereits geheißen, die Gespräche stünden kurz vor dem Abschluss (ZDNet berichtete). Nach Angaben des Blattes hatte Liberty-Chef John Malone zuvor bekundet, eine vertragliche Vereinbarung mit Premiere World einer Beteiligung vorzuziehen. Die Anmeldung soll beim Hauptanteilseigner, der Kirch Gruppe, für Unmut gesorgt haben.

Neben dem Ärger von Leo Kirch hat sich Liberty auch den Unbill des Bertelsmann-Konzerns und seine RTL-Gruppe zugezogen. Diese wollen den Einstieg des US-Konzerns Liberty Media ins deutsche Kabelfernsehen verhindern. Beide Unternehmen seien beunruhigt und hätten ihre Bedenken auch beim Bundeskartellamt angemeldet, sagte ein RTL-Sprecher erst diese Woche.

Dem Kartellamt liegt bereits ein Kauf von Liberty zur Prüfung vor, mit dem der Konzern auf einen Schlag mit zehn Millionen Kunden größter Kabelnetzbetreiber in der Bundesrepublik werden würde. Das amerikanische Unternehmen hatte Anfang September für 5,5 Milliarden Euro (knapp 10,8 Milliarden Mark) in bar, Aktien und Anleihen sechs Kabelnetzregionen der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE), das entspricht rund 60 Prozent der deutschen Kabelnetze, übernommen. Wie Liberty-Chef John Malone und Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) Mitte des Monats in Berlin erklärten, soll die deutsche Firmenzentrale des Medienkonzerns in München angesiedelt werden. Außerdem sollen drei weitere Regionalzentren an zunächst nicht genannten Orten entstehen.

Problematisch für das Kartellamt könnte sein, dass mit Liberty ein Anbieter auf den Markt eintritt, bei dem „Netz und Inhalte zusammenkommen“. Liberty hält unter anderem Beteiligungen am US-Medienriesen AOL Time Warner (Börse Frankfurt: AOL) und an News Corp. von Rupert Murdoch und kann damit auch eigene Programme für die Netze bereitstellen (ZDNet berichtete).

Neben der Verknüpfung von Netz und Inhalten sieht das Kartellamt einen möglichen „Fortfall von Restwettbewerb“ auf der so genannten Netzebene vier als ebenfalls sehr problematisch an. Dabei geht es um die Kabelanschlüsse von der Grundstücksgrenze bis zum Endverbraucher; Liberty hat hier über seine weit reichenden Verflechtungen in Deutschland bereits mehr als einen Fuß in der Tür. Im Mittelpunkt stehen bei dieser letzten Kabelmeile der deutsche Anbieter Primacom und dessen Fusionspartner United Pan-Europe Communications (UPC) aus den Niederlanden. UPC-Großaktionär ist das US-Unternehmen United Globalcom, das derzeit mit Liberty fusioniert.

Bekommt Liberty Zugriff auf Primacom, brächte dies entscheidende Vorteile: Denn das Telekom-Netz reicht nur bei rund 3,5 Millionen der insgesamt zehn Millionen angeschlossenen Haushalte bis in die Wohnung. Sonst endet es an der Grundstücksgrenze. Die letzten Meter bei den künftigen Liberty-Haushalten befinden sich in Ostdeutschland und in Rheinland-Pfalz zum größten Teil in den Händen von UPC und Primacom.

ZDNet bietet einen News-Report zur Übernahme des Fernsehkabels für zehn Millionen deutschen Haushalte durch den amerikanischen Medienkonzern Liberty.

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